Artikeldienst Online

39,90

Dass Leute, die in der Werbebranche arbeiten, etwas komisch, um nicht zu sagen anders, sind, hat jeder schon vermutet. Dass es aber noch viel schlimmer zu sein scheint, wissen wir spätestens seit dem Bestseller „99 Francs“ des französischen Autors und ehemaligen Werbefachmanns Frédéric Beigbeder. Der Titel wurde nicht nur an die aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und heißt nun „39,90“, das Buch wurde auch noch verfilmt. Bisher haben aber nur Frankreich-Fans und Kinogänger beim Filmfest München 2008 diesen Streifen gesehen, inzwischen ist er auch auf DVD für die breite Masse erschienen.
Worum geht es in diesem Film eigentlich? Werbefachmann Octave Parango arbeitet für die Pariser Werbeagentur „Ross & Witchcraft“ und legt mit seinen Werbelinien fest, was die Franzosen gut finden und was nicht. Kann sich die Zielgruppe endlich seine Träume erfüllen, erklärt er sie schon wieder für „out“, weil er wieder etwas Neues auf den Markt wirft. So hat er weit mehr Macht, als es auf den ersten Blick scheint.
Sein Leben ist eine ständige Party: voller wunderschöner Models und kein Tag ohne ausschweifende Drogen-Exzesse. Doch dann verliebt er sich, verliert aber seine Liebe, weil er keine Verantwortung übernehmen und sein Luxus-Leben aufgeben will. Er erkennt, dass er selbst ein Opfer des Systems ist und will diesem System eins auswischen.
Die DVD bietet neben der deutschen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) eher übersichtliches Bonus-Material. Neben dem Kommentar des Regisseurs findet sich im Menu ein knapp halbstündiges Making-Of, Deleted Scenes und der Kinotrailer. Der Film ist wegen seiner Thematik schon recht schräg, aber noch schräger wird er durch Octave’s Drogenkonsum. Zeitweise verlangt der knallbunte Streifen von seinen Zuschauern eine Menge Toleranz, ist mitunter echt witzig aber eigentlich vor allem ist er eins: durchgeknallt.
Freunde des experimentellen französischen Kinos und Werbetreibende werden ihren Spaß an diesem Film haben. Anderen sei zum Thema „Werbung“ besser zur „Cannes-Rolle“ geraten.

Pascal May