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Susan Hill - Der Menschen dunkles Sehnen

Häufig liest man in den Nachrichten über Menschen, die urplötzlich spurlos verschwinden und über die besorgten Angehörigen, die verzweifelte Aufrufe in Zeitungen oder dem Fernsehen starten, um Nachricht von den Verschwundenen zu erhalten, oder die Bevölkerung um Hilfe zu bitten. Die Verzweiflung der Angehörigen, die Bemühungen der Polizei um Aufklärung und die Anstrengung eines Serienkillers, seine Identität weiter zu verschleiern, treffen in Susan Hill’s Roman „Der Menschen dunkles Sehnen“ aufeinander.
In der Kleinstadt Lafferton verschwinden innerhalb von kurzer Zeit mehrere Menschen, ohne dass sich zuerst ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen erkennen lässt. Die junge Polizistin Freya Graffham wird kurz nach ihrer Versetzung nach Lafferton von der besorgten Chefin eines Altersheims auf das Verschwinden der Alleinstehenden Angela Randall aufmerksam gemacht. Die Anfang Fünfzigerin erscheint von heute auf morgen nicht mehr zur Arbeit, obwohl sie als sehr zuverlässig gilt. Bei der Durchsuchung des Hauses entdeckt die Polizistin ein verpacktes Geschenk mit einer Widmung, für das sie trotz Nachforschung im Privatleben der Verschwundenen keinen „Empfänger“ findet, was die junge Frau stutzig macht. Da keine weiteren Hinweise gefunden werden, soll Graffham den Fall zu den Akten legen. Die engagierte Frau forscht trotzdem auf eigene Faust weiter nach und als nacheinander noch zwei Menschen verschwinden, glaubt sie nicht mehr an einen Zufall. Die drei Vermissten sind in der Nähe eines kleinen Hügels, der in einem Park liegt und von vielen Joggern und Spaziergänger genutzt wird, verschwunden. Mit ihrem Kollegen Nathan Coates findet Freya heraus, dass noch zwei weitere Menschen seit längerem vermisst werden und durch die Ähnlichkeit der Umstände wird ihr schnell klar, dass es sich bei dem Täter um einen Serienkiller handeln muss. Doch wo sind die Leichen und was ist mit ihnen geschehen? Während Freya durch ihre Nachforschungen dem Killer ungeahnt immer näher kommt und sich damit selbst in Gefahr bringt, ist auch dieser auf PD Graffham aufmerksam geworden, denn sie stört seine „Forschungen“ an den Leichen seiner Entführungsopfer.
Susan Hill beschreibt in ihrem Roman die Abgründe in der Seele eines Serienkillers und wie eng Genie und Wahnsinn Zusammenliegen können. Die kriminalistische Arbeit der Polizistin wird immer wieder durch eine Art Tagebuch des Serienkillers unterbrochen, wodurch das Versteckspiel und das anschließende Aufeinandertreffen spannend und mit doch unerwarteten Irreführungen beschrieben werden. Hier findet sich der berühmte Wolf im Schafspelz wieder.

Michaela Straube