Bevor man sich den Roman „Creepers“ von David Morrell zu gemühte führt, sollte man erst einmal wissen, mit wem oder was man es hierbei zu tun hat. „Creepers“ sind meist zwischen achtzehn und dreißig Jahre alt, intelligent und gebildet, an Geschichte und Architektur interessiert. Bis dahin nichts wirklich Außergewöhnliches. Was diese Menschen so besonders macht ist, dass sie illegal in alte leer stehende Gebäude eindringen, um sie zu erkunden und etwas über ihre ganz eigene Geschichte zu erfahren, ohne jedoch etwas im Inneren der Bauten zu verändern.
In einer stürmischen Oktobernacht treffen sich in einem alten Hotel in New Jersey fünf Abenteurer, die vier „Creepers“ Rick, Cora, Vinnie, Professor Conklin und Balanger, ein angeblicher Reporter, der eine Reportage über die vier „Creepers“ schreiben soll. Das ausgewählte Objekt der „Infiltrierer“ ist das Paragon Hotel, welches im Asbury Park, dem ehemaligen Vorzeigeobjekt New Jerseys steht, das seit fast vierzig Jahren geschlossen ist. Über einen unterirdischen Schacht steigen die fünf in das Hotel ein. Begleitet von riesigen Ratten und fünfbeinigen Katzen gelangen sie in das Innere des alten Gemäuers. In der Lobby des Hotels stoßen sie auf alte Hotelunterlagen und Conklin erzählt ihnen von dem seltsamen Erbauer des Hotels, der aufgrund der Bluterkrankheit nie das Hotel verlassen hat und seinen ebenso merkwürdigen Gewohnheiten das Hotel zu führen. Sie beschließen in die oberen Etagen vorzudringen und beginnen das Hotel zu durchkämmen. Nach zwei beinahe tödlichen Unfällen, bei denen sich der Professor und Vinnie schwer verletzen, versuchen sie zu der einstigen Suite eines Mafiagangsters vorzudringen, der in einem geheimen Tresor große Reichtümer hinterlassen haben soll. Doch bevor sie bei der Suite ankommen, müssen die fünf feststellen, dass sie nicht allein in dem Hotel sind. Sie werden von drei gewalttätigen Typen gefangen genommen, die die fünf beim Einstieg in das Hotel beobachtet haben und mit anhörten, wie sich die „Creepers“ über die möglichen Schätze des Hotels unterhalten haben. Sie zwingen Balenger und Vinnie nach dem Tresor zu suchen und bringen, um ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen, erst einmal Rick um.
Doch kaum haben sie den Tresor gefunden, erleben sie eine Überraschung: Der Inhalt des Tresors lebt, eine junge Frau ist darin gefangen. Panisch erzählt sie von ihrem Peiniger, der sich in dem Hotel häuslich niedergelassen hat und der schon bald Jagd auf die „Creepers“ und ihre Geiselnehmer macht. Er hat nicht vor, Zeugen zu hinterlassen und scheint den Opfern immer einen Schritt voraus zu sein.
„Creepers“ ist ein Thriller der Spitzenklasse. Was zu Beginn wie ein harmloser Abenteuertrip in ein unheimliches aber verlassenes Hotel wirkt, wird schon bald zu einem unfreiwilligen Kampf um Leben und Tod. Nicht nur die Geheimnisse der einzelnen Protagonisten, die im Laufe der Erzählung immer wieder unvorhersehbare Wendungen einbringen, sondern auch das Hotel selbst bergen jede Menge Überraschungen und machen aus dem Roman den besten Thriller, den ich in den letzten Jahren gelesen habe.
"Creepers", David Morrell; 432 Seiten; Verlag Droemer/Knaur; 7,95 Euro.