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Kingsman - The Secret Service

Agentengeschichten, insbesondere die mit echten Gentlemen in den Hauptrollen, haben ihren literarischen und cineastischen Ursprung in Großbritannien, das war schon immer so. Noch heute, nach über 40 Jahren, beeindruckt vor allem ein Agent Ihrer Majestät mit seinen Geschichten das Kinovolk rund um den Erdball. Dass es noch eine Spur actionreicher und erfrischender geht, beweist „Kingsman – The Secret Service“ in besonders eindrucksvoller Weise.

Harry ist ein Kingsman, eine besondere Art von Agent, Mitglied einer privaten Geheimorganisation, die ungeachtet der Einhaltung üblicher Regeln agiert. Zusammen mit seiner Truppe operiert er bei einem Einsatz im Nahen Osten, wo er durch eine Unachtsamkeit einen seiner besten Agenten und Freunde verliert. 17 Jahre später rekrutiert er den Sohn Gary, genannt „Eggsy“, dieses Freundes, der zwar über gute Anlagen verfügt, sein Leben aber nicht auf die Reihe bekommt. In einem fordernden Aufnahmeverfahren auf Leben und Tod muss er beweisen, dass er mehr als nur der Junge von der Straße ist, der es mit seinen Mitbewerbern aus Oxford und Cambridge nicht leicht hat. Gleichzeitig versucht ein durchgedrehter Milliardär mittels seiner SIM-Karten, die er weltweit kostenlos verteilt, eine neue Weltordnung zu etablieren, um den Planeten zu retten. Und am Ende liegt es an „Eggsy“, die Welt zu retten, und das fast im Alleingang.

„Kingsman – The Secret Service“ liegt auf DVD in der deutschen, italienischen, englischen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich auf der Silberscheibe das Special "Die Idee zum Film" sowie die Bildergalerien "Hinter den Kulissen", "Filmsets" und "Requisiten" sowie der Original Kinotrailer.

Basierend auf den Comic-Geschichten "The Secret Service" von Mark Millar räumt „Kingsman – The Secret Service“ mit den zum Teil angestaubten britischen Gentleman-Agenten auf. Am ehesten lässt sich dieser Streifen von Regisseur Matthew Vaughn als mächtig aufgepumptes und hochgradig freches Bond-Abenteuer beschreiben, das sich alles erlauben kann, bei dem er sich als Drehbuchautor zum Aufschreiben seiner irren Ideen hat hinreißen lassen und die er als Regisseur genau so umgesetzt hat. Um ganz sicher zu gehen, dass ihn niemand bei diesem Konzept reinredet, hat er den Film auch gleich noch produziert.

Sehr brutal geht es zu, trotz des gentleman-like Cast mit Colin Firth und Michael Caine in den Hauptrollen. Da werden in Zeitlupe Körperteile abgetrennt, Menschen in der Mitte durchgeschnitten und wieder zusammen getackert oder in einer Kirche gepfählt, und während zahlreiche Köpfe mit bunten kleinen Atompilzen explodieren spielt im Hintergrund die Hymne von „Land Of Hope And Glory“. Da die "Kingsman" zwar für Queen and Country arbeiten, aber nicht einer staatlichen Hierarchie folgen und niemandem Rechenschaft schuldig sind, kann der Kopf der Gruppe, Arthur, im Vergleich zu den Vorgesetzten anderer Agenten-Organisationen herrlich entspannt bleiben, wenn seine Leute nach Belieben und Gutdünken agieren.

Die zahlreichen Kampfszenen sind herrlich choreographiert und brillant fotografiert, aber auch sehr überzogen brutal und detailreich, dass eine Freigabe dieses Films ab 16 Jahren mitunter schon reichlich verwundert.

Unterhalten sich die Gentlemen, reden sie gerne über Agenten der Leinwand wie James Bond, Jason Bourne oder Jack Bauer, trinken dabei edlen Whisky oder rüsten sich mit Agenten-Gimmicks, von denen selbst Waffenmeister „Q“ träumen würde. Der Geist des filmischen großen Bruders ist durchgehend in „Kingsman – The Secret Service“ präsent, denn auch hier sind die Schurken hoch intelligent, aber nicht sozialisierbar, doch will dieser Streifen viel mehr und vor allem viel größer, irrer, bunter und frecher sein. Dabei verzichten die Agenten gar auf eine hübsche Komplizin.
Wie es sich für eine Anlehnung an Bond gehört, muss auch der Song von britischen Größen eingesungen werden: so geschehen mit "Take That", die zum Abspann ihr "Get Ready For It" trällern.

Bereits in seinem ersten großen Film, den er als Regisseur realisiert hat, „Layer Cake“, hat er einen ganz besonderen Ton gefunden und die Gewalt als erzählerisches Mittel eingebaut, wobei es dabei besser funktioniert hat, weil es zum Milieu passte. Bei einem Gentleman-Club, wie es bei „Kingsman“ der Fall ist, passt eher die Gewalt aus der Entfernung, aber nicht wirklich die Prügelei, bei der man selbst auch blutig oder schmutzig werden kann.

Dennoch macht „Kingsman – The Secret Service“ zwei Stunden einfach nur Spaß und zeigt, wie ein Bond-Film sein könnte, wenn man ihn ganz neu erfinden und ihm jede Freiheit lassen würde. Vollgepackt mit gnadenloser Action, coolen Dialogen, wahnsinnigen Gegnern und irren Spielereien ist dieser Film ein Traum für große Jungs, den sich allein schon wegen der knackigen jungen Agenten sogar Frauen gerne anschauen mögen.
Ob es tatsächlich zu der angekündigten Fortsetzung von "Kingsman" kommen und der Meister der Prügel wieder Regie führen wird, steht noch nicht fest. Erfreuen wir uns solange an diesem gelungen Action-Spektakel. Well done, Matthew Vaughn!

Pascal May