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Snowpiercer

In einem Experiment in naher Zukunft sollte die globale Erwärmung gestoppt werden, doch das Experiment misslang und führte zu einer weltweiten Eiszeit. Ein Leben auf der Erde ist seit dem nicht mehr möglich.
Seit 17 Jahren fährt nun ein Zug durch die Welt, eine Art Arche Noah, der seit Beginn der großen Eiszeit eingesetzt wurde und ohne Halt die Erde umrundet. Würde er anhalten, würden alle Passagiere erfrieren. In diesem Zug mit Namen "Snowpiercer" leben einige hundert Menschen, die einzigen Überlebenden der Wetter-Katastrophe. Wie in jedem Zug gibt es zwei Klassen, die erste Klasse mit all ihrem Luxus im vorderen Ende, die Unterschicht lebt unter widrigsten Umständen im Dunkel des hinteren Endes des rund 500 Meter langen Zuges. Damit auch jeder an seinem Platz bleibt, sind Sicherheitskräfte eingesetzt, die wenig zimperlich handeln, wenn es darum geht, die Ordnung zu erhalten und Aufstände im Keim zu ersticken.
Nachdem wieder Kinder von hinten nach vorne geholt wurden und einer der Unterdrückten brutal mit mittelalterlichen Methoden öffentlich bestraft und bloß gestellt wurde, beschließt Curtis, einer der Unterdrückten, sich gegen das System aufzulehnen. Sein Ziel ist es, das vordere Ende des Zuges zu erreichen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Ein Sicherheitsspezialist, der seit vielen Jahren platzsparend in einem Stahlschrank gefangen gehalten wurde, soll ihm helfen, das Türensystem auszuschalten, um sich von einem Waggon in den nächsten vor arbeiten zu können. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, nimmt er Ministerin Mason als Geisel. Doch ganz so einfach, wie es sich Curtis erhofft hat, ist es nicht, an das vordere Ende zu kommen.

"Snowpiercer" verfügt in der BluRay-Fassung über die deutsche und englische Sprachfassung (DTS-HD Master Audio 5.1). Als Bonus finden sich auf der Scheibe ein Making Of, das "Making Of Spot", ein Special Animated Clip, Teaser und Trailer.

Mit einem Budget von 40 Millionen Euro stellt "Snowpiercer" die bisher teuerste koreanische Produktion dar. Basierend auf der französischen Graphic Novel "Schneekreuzer" hat Regisseur Bong Joon Ho ein überwältigendes, aber auch gleichzeitig ein bedrückendes und klaustrophobisches Werk mit einer beeindruckenden internationalen Besetzung geschaffen. Neben Chris Evans als aufständischer Anführer Curtis sind Tilda Swinton (kaum zu erkennen und einmal mehr ganz ohne Angst vor dem Hässlichen), Ed Harris, John Hurt, Jamie Bell und Song Kang-ho in ihrem herausragenden Spiel zu sehen.
Leichte Action-Kost ist "Snowpiercer" sicherlich nicht, und auch als Science-Fiction-Drama kein ausgewiesenes Popcorn-Kino, vielmehr ist dem Kultregisseur ein intelligenter Film über das Wesen der Menschen in Ausnahmesituationen gelungen, und so ist es eine logische Folge, dass der Streifen erst ab 16 Jahren freigegeben wurde. Im Verlauf des Films, dessen Außenaufnahmen unter anderem im Hintertuxer Land gedreht wurden, wird klar, dass das Leben im Zug keinen Zufällen überlassen darf und das Leben auf engstem Raum klaren Regeln folgen muss. Um dieses Überlebens-Ziel zu erreichen wird auch offensichtlich, wozu Menschen fähig sein können.
Während der Beginn des Films vornehmlich im Dunkeln spielt, wird der Zuschauer später mit atemberaubenden Schnee-Aufnahmen in wunderschönen Bildern belohnt. Auch sind die Bauten insbesondere der ersten Zug-Klasse sehr einfallsreich bis ins Detail gestaltet worden.
"Snowpiercer", der zumindest eine Oscar-Nominierung verdient hätte, bietet von jedem ein bisschen: Action, Science-Fiction, Drama, Splatter, Umwelt-Kritik. Dennoch ist ein runder Film dabei herausgekommen, der noch lange in Erinnerung bleibt und zum Nachdenken anregt. Das herausragende Drehbuch und die überzeugende schauspielerische Leistung der Akteure machen "Snowpiercer" zu einem rasenden Erlebnis.

Pascal May