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Sophie van der Stap - Heute bin ich blond

Krebs hat sich als Erkrankung mittlerweile in beinahe jede Familie auf irgendeine Art und Weise eingeschlichen. Ob man selbst betroffen ist oder ein enger Angehöriger, die Krankheit ist inzwischen schon eine Volkskrankheit und keine Altersschicht ist davon ausgenommen. So schildert Sophie van der Stap in ihrem Buch „Heute bin ich blond“ ihre eigenen Erfahrungen mit dieser Krankheit, vom Verdachtsmoment bis zum Ende der aufzehrenden Behandlung.
Im Januar 2005 wird bei der damals 21-jährigen Sophie eine seltene Form von Lungenkrebs diagnostiziert, der bei Erwachsenen als überaus aggressiv gilt und sehr selten ist. Sophie, die sich gerade mitten im Studium befindet und voll und ganz ihr Leben genießt, wird schlagartig aus ihrem bisherigen beschaulichen Leben gerissen und muss sich einer 54-wöchigen Therapie unterziehen. Als ihr nach der ersten Chemotherapie die Haare ausgehen, möchte sie nicht, dass jeder ihren „Krebskopf“ anstarrt und beschließt eine Perücke zu kaufen. Nach längerer Suche wird sie fündig. Da die Perücke ihr Äußeres und somit ihren Typ verändert, gibt sie ihr einen Namen, um so ihr neues Aussehen zu charakterisieren. Sie testet, inwieweit ihre Umwelt mit ihr und ihren verschiedenen Identitäten umgeht und muss feststellen, dass die Reaktion auf ihre Erkrankung und die damit verbundenen Veränderungen sehr unterschiedlich ausfallen. So hat sie Probleme einen neuen Lebenspartner zu finden, zum einen fühlt sie sich mit ihrer Erscheinung als Krebspatient gehemmt, zum anderen kommen die von ihr begehrten potentiellen Freunde nicht immer mit ihrer Krankheit zurecht. Bald findet sie weitere Perücken, mit denen sie je nach Lust und Laune ihren durch Chemotherapie und die zwischenzeitlichen Pausen definierten Alltag zu verändern. Jede Perücke an sich bedeutet ein Lebensgefühl und durch das ständige Auf und Ab in ihrem neuen Leben hat sie schnell eine stattliche Sammlung von neun Perücken, die ihr aus der Bahn geworfenes Dasein begleiten.
Sophie van der Stap schildert sehr einfühlsam und ohne ihre Situation zu beschönigen die Schwierigkeit, sich von heute auf morgen auf ein komplett neues Leben einzustellen, das nicht mehr von der Hektik des Alltags geprägt, sondern durch seine eigenen Gesetze bestimmt ist. Obwohl sie ihren Kampf vorläufig gewinnt, wird dem Leser doch sehr genau vermittelt, wie verbreitet diese Krankheit inzwischen ist und es den Einzelnen jederzeit ohne Vorwarnung treffen kann, wobei in vielen Fällen die Geschichte leider nicht gut ausgeht.

Michaela Straube