Unzählige Male hat Ralf König die Comic-Welt mit seinen Knollennasen-Männchen nicht nur bereichert, sondern mehr als begeistert.
Intensive und sehr private Einblicke haben die Comic-Fans mit dem Schwulenpaar Konrad und Paul sowie mit dem "Bewegten Mann" erhalten, im Kino verfolgten 1994 gar über 6,5 Millionen Besucher die Eskapaden des Norbert Brommer, und irgendwie hat Ralf König die Schwulen auch salonfähig gemacht.
Deutsche Schauspieler-Größen wie Til Schweiger, Rufus Beck und Joachim Krol hatten damit ihren großen Durchbruch. Weitere bekannte Knollennasen-Comics waren zudem "Kondom des Grauens", "Lysistrata", "Heiße Herzen" oder "die bereits erwähnten Geschichten um "Konrad und Paul".
In seinem neuem Comic "Wie die Karnickel" zeigt der Kölner Comic-Zeichner Ralf König nicht nur das schwule Leben mit seinen Höhepunkten und Niederlagen, diesmal wird parallel dazu auch das heterosexuelle Leben aufgezeigt.
Vera verläßt ihren Horst, nachdem sie im Müll ein Porno-Video gefunden hat, das Horst gekauft hatte. In die leere Wohnung nebenan zieht der schwule Sigi, der sich gerade von seinem Lover getrennt hat. Die Neu-Singles beschließen, es wieder richtig krachen zu lassen, natürlich hat jeder der beiden so seine ganz eigenen Vorstellungen darüber.
Horst stürzt sich in eine leidenschaftliche Affäre mit der Opern-Diva Kriemhild Nastrowa, Sigi vergnügt sich mit einem knackigen Möbelpacker und für beide scheint die Welt zunächst perfekt zu sein.
Schließlich organisiert Sigi das Zusammentreffen von Horst mit dessen Lieblings-Pornodarstellerin Samantha Whopper in einer Talkshow, wo es zu einem dramatischen Showdown kommt. Letztendlich klappt's aber weder bei Homo noch bei Hetero - irgendwie beruhigend, oder?
Der neue Comic entstammt erstmals einem neuen Verlag, Ralf König hat zum Kieler Achterbahn Verlag gewechselt, der sich auch gleich die Filmrechte am Buch gesichert hat.
Eigentlich müsste man es andersrum beschreiben, denn zuerst wurde der Film "Wie die Karnickel" von der Achterbahn-Filmproduktion gedreht, danach entstand erst der Comic, an manchen Stellen mit Szenen erweitert, wie sie so im Film nicht vorkommen.
Der Film läßt aber leider noch auf sich warten, der Filmverleih hat den Start in den Herbst verschoben. Doch bis dahin wird der Fan der Schwul-Comics und der Knollennasen-Männchen mit "Wie die Karnickel" bestens bedient.
Wer die Comics von Ralf König bereits kennt, wird diesen lieben, wer sie noch nicht kennt, wird sich danach bestimmt auch die anderen besorgen wollen.
"Wie die Karnickel", Ralf König; 160 Seiten, DIN A5 Softcover; Achterbahn Verlag; 12,90 Euro.