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Landauer - Der Präsident

Kurt Landauer (1884-1961) war Spieler, Vorsitzender und Präsident des FC Bayern München und ist inzwischen (seit 2013) auch deren Ehrenpräsident. Dieser Mann, der schon 1901 als Spieler für den im Jahr 1900 gegründeten Verein auf dem Rasen stand, prägte den Verein später als Manager und Macher in schwersten Zeiten. Regisseur Hans Steinbichler, bekannt für seine Werke "Hierankl" und "Winterreise", bringt nun ein Biopic über den lang vergessenen Bayern-Präsidenten ins deutsche Fernsehen sowie auf DVD und BluRay.

1947 kehrt Landauer (Josef Bierbichler) aus dem Exil nach München zurück. Zuvor war der erfolgreiche Vereinspräsident und anerkannte Geschäftsmann, als Jude von den Nazis verfolgt, in die Schweiz geflohen und hatte dort verharren müssen, als seine Familie im Holocaust ermordet wurde. Zurück in München hat er nur eins im Sinn: Visum nach Amerika und die alte, fremd gewordene Heimat hinter sich lassen. Doch seine Fußballvergangenheit lässt ihn nicht los. Auf einer chaotischen Versammlung des – gleich der Heimat – in Trümmern liegenden FC Bayern wird Landauer frenetisch zurückempfangen. Es folgt eine beeindruckende Aufbauleistung Landauers und seiner Vereinskameraden, die den von den Schrecken des Krieges geplagten Menschen mit Fußball ein Stück ihres alten Lebens zurückbringen wollen.

Dem Grimmepreis- und Filmpreisträger Hans Steinbichler gelingt es mit „Landauer - Der Präsident“ die Erinnerung an einen zu unrecht Vergessenen zu dokumentieren und bleibt doch weit hinter den Möglichkeiten seiner Fähigkeiten und dem Potenzial des Landauer-Stoffes zurück. Die sehr freie Erzählung einerseits und die vielen einzelnen Handlungsstränge machen es dem Zuschauer unnötig schwer, der Geschichte zu folgen. Josef Bierbichler als Landauer und Eisi Gulp als 60er Präsident sind die Lichtblicke des Films, ansonsten vermag das „Nachkriegsdokument“ (Süddeutsche Zeitung) nicht zu überzeugen.

„Landauer – Der Präsident“ erzählt die innerliche – und zugegebenermaßen eindrucksvoll dargestellte – Zerissenheit des jüdischen Rückkehrers ins Nachkriegsdeutschland, thematisiert die Aufbauleistung der Überlebenden und die andauernden Konflikte, die auch durch die Alliierten nicht zu lösen sind; greift aber entschieden zu kurz. Zu oft verliert sich der Film in kleinen Episoden, die den roten Faden verlieren lassen und spielt all zu sehr mit der künstlerischen Freiheit, in dem er seine größten Momente durch pure Fiktion erreicht.
So bleibt beim Zuschauer leider auch nach diesem Film die Frage, wer Landauer denn nun eigentlich wirklich war, unbeantwortet.

Steinbichlers Landauer ist ein Märchen, kein Biopic oder Dokument.

Alex W. Würth