Fernsehfilme aus Großbritannien erfreuen sich riesiger Beliebtheit im deutschen Fernsehen, egal ob Krimis aus London oder große Gefühle aus Cornwall, sie gehören einfach in die deutschen Wohnzimmer. Nun bekommen wir eine sehr raue Seite der britischen Inseln gezeigt, in denen in Mordfällen ermittelt wird, es geht direkt auf die Shetland Inseln. Wo waren die doch gleich? Ach ja, ziemlich weit oben rechts, da wo es noch öfter regnet als sonst. „Mord auf Shetland“, manchem schon durch die Ausstrahlung in Das Erste bekannt, gibt in der ersten Staffel gleich mit vier Fällen Einblicke in eine recht einsame und unzugängliche Gegend.
Nach dem Tod seiner Frau kehrt der gebürtige Shetlander Detective Inspector Jimmy Perez mit seiner Stieftochter Cassie zurück auf die Shetlands. Jahrelang hat er auf dem Festland gelebt und ist nun auf „seine“ Insel zurück gekehrt. Dazu muss man schon in sich ruhen, um die Abgeschiedenheit, in der jeder jeden kennt, auszuhalten, und genau das tut er auch. Während der Ermittlungen in den komplizierten Mordfällen wird der Rückkehrer immer wieder mit den Vorurteilen und inneren Spannungen der eingeschworenen Gemeinschaft, in der irgendwie jeder mit jedem verwandt oder zumindest intensiv bekannt ist, konfrontiert. Doch durch die Hilfe seiner neuen Kollegen Alison „Tosh“ McIntosh und Sandy Wilson findet sich Jimmy Perez bald wieder mit den Eigenarten der Inselbewohner zurecht. Doch laufen die Ermittlungen nicht immer so, wie er es gerne hätte oder aus den vergangenen Jahren gewohnt war. Da hat das Funkgerät keinen Empfang, Spezialistenteams müssen erst tagelang reisen, um am Ende mit der Fähre oder dem Hubschrauber auf die Insel kommen, und das einzige Polizeiauto muss gut aufgeteilt werden. Ganz so einfach und so schnell laufen auf den Shetland-Inseln die Ermittlungen nun einmal nicht, wie es sonst auf dem Festland üblich ist, da muss schon viel improvisiert und ausgehalten werden, was die Herausforderungen nur noch größer macht.
Der Pilotfilm und die drei Folgen der ersten Staffeln liegen auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Pilotfilm in Dolby Digital 2.0, die drei Folgen in Dolby Digital 5.1) vor. Extras sucht man hier vergeblich.
Wofür der britische Fernsehsender BBC weltweit berühmt ist, nämlich seine preisgekrönten Serien, darin steht der Konkurrenzsender ITV in nichts nach. In insgesamt 480 Minuten der ersten Staffel gibt es wunderschöne Aufnahmen der rauen und zügellosen Landschaft im Norden des Königreichs zu sehen, dazu werden vier spannende Fälle, die auf den Krimis der Bestsellerautorin Ann Cleeves basieren, erzählt.
Mit dem Schotten Douglas Henshall ist die Rolle des heimgekehrten Polizisten Jimmy Perez bestens besetzt worden, der hierfür für den BAFTA-Filmpreis nominiert wurde, und auch die zumeist brummeligen Nebendarsteller, von denen manche tatsächlich von den Shetlands stammen, hätten besser kaum getroffen werden können. Die Landschaft sollte hier auch als herausragende Nebenrolle genannt werden. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Darsteller zu sehen, die Fans der Brit-Krimis längst aus anderen Serien in ihr Herz geschlossen haben.
Es ist schon eine besondere Herausforderung, auf den kaum besiedelten Shetlands zu leben, auf denen sich gerade einmal 23.000 Einwohner tummeln. Eine ganz andere Herausforderung ist es, dort Geschichten zu erzählen und sie für das Fernsehen umzusetzen. Mit „Mord auf Shetland“ ist das eindrucksvoll und auf höchstem Niveau gelungen, so dass es selbst bei schlechtem Insel-Wetter eine Freude ist, Perez bei seinen Ermittlungen zu begleiten, vor allem, weil trotz des Wetters und des kargen Settings die Krimis nicht düster geworden sind.
Fans gut gemachter Krimis aus dem Vereinigten Königreich werden an dieser Serie nicht vorbei kommen, von der es hoffentlich noch jede Menge zu sehen geben wird!
GB 2016, 480 Minuten
mit Douglas Henshall, Alison O'Donnell