Mit dem "Microsoft Train Simulator" begibt sich Microsoft erstmals auf die Schiene, nachdem sich die Softwarefirma aus Redmont ausgiebig dem Fliegen gewidmet hatte, und bringt die Faszination und Detailtreue einiger der berühmtesten Eisenbahnzüge der Welt auf den PC. Eisenbahnfans und Hardcorespieler werden an diesem Spiel nur sehr schwer vorbeikommen, denn in Sachen Realismus und Grafik ist es einfach nicht zu toppen!
Es macht einfach Spaß, die Original-Strecken abzufahren, ob im stromgetriebenen Schnellzug, in der Diesellok oder ganz historisch in einer Dampflokomotive. Man hat für jede Stimmungslage bestimmte Strecken zur Auswahl. Braucht man Entspannung nach einem harten Arbeitstag, drängt sich der amerikanische Schnellzug "Amtrak" förmlich auf, mit dem man mit 150 mph ein paar Stunden quer durch den Nordost-Korridor der USA rauschen kann. Wenn man dann durch die Alarmsirene des Zuges vor der Gefahr des Einschlafens auf einer langweiligen Strecke gewarnt wird, dann weiß man genau, wie sich ein richtiger Lokführer fühlen muss.
Wer der Erholung genug hat, der setzt sich in die Odakyu Electric Railway und fährt eine der geschäftigsten Pendler-Strecken von Tokio ab.
Neben den beiden Eisenbahnen gibt es noch die Burlington Northern Santa Fe Railway, mit der man sich als Cargo-Lokführer so richtig austoben kann. Angefangen mit simplen aber sehr schönen Fahrten über den Marias-Pass, entlang der Südgrenze des Glacier Nationalparks im US-Bundesstaat Montana, bis hin zu komplizierten An- und Abkupplungsmanöver mit Kessel-, Auto-, Tier- oder Stückgutwaggons.
Nicht zu vergessen die beiden historischen Dampfloks "The Flying Scotsman" und der gute alte Orient-Express. Mit dem letzteren hat man die Möglichkeit über die Österreichischen Alpen zu fahren, was für die Romantiker unter den Gamern ein unvergessenes Erlebnis bleiben wird.
Zu guter letzt bleibt noch die Kyushu Railway Company mit ihrer "Hisatsu-Linie". Damit lässt sich Japans südlichstes Inselgebirge Kyushu erkunden und abfahren.
Die Aufträge, die man bei den sechs verschiedenen Strecken zu absolvieren hat, beginnen mit einfachem Abfahren der gesamten Strecke, die es aber wirklich in sich hat, da man keinen Zeitraffer an Bord hat! Alle Strecken werden in Echtzeit gefahren, und durch die Detailtreue der Strecken kann man auf einer solchen Fahrt teilweise mehrere Stunden unterwegs sein. Wetter- und Umwelteinflüsse, wie z.B. Regen, Sturm oder einfach schönes Wetter bietet das Simulations-Spiel oder aber auch Unwetterfahrten nach einem Erdbeben stehen mit auf dem Programm.
Doch vor den Spielespaß hat der Programmierer die Installation gesetzt, und die kann recht, je nach Computer-Typ bis über eine Stunde lang dauern, denn bei einer Komplett-Installation werden mal eben 1,8 GB (!) an Daten auf die Festplatte geschaufelt!
Fast scheint es so, als ob es dem Eisenbahnerherz an nichts fehlt. Das wäre jedoch zu schön! Erstes Ärgernis ist die Verpackung des "Microsoft Train Simulators" nebst Inhalt. Das Spiel kostet in der Regel um die 120 Mark, der Inhalt der Schachtel bietet dafür gerade mal eine Papierhülle für die beiden Spiel-CDs, eine Installationsanleitung, eine Kurzübersicht der Tastaturbefehle und das nicht gerade dünne Handbuch. Handbuch? Genau da kommen wir schon zum nächsten Ärgernis: Microsoft verlangt für den schon hohen Verkaufspreis auch noch von den Käufern, dass die sich das 96 Seiten starke Handbuch auf dem heimischen Drucker selbst ausdrucken! Ein ganz großes Minus für Microsoft, die eine solche Verkaufsstrategie nicht nötig haben sollten.
Und wie sieht's beim eigentlichen Spiel aus? Da sind neben all der Begeisterung für die detailgetreue Grafik die fehlenden Passagiere zu nennen. Das Programm sieht vor, dass die Züge an allen Bahnhöfen anhalten, um Reisende aufzunehmen, im Spielverlauf selbst sind jedoch keinerlei Personen auszumachen. Weder im Zug noch auf der Straße, nirgends ist hektische Betriebsamkeit vor Ort, die man sich als Eisenbahner wünschen würde.
Bleibt nur die Hoffnung, dass Microsoft dieses nicht ganz unwesentliches Detail in naher Zukunft durch einen Patch löst.
Empfohlene Systemvoraussetzung: Pentium/AMD 500 MHz, Windows 95/98/ME/2000/NT, 128 MB RAM, 500 MB freier Festplattenspeicher (1,8 GB bei vollständiger Installation), DirektX-kompatible 32 MB 3D-Grafikkarte, 24-fach CD-ROM, Soundkarte, Maus.