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Republic - The Revolution

Lange musste der geneigte Strategie-Spieler auf diesen Titel aus dem Hause Eidos warten, doch nun endlich ist er erschienen: „Republic - The Revolution“. Doch hat sich das Warten wirklich gelohnt?
„The Republic“ spielt in Novistrana, einer ehemaligen Teilrepublik der Sowjetunion, die heute von einem korrupten und brutalen Diktator regiert wird. Die Hauptperson bereitet einen persönlichen Rachefeldzug gegen den Präsidenten vor. Das Land steht vor dem Abgrund. Jetzt ist der Moment gekommen, die Macht an sich zu reißen. Es wird Zeit für eine Revolution.
In „Republic“ sind Sie der Anführer einer solchen Oppositionspartei, wobei man die Auswahl hat, welcher Gruppe man zum Sieg verhelfen will: Von Kommunisten über Demokraten und Liberalen bis hin zu Neofaschisten ist jedes politische Spektrum wählbar. Je nachdem auf wessen Seite man steht, hat man unterschiedliche Vor- und Nachteile. So müssen Neonazis nicht allzu große Rücksicht auf Verluste nehmen wie beispielsweise demokratische Anführer, dafür haben sie aber auch mit bedeutend weniger Popularität beim Volk zu rechnen als letztere.
Zu Beginn des Spiels gilt es, eine Menge an Fragen zur persönlichen und politischen Gesinnung zu beantworten, die über die persönlichen Grundwerte wie Macht, Einfluss oder Wohlstand entscheiden.
Hat man sich erst einmal für eine Partei entschieden, konkurriert man mit den übrigen um die Macht in Novistrana - über allem steht dabei die Karasov-Regierung, welche nicht gewillt ist, ihre Macht freiwillig abzugeben. Nach einem etwas unspektakulären, aber dennoch irgendwie stimmungsvollen Intro versucht man sich im Spiel zurechtzufinden, was sich ob des lieblos gestalteten Tutorials leider als nicht wirklich einfach herausstellt.
Als erstes wird man mit einer nichtssagenden 2D-Strategie-Ansicht der Stadt konfrontiert, mit der man zunächst nichts anzufangen weiß. Die Menüs offenbaren sich rätselhaft und auch die 3D-Ansicht hilft nicht weiter. Ein Blick in das 50 Seiten starke Anleitungsheftchen bringt auch nicht mehr Informationen zum Spiel, da Inhaltsverzeichnis und übersichtliche Beispiele fehlen. Eine bessere Anleitung und geschicktere Benutzerführung hätten den Einstieg in dieses reichlich komplexe Spiel bedeutend erleichtern können.
Nach der ersten Frustration und einem intensiveren Studium des Spielens offenbart sich jedoch eine äußerst detailreiche und interessante Politiksimulation. In den drei Phasen des Tages kann man pro Mitglied der eigenen Partei drei Aktionen bestimmen. Diese reichen von "andere Figuren im Spiel solange Breitreden, bis sie in der Gesinnung wanken" über "öffentliche Reden schwingen" bis hin zu "gewaltsam Meinungen ändern". Man ist nicht an einen strengen Entscheidungspfad gebunden. Abhängig der Beantwortung der Eingangsfragen steigt man als Krimineller, Gewerkschafter oder Politiker in das Spiel ein. Die Strategie erscheint dagegen stets ausgewogen. Auf jede Aktion der Gegner kann man stets eine Gegenstrategie aufbringen.
Verschiedene Aktionen benötigen verschiedene Ressourcen. Geht man direkt gegen einen politischen Kontrahenten vor, zum Beispiel durch Erpressung oder gar einem Attentat, braucht man dabei vor allem Macht-Punkte. Wohlstand wird dagegen für Wahlkampfmaßnahmen wie Plakat- oder Flugblattaktionen benötigt. Und für direkte Überzeugungsarbeit beispielsweise bei einer Kundgebung braucht man Einfluss-Punkte.
So entbrennt im Spielverlauf ein Kampf um die Bezirke mit den gerade benötigten Ressourcen. Zusätzlich bergen manche Bezirke besondere Gebäude. Wer den Bezirk und damit das Gebäude kontrolliert, bekommt entsprechende Boni gutgeschrieben, beispielsweise Wohlstand beim Kasino oder Einfluss beim Rathaus.
Wer ausreichend Geduld mitbringt, um sich in das sehr komplexe und ressourcenfressende Spiel herein zu finden, dem sind einige Stunden Spielspaß garantiert.

Pascal May