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Packeis

Im Juni 1913 verlässt die Karluk, ein hastig umgerüsteter Walfänger, mit 22 Männern (später stoßen eine Frau und zwei Kinder hinzu) den kanadischen Hafen Vancouver, um noch unentdecktes Land der Arktis zu erforschen. Es ist die Zeit der spektakulären Wettläufe im Eis: Peary hat gerade den Nordpol erreicht, Amundsen im tragischen Wettkampf den Südpol. Der Leiter der Expedition, Vilhjalmur Stefansson, will keine Zeit verlieren und stellt hektisch eine Crew zusammen, deren Mitglieder aus acht Ländern stammen – gerade mal zwei von ihnen haben Polarerfahrung.
Das Schiff gerät schon bald in Polarstürme und kommt vom Kurs ab. Stefansson geht plötzlich von Bord und überlässt die Mannschaft ihrem Schicksal: Nach fünf Monaten im Packeis wird das Schiff vom Eis zerdrückt, und der Überlebenskampf beginnt. Acht Männer, die auf eigene Faust aufbrechen, bleiben für immer verschwunden. Unter den Zurückgelassenen kommt es zu tödlichem Streit. Am Ende marschiert der Kapitän siebenhundert Meilen durch Sibirien, um Rettung zu holen ...
Die amerikanische Autorin Jennifer Niven, ehemals Drehbuchautorin, Journalistin und Lektorin, hat in ihrem Erstlingswerk sämtliche Aufzeichnungen und Tagebücher der Expeditionsmitglieder gesichtet und dabei eine Geschichte rekonstruiert, die ebenso dramatisch wie anrührend ist – nicht allein heldenhaftes Durchhalten und wundersame Rettung, sondern Ruhmessucht und Eitelkeit und die Kraft der Sehnsucht machen diese Geschichte zu einer Parabel über den unstillbaren Drang des Menschen, seine eigenen Grenzen zu ignorieren.

Pascal May