Hauptkommissar Matthias Kommowski kommt gerade frisch aus seinem wohlverdienten Urlaub aus Kuba zurück und muss sich erst mal wieder an die Arbeit und den kühlen deutschen Winter in Berlin gewöhnen. Da hat man ihm doch glatt eine Jungkommissarin namens Svenja Hansen in sein so geliebtes Büro geschickt, weil er sie einarbeiten soll. Das hat ihm gerade noch gefehlt. Ehe er sich versieht, flattert ihm schon ein brisanter Fall auf den Tisch. Kai Steinkopf, Geschäftsführer eines katholischen Klinikunternehmens mit Namen „Barmherzige Schwestern“, wird tot in einem Berliner Hotelzimmer aufgefunden. Kommowski und seine junge Kollegin Svenja beginnen zu ermitteln. Die beiden entwickeln sich schnell zu einem eingespielten Team und die bisherige Skepsis von Kommowski schwindet. Noch ist nicht klar, ob es sich um einen Selbstmord oder um ein Verbrechen handelt. Kai Steinkopf hatte sich vom Steuerberater zum Geschäftsführer einiger Kliniken hochgearbeitet, war verheiratet und Familienvater. Finanziell konnte sich die Familie alles leisten, aber von seinem großen Geheimnis, seine sexuelle Neigung zu Männern, wusste niemand. Noch ist unklar, warum Steinkopf sterben musste, aber als Kommowski Besuch von einer alten Freundin namens Christine erhält, kommt etwas Licht in den Mordfall. Christine ist Journalistin und ihr Mann, Dr. Thomas Franke, war Chefarzt in einem der Krankenhäuser der „Barmherzigen Schwestern“. Steinkopf hatte ihn entlassen und Franke sich darauf das Leben genommen. Christine glaubt an Selbstmord, da ihr Mann unter schweren Depressionen litt. Sie erörtert Kommowski eine haarsträubende Theorie über mafiose Zustände im Berliner Gesundheitssystem. Kommowski und Svenja können dies gar nicht recht glauben, doch da entkommt Christine nur knapp einem Mordanschlag in ihrer eigenen Wohnung.
Die Autorin, Dr. Sabine Fitzek, wurde 1958 in Oberhausen, Nordrhein Westfalen, geboren und arbeitete nach dem Medizinstudium an den Universitäten Berlin, Erlangen, Mainz und Jena, wo sie sich im Fach Neurologie habilitierte. Danach war sie mehr als zehn Jahre lang als Chefärztin tätig. Seit einem Jahr ist sie freischaffend und begann über gesundheitspolitische Missstände zu schreiben, mit denen sie unfreiwillig immer wieder in Berührung kam. Zudem berät sie gelegentlich Sebastian Fitzek zum Thema psychische Extremzustände. Ihr Nachname ist dennoch kein Zufall: Dr. Sabine Fitzek ist die Schwägerin dieses nicht ganz unerfolgreichen Thrillerautors, der im Hause Droemer Knaur eine feste anerkannte Größe ist.
Dieser erste Krimi von Dr. Sabine Fitzek ist absolut spannend und greift ein sehr interessantes Thema auf. Dass selbst im doch so organisierten und überprüften Gesundheitswesen in Deutschland teilweise sehr mafiose Zustände herrschen, hat mich völlig überrascht und auch irgendwie entsetzt. Immerhin geht es ja um Menschenleben und nicht um irgendein Projekt oder eine Sache. Letztendlich vertraut man den Ärzten ja sein Leben an.
Die dargestellten Charaktere wirken sehr authentisch auf mich und man merkt sehr deutlich, dass sämtliche medizinischen Aspekte des Krimis von jahrzehntelanger Erfahrung getragen werden und nicht nur auf Recherchen basieren.
Dr. Sabine Fitzek ist hier mit ihrem Debüt ein packender Thriller grandios gelungen. Eine sehr bewegende Story, die nicht komplett frei erfunden ist und zudem perfekt erzählt wird. "Verrat" ist der erste Teil einer Krimireihe, und so warte ich jetzt schon gespannt auf den nächsten Teil dieser Reihe, den ich auf keinen Fall verpassen möchte.
368 Seiten, Knaur Taschenbuch Verlag, 9,99 Euro