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Churchill

Die britische Bevölkerung wählte ihren ehemaligen Premierminister Winston Churchill zur bedeutendsten Persönlichkeit des Königsreichs. Dadurch, dass er sein Volk ab Mai 1940 durch den Zweiten Weltkrieg führte und immer wieder in seinen Radioansprachen ermutigt hat, kommt ihm ein ganz besonderer Stellenwert zu. Kein Wunder also, dass sein Leben und Wirken in hunderten von Dokumentationen und Spielfilmen festgehalten wurde. Neuester Zugang in dieser Reihe ist der Spielfilm "Churchill", der nun für das deutsche Heimkino verfügbar ist.

Juni 1944. Die Alliierten bereiten die "Operation Overlord" vor, um gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen und sie aus Frankreich zurück zu drängen. Der britische Premierminister Winston Churchill steht vor der epochalen Entscheidung, britische Soldaten in diese Operation zu befehlen. Der Premier ist erschöpft durch den jahrelangen Krieg, Churchill ist nur noch ein Schatten des einstigen Helden, der sich Hitlers Blitzkrieg widersetzte. Er hat Zweifel, ist depressiv und befürchtet, dass man sich an ihn nur noch als den "Architekten des Blutvergießens" erinnern wird, falls die D-Day Operation scheitert. Soll Churchill seinem Gewissen folgen und die britischen Truppen zurück holen oder sich der Kriegsräson ergeben und sich den Alliierten anschließen?
Seine Frau Clementine ist ihm in dieser Zeit eine wichtige Ratgeberin und Stütze, doch auch ihr fällt es schwer, sein impulsives und aufbrausendes Temperament zu zügeln. Die Belastungen der Kriegsjahre sind auch an ihrer Beziehung nicht spurlos vorüber gegangen, und so steht ihre Ehe in diesen Tagen vor einem Wendepunkt.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Bonus-Material findet sich lediglich ein 23 minütiges Making Of.

Keine Frage, Winston Churchill gehört zu den bedeutendsten Politikern der Welt, und somit hat er jede seiner zahlreichen Ehrungen verdient. Dass ihm auch filmische Denkmäler zuteil werden, ist da die logische Folge. Um aber nicht einmal mehr sein Leben zu beleuchten, konzentriert sich "Churchill" auf wenige Tage im Juni 1944, als die Offensive in der Normandie, die als D-Day in die Geschichte eingehen sollte. Für ihn war es, als ehemaligem Marineminister im Ersten Weltkrieg, keinesfalls klar, dass sich Großbritannien vorbehaltlos an dieser Offensive beteiligen sollte, da er die jungen Soldaten nicht als Kanonenfutter opfern wollte. Der Film zeigt, mit welcher Leidenschaft der Premierminister bei der Vorbereitung engagiert war, und sogar, zusammen mit dem damaligen König, vor Ort dabei sein wollte, um die Moral der Truppe zu stärken. Bei den Verhandlungen mit den Amerikanern, insbesondere mit Dwight D. Eisenhower, zeigte er sich lange unnachgiebig. Churchill möchte, dass die Operation, zu der er letztendlich doch britische Soldaten befiehlt, möglichst unter optimalen Bedingungen verlaufen soll, und so sieht man ihm im Film neben seinem Bett knien und zu Gott beten, und bittet somit um schlechtes Wetter, damit die Vorbereitungen für den D-Day abgeschlossen werden und unter besten Bedingungen stattfinden kann.
"Churchill" beschönigt nichts, und so sieht man den "Kriegs-Premier" depressiv und stark alkoholisiert, aufbrausend und tyrannisch, was nicht nur die Zusammenarbeit mit seinem engsten Stab erschwert, sondern auch seine Ehe belastet.

Der schottische Schauspieler sieht nicht nur dem damaligen Premierminister ähnlich, in "Churchill" übernimmt er die Rolle mit allen Facetten und bietet damit eine überaus starke schauspielerische Leistung. Bis in die Nebenrollen wird in diesem Streifen das who-is-who des britischen Films vereint, allen voran Miranda Richardson, Ella Purnell, Julian Wadham, Danny Webb und James Purefoy, aber auch der US-amerikanische Mime John Slattery.

Trotz des herausragenden Spiels von Brian Cox als Premierminister Churchill konnte der Film weder bei Kritik noch beim Publikum punkten, und blieb somit weit hinter den Erwartungen zurück. Historiker und Biographen bemängeln vor allem das von Fehlern übersäte Skript der deutschstämmigen Drehbuchautorin Alex von Tunzelmann, das auch der autralische Regisseur Jonathan Teplitzky, der zuvor mit seinem Film "Railway Man" von sich reden machte, nicht retten.

Sicher ist, dass der Hauptdarsteller eine meisterliche Arbeit abliefert, die dem Original würdig ist, doch will der Film einfach zuviel, kommt damit nicht recht in Fahrt und zieht sich über die 105 Minuten. Um einen kleinen Einblick aus britischer Sicht in die Tage vor dem D-Day zu erhalten, taugt der Film allemal. Wer sich hier aber eine leuchtende Churchill-Biographie erhofft, wird enttäuscht werden. Diesen Film muss man sehen wollen, sonst stellt sich schon nach kurzer Zeit Langeweile ein, und das trotz einer herausragenden Besetzung. Schade.

Pascal May
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