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Troja

Das Trojanische Pferd, der unbesiegbare Achilles, der abenteuerliche Odysseus, die schöne Helena und der schreckliche Krieg, der um ihrer Liebe Willen ausbrach. Fast jeder von uns hat hiervon schon mehr oder weniger viel gehört. Doch bietet die drei Jahrtausende alte Erzählung um rachsüchtige Herrscher, nibelungentreue Krieger, götzenfürchtige Völker und blutige Schlachten den richtigen Stoff für einen Kino-Blockbuster des 21. Jahrhunderts? Diese Frage stellte sich Star-Regisseur Wolfgang Petersen (u. a. „Das Boot“, „Air Force One“, „Der Sturm“) nicht lange. Er setzte das Epos, angelehnt an Homer’s „Ilias“ aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., nach dem Drehbuch von David Benioff, für das moderne Kino um.
Die Handlung beginnt mit einem Techtelmechtel: Der trojanische Königssohn Paris (Orlando Bloom, bekannt aus „Der Herr der Ringe“) befindet sich mit seinem Bruder Hektor (Eric Bana aus „Hulk“) anlässlich von Friedensfeierlichkeiten als Gast in Sparta. Kurzerhand verliebt er sich in die Frau des Gastgebers König Menelaos (Brendan Gleeson), Helena (gespielt von der deutschen Newcomerin Diane Kruger), was auf Gegenseitigkeit beruht.So kommt es, dass Helena ihren Mann heimlich verlässt und sich mit ihrem geliebten Paris in dessen Heimat Troja aufmacht. Zwar bedeutet Paris’ neue Liebe Ärger, doch ist sein Vater, der trojanische König Priamos (Peter O’Toole), darüber erhaben und empfängt die Heimkehrer mit offenen Armen. In Sparta lodert unterdessen Menelaos’ Zorn auf, als dieser herausfindet, dass ihm seine Frau durch die Trojaner „geraubt“ wurde – schon ist der junge Friede zwischen Sparta und Troja dahin, Menelaos macht mobil. Doch dabei bleibt es nicht: Um den Sieg ganz sicher auf seiner Seite zu haben, bringt Menelaos noch seinen Bruder, König Agamemnon von Mykene (Brian Cox) und dessen Armee auf den Plan. Diesem gelingt es wiederum, mit Hilfe des Abenteurers Odysseus (Sean Bean), den Krieger Achilles (Brad Pitt) für den Feldzug gegen Troja zu gewinnen, und mit diesem steht ein – so sagt man – unbesiegbarer Halbgott an der Spitze der riesigen griechischen Streitmacht. So ziehen bald mehr als tausend Schiffe den trojanischen Gestaden entgegen, um Helena zurück zu holen und so Menelaos’ Ehre wiederherzustellen.
So wird eine der ältesten Tragödien der Menschheit neu erzählt – und das mit Stil und Tiefgang. Die gewaltigen Kulissen und hervorragenden Kostüme, der brillante Schnitt, die stilsichere Musik von James Horner, dem unter anderem die Soundtracks zu „Braveheart“ und natürlich „Titanic“ zu verdanken sind, und das nervenzerreisend spannende Drehbuch würden dieser Produktion nichts nützen, wäre da nicht auch noch die mehr als gelungene Besetzung. Brad Pitt als Superkrieger mit Persönlichkeit und langen Haaren, Peter O’Toole als altehrwürdiger und gerechter König, ein sehr überzeugender Orlando Bloom als jugendlicher Paris, und auch die deutsche Neuentdeckung Diane Kruger gefällt durch hervorragende Leistung als tragische Helena. Und genau mit diesen und weiteren Charakterrollen steht und fällt dieses Heldenepos. Wobei die Bezeichnung „Heldenepos“ nicht im klassischen Sinne verstanden werden darf: „Troja“ ist kein Gut-gegen-Böse-Scharmützel, nein, jede Seite hat neben ihren edelmütigen Helden auch ihre abscheulichen Bösewichte, ein sehr wertvoller Aspekt der monumentalen Verfilmung.
Zusammenfassend gesagt: „Troja“, der als erster amerikanischer Film seine Weltpremiere in Deutschland feierte, ist zweifellos einer der besten „Sandalenfilme“, die jemals produziert wurden – und der teuerste noch dazu! Wolfgang Petersen hat nun auch in diesem Genre sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und fesselt die Zuschauer trotz mächtiger Überlänge des Films zu jeder Zeit an die Handlung.

Alex W. Würth