Der Zuschauer schätzt Orientierung im deutschen Fernsehen. Ab und zu gehen die Fernsehsender jedoch das Wagnis ein, die Sendeplätze zu verändern. Wo im Ersten früher politische Magazine, Ratgebersendung oder Spielshows platziert waren, kommen nun donnerstags Krimis und anspruchsvolle Filme zum Einsatz. Die werden gerne thematisch gebündelt, und so war nach den "Bozen Krimis" nun die Zeit für die "Tel Aviv Krimis" gekommen. An zwei aufeinander folgenden Donnerstagen flimmert um 20.15 Uhr nun "Tod in Berlin" und "Shiv'A" über die Mattscheibe. Wer beide Teile verpasst hat, kann die Filme nun im Heimkino nachholen.
Sara Stein ist Kriminalkommissarin in Berlin und sie fühlt sich wohl in ihrem Job, vor allem bei den Ermittlungen auf der Straße. Sie stammt einer jüdischen Familie ab, praktiziert ihren Glauben aber nicht, was aber in ihrem bisherigen Leben, vor allem aber als Polizistin keine Rolle spielte. Bis sie in einem Mord an einer israelischen DJane ermittelt, die einen palästinensischen Freund hat. Steckt tatsächlich der israelisch-palästinensische Konflikt dahinter, hat Hardlinern die Beziehung nicht gepasst oder haben ganz andere Gründe zu diesem Mord geführt? Als sich ein vermeintlicher Mörder stellt, vermutet Sara aber ganz andere Motive und ermittelt auf eigene Faust weiter, was nicht immer einfach ist, seit dem sie sich in einen israelischen Pianisten David verliebt hat.
Im zweiten Fall lebt Sara mit ihrem Pianisten David in Tel Aviv, hat sich durch die israelische Polizeiakademie gekämpft und tritt ihren Dienst auf ihrem neuen Posten an, wo sie, obwohl sie Jüdin ist, kritisch beäugt wird. Gleich in ihrem ersten Fall ermittelt sie in ihrer eigenen Einheit, da ihre Vorgesetzten ihren objektiven Blick nutzen wollen, um den Mord an Chief-Inspektor Noam aufzuklären. An ihrer Seite ermittelt mehr oder weniger widerwillig Inspektor Jakoov Blok. Bei so viel Gegenwind, der ihr bei den Ermittlungen ins Gesicht bläst, ist sie weitgehend auf sich allein gestellt und verlässt sich einmal mehr auf ihren Instinkt. Dabei lernt sie ihre neue Heimat genauer kennen, vom arabischen Ghetto bis in die wohlhabenden Wohngegenden von Tel Aviv, aber auch Interna ihrer neuen Polizeidienststelle machen sie manchmal ratlos.
Beide Teile von "Der Tel Aviv Krimi" liegen auf DVD ausschließlich in der deutschen Sprachfassung (Dolby Digital 2.0) vor. Extras gibt es keine.
"Tod in Berlin" und "Shiv'A" bilden die ersten beiden Teil der neuen Reihe "Der Tel Aviv Krimi", die vor Ort in Berlin und Tel Aviv gedreht wurden. Die Hauptrolle der Sara Stein wird souverän mit Katharina Lorenz besetzt, die extra für ihre Rolle Hebräisch-Unterricht hatte. Die weiteren Rollen wurden vornehmlich mit in Deutschland eher unbekannten Schauspielern besetzt, in Teil zwei, "Shiv'A", spielen neben Katharina Lorenz und Samuel Finzi ausschließlich Schauspieler aus Israel. Neben einer Kriminalgeschichte bietet diese neue deutsch-israelische Co-Produktion auch politischen Stoff. Innerisraelische Konflikte wie auch historische Vorbehalte auf beiden Seiten kennzeichnen das Leben und Arbeiten der toughen Sara Stein. Dabei werden diese Konflikte nicht mit erhobenem Zeigefinger vermittelt sondern sehr geschickt in die Story verwoben.
An den "Tatort" kommt die neue Reihe nicht heran, und das möchte sie auch gar nicht. Vielmehr soll das Leben und Arbeiten in anderen Ländern mit allen damit verbundenen Problemen und Herausforderungen vermittelt werden, und das alles wird in "Der Tel Aviv Krimi" bestens vermittelt. Dadurch entsteht zwar hier und da ein Gefühl der leichten Unterhaltung, sozusagen "Tatort trifft Rosamunde Pilcher", doch auch das tut den Filmen keinen Abbruch.
"Der Tel Aviv Krimi" ist gut gemachter Krimi-Stoff auf hohem Niveau, fast möchte man vom Bildungs-Krimi sprechen, was sich in diesen beiden Filmen sehr gut anlässt und auf weitere Folgen mit Sara Stein hoffen lässt.
D/ISR 2015, 177 Minuten
mit Katharina Lorenz, Samuel Finzi