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Grüß Gott, Hollywood

Mein Leben zwischen Heimat und Rock 'n' Roll

Es verfolgt ihn schon sein ganzes Leben und wird so schnell nicht enden: die ständige Erklärung, dass er eben Harold mit einem "o" heißt und nicht Harald. Dass es so ist, liegt an seinem Patenonkel, dem US-amerikanischen Colonel Harold H. Clark, der nach dem Krieg in Bayern stationiert war. So kam der kleine Harold früh in Berührung mit dem vielgepriesenen "American Way of Life". Inzwischen ist er als Komponist, Arrangeur und Produzent einer der ganz Großen im Musikgeschäft, und hat für seine Arbeit zahlreiche Preise, darunter eine Oscar-Nominierung und zwei Grammys, gewonnen. Zeit, um in seiner Autobiographie "Grüß Gott, Hollywood" von seinem bewegten Musiker-Leben zu erzählen.

Der Musik war er früh verfallen, nachdem die Großfamilie Faltermeier (nur Harold hat seinen Nachnamen internationalisert und schreibt ihn daher "Faltermeyer") immer schon in Baldham zusammen gelebt und oft musiziert hat.
Harold hatte schon mit 13 Jahren seine erste Band, in den kommenden Jahren in wechselnder Besetzung, in der seine Freunde, sein Bruder und er zunächst Coverversionen, später dann auch eigene Kompositionen spielten. Dank des Managements des Vaters schafften sie es schnell zu lokalen und regionalen Auftritten, sogar einen Auftritt im deutschen Fernsehen gab es. Schnell verdienten sie ihr erstes Geld mit der Musik, was Harold dazu bewegt hat, die Schule - mit dem Segen des musikbegeisterten Vaters - nicht abzuschließen, dennoch auf der Musikhochschule München zu studieren. Noch vor Beginn des Studiums verdiente er sich sein Taschengeld im Aufnahmestudio der Deutschen Grammophon, in dem er schließlich eine Ausbildung zum Tontechniker abschloss. Seine schnelle und akribische Art zu arbeiten sprach sich schnell herum, und so wurde Giorgio Moroder auf ihn aufmerksam, der ihn für die Arbeit in seinem Studio mit internationalen Künstlern einstellte. Und so kam Harold bald mit den ganz Großen des Musik-Geschäfts in Berührung, und produzierte unter anderem Donna Summers Platten im weltweit bekannten Münchner Disco Sound. Sein Weg führte ihn bald unweigerlich in die USA, wo dann auch Hollywood auf ihn aufmerksam wurde, und so kam es, dass er plötzlich Filmmusiken komponierte und produzierte. Sein Werk "Axel F." beeinflusste zahlreiche Musiker und brachte ihm den hart erarbeiteten Weltruhm ein, seine "Top Gun Anthem", die er zusammen mit dem Gitarristen Steve Stevens einspielte, ist legendär. Zu Letzterer als musikalisches Thema für die Bruckheimer-Produktion hat ihm übrigens Billy Idol geraten, der gerade im Nachbarstudio seine Platte aufnahm.
Der lizensierte Berufspilot und dreifache Vater hat sich aber letztlich für seine Heimat und seine Familie entschieden, und zog wieder zurück in sein geliebtes Bayern, wo er noch immer am Familiensitz auf dem Tannenhof, genannt "Faltydorf", wohnt. Hier hat er sich ein Studio eingerichtet, komponiert und produziert weiterhin für verschiedene Künstler, Kinofilme und Fernsehserien. Daneben macht der bekennende "Naturbursch'" seine eigenen Weißwürste, kocht leidenschaftlich für Familie und Freunde, arbeitet gerne mit Holz und schmiedet Eisen oder ist, wenn er nicht arbeitet, am liebsten in der Natur unterwegs, beim Bergsteigen oder beim Jagen.

Es ist schon verwunderlich zu sehen, wie das Sonntagskind Harold Faltermeyer eher zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und zu seinem Welterfolg gekommen ist, den er sich dennoch hart erarbeitet hat. Er gibt in seiner Autobiographie schonungslose Einblicke in das Musikbusiness, wo Drogen und Alkohol zum Alltag gehören, wofür bei einer Plattenproduktion Geld verbrannt wird, wie Plattenverträge ausgehandelt werden und mit welchen Starallüren Studiotechniker umgehen müssen. Auch sein Privatleben legt er offen, mit allen Problemen, denen er sich im Laufe der Zeit stellen musste, inklusive Scheidung und Burn-Out, erzählt stolz von seinen Kindern und von seinen besten Freunden, zu denen auch viele prominente Stars zählen, und wieso er sich ein Leben in Hollywood auch weiterhin nicht vorstellen kann.

Beeindruckend lässig und amüsant erzählt Faltermeyer in "Grüß Gott, Hollywood" aus seinem Leben, wie aus dem kleinen Buben vom Tannenhof direkt neben der Bundesstraße 304 ein gefeierter Weltstar in Hollywood wurde, dessen Kompositionen weltweit die Charts gestürmt haben, und er trotzdem der stets heimatverbundene, bodenständige Bayer geblieben ist, und so ist es ein echtes Lesevergnügen, seinen Lebensweg zu verfolgen. Sehr unterhaltsame Lektüre aus der Glitzerwelt der Schönen und Reichen und ein unverstellter Blick hinter die Kulissen von Tinseltown!

Pascal May