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Carol

Romanverfilmungen sind in Hollywood gerade en vogue, egal ob im Blockbuster oder im Independent-Bereich. Einer besonderen Liebesgeschichte hat sich Regisseur Todd Haynes angenommen, die auf der teils autobiographischen Geschichte der Autorin Patricia Highsmith basiert, die erstmals 1953 unter Pseudonym erschien. 1996 erschien der erste Drehbuchentwurf, doch sollte es weitere acht Jahre dauern, bis eine Produktionsfirma darauf aufmerksam wurde. Nach einer elfjährigen Produktionsphase feierte "Carol" schließlich 2015 während der Filmfestspiele in Cannes seine Premiere.

Carol ist Mutter und noch Ehefrau in den USA der 1950er Jahre. Sie möchte die Scheidung von ihrem wohlhabenden Mann Harge. Während ihrer Weihnachtseinkäufe trifft sie in einem Kaufhaus auf die junge Verkäuferin Therese, die von einem besseren Leben träumt. Deren Verlobter möchte mit ihr nach Frankreich reisen und sie heiraten, doch sie möchte mehr für ihr junges Leben. Als sie Carol zum ersten Mal sieht, ist sie sofort von der erfahrenen und mondänen Frau angetan, deren kühle Schönheit sie magisch anzieht. Die beiden Frauen fühlen sich wohl in ihrer Gesellschaft, sie treffen sich, gehen zusammen aus, und begeben sich schließlich auf eine gemeinsame aber unbestimmte Reise. Carols Ehemann Harge möchte das neue Glück seiner Noch-Ehefrau und deren unmoralischen Lebensstil nicht akzeptieren und droht damit, ihr das Sorgerecht und den Umgang mit ihrer gemeinsamen Tochter zu entziehen. Er setzt einen Detektiv auf sie an, um Beweise für das laufende Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss sich entscheiden, was sie will.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Bonusmaterial findet sich auf der Scheibe neben Interviews mit Cast und Crew ein Behind The Scenes Featurette.

Mit insgesamt sechs Oscar-Nominierungen und fünf Nominierungen für den Golden Globe ging "Carol" ins diesjährige Rennen, wurde aber am Ende in keiner einzigen Kategorie berücksichtigt. Dennoch erhielt diese außergewöhnliche Love-Story zahlreiche andere Auszeichnungen, darunter den Preis der Frankfurter Buchmesse für die beste filmische Umsetzung einer literarischen Vorlage.

In den Hauptrolle brillieren die Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett als Carol und Rooney Mara mit ihrem mädchenhaften Charme als Therese, die 2015 für ihre Rolle mit dem Darsteller-Preis der Filmfestspiele in Cannes ausgezeichnet wurde. Gewöhnungsbedürftig ist es, wie Blanchett zu Beginn des Films ihre Texte nur dahin haucht.
Regisseur Todd Haynes inszeniert diese außergewöhnliche Liebesgeschichte eher unspektakulär und behutsam, Kameramann Edward Lachman gibt dem Film durch seine beeindruckende Bildkomposition einen besonderen Zauber.

"Carol", dem trotz zahlreicher Auszeichnungen und sechs Oscar-Nominierungen der Erfolg an der Kinokasse verwehrt geblieben ist, lebt in seiner Eleganz von den beiden großen Hauptdarstellerinnen, den wunderschönen Bildern und der sehr einfühlsamen Regie. Ein verträumter, kleiner Film, der kein Aufsehen erregen und nicht stören möchte, und der auf ganz leisen Sohlen daher kommt. Wer sich diesem Independent-Streifen öffnen möchte, sollte sich die Zeit dafür nehmen und keine spektakuläre Handlung erwarten, denn die plätschert eher dahin. Wer eine mitreißend erzählte Geschichte erwartet, wird hier enttäuscht.

Pascal May
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