Richards Eltern sind verstorben. So kommt er zu Verwandten in das kleine Städtchen Ballantyne. Er ist kein einfaches Kind und hat daher auch nicht allzu viele Freunde. In der Kleinstadt verschwindet kurz darauf ein Jugendlicher. Es ist sein Mitschüler Tom und für alle steht der Schuldige recht schnell fest: Richard. Er wird von allen verdächtigt, weil er mit seinem Freund Tom im Wald unterwegs war. In der Nähe des Waldes fließt ein Fluss, der hochwasserführend zu einem reißenden Strom angewachsen ist. Hat Richard Tom von der Brücke in den Fluss gestoßen? Zwar versucht er sich gegen die Anschuldigungen zu wehren, doch er verstrickt sich zunehmend in Lügen und niemand glaubt ihm. Selbst für Richard ist Toms Abwesenheit zwischenzeitlich derart ungeheuerlich, dass er selbst kaum noch zu atmen wagt. Zu seiner Überraschung steht ihm wenigstens doch noch jemand zur Seite. Es ist Karen, das schönste Mädchen der Schule. Aber mit jedem Tag, an dem Tom weiter verschwunden bleibt, zweifelt er selbst immer mehr und sucht verzweifelt nach seinem Freund. Seine Suche führt ihn immer mehr auf die dunkle Seite von Ballantyne. Und dort steht das Nachthaus. Was geht hier vor? Was ist in jener Nacht geschehen?
Jo Nesbo, Jahrgang 1960, ist Musiker, Ökonom und Schriftsteller. Weltweit gehört er zu den populärsten und erfolgreichsten Kriminalautoren. Bekannt wurde er vor allem mit Kriminalromanen um den Hauptkommissar Harry Hole, von denen es mittlerweile zwölf Bände gibt. Seine Bücher wurden rund 20 Millionen Mal verkauft und in 47 Sprachen übersetzt. Heute ist er hauptberuflicher Schriftsteller und lebt in Oslo.
Bücher von Jo Nesbo sind immer etwas Besonderes und zudem für so manche Überraschung gut. So ist es auch bei seinem neuesten Werk „Das Nachthaus“. Er wählt für seine Handlung die „Ich-Erzählung“, eine Form des Geschichtenerzählens, bei der die erzählende Person die Ereignisse aus der eigenen Sicht erzählt.
In drei Teile ist das Buch aufgeteilt und dem Leser erschließt sich zunächst nicht unbedingt die Logik und Sinnhaftigkeit dieser Einteilung. Da ich nicht Spoilern will, erläutere ich dies aber auch nicht weiter. Zeitweise war ich mir selbst nicht mehr so sicher, wo die Geschichte eigentlich hingehen soll, besser was denn davon noch Realität oder nur Fiktion ist. Jo Nesbo beschreibt in "Das Nachthaus" ein klug gewebtes Szenario inklusive der beteiligten Personen und gewährt so Stück für Stück einen Einblick in das Leben von Richard, um dann doch wieder mit geschickten Wendungen in eine andere Richtung zu gehen. Letztendlich schließt sich zwar am Ende der Kreis dieser ungewöhnlichen Geschichte, doch das eine oder andere Fragezeichen bleibt irgendwie doch bei mir. Ob man diesen in meinen Augen zuweilen verrückten Genre-Mix mag, ist definitiv Geschmackssache. Sicherlich ist „Das Nachthaus“ eine für Jo Nesbo eher untypische Art und Form, die er mit diesem Roman eingeschlagen hat, doch ich bin mir sicher, dass er damit dennoch eine passende Leserschaft findet. Für seine Fans ist dieses Buch auch wieder Pflicht, für Nesbo-Neulinge mindestens ebenso lesenswert.
288 Seiten, Ullstein Hardcover Verlag, 24,99 Euro