Hollywood scheint Gefallen an Geschichten in dystopischen Umgebungen gefunden zu haben, anders lässt sich die derzeit herrschende Untergangsstimmung in den Kinos nicht erklären. Dazu geht den Drehbuchautoren und Produzenten so schnell nicht die Puste aus, wie die Vielzahl an solchen Produktionen belegt. Neu in diese Reihe hinzugekommen ist "What Happened to Monday?", der es nach einem unbemerkten Kinostart im Oktober 2017 nun ins Heimkino geschafft hat.
In der nahen Zukunft, genauer im Jahr 2043, herrscht auf der Welt eine totale Überbevölkerung. Eine globale Regierung muss neue Wege finden, um das Überleben der Menschheit sicherstellen zu können. Daher werden drastische Maßnahmen beschlossen, die im Rahmen einer Ein-Kind-Politik durch das Kinder-Zuteilungsbüro durchgesetzt werden. Unerlaubte Geschwister werden von Regierungstruppen gewaltsam ihren Familien entrissen und in einen Kryoschlaf gelegt, um sie in einer hoffentlich besseren Zukunft wieder aufzutauen. In einer Nacht kommen Siebenlinge auf die Welt. Die Mutter Karen Settman überlebt die Geburt nicht, der Vater ist unbekannt, und so wird deren Vater, der nun siebenfache Großvater Terrence, gerufen, um die Kinder in Empfang zu nehmen. Offiziell wurde diese Mehrlingsgeburt nie gemeldet, und so entschließt sich Terrence, allen sieben Mädchen die Chance auf ein Leben zu geben. Jedem Mädchen gibt er den Namen eines Wochentags, also Monday bis Sunday. Fortan dürfen die eineiigen Siebenlinge das Haus nur an dem Wochentag verlassen, der ihrem Namen entspricht. Die Schwestern sind am Abend über alle Ereignisse zu informieren, damit das nächste Mädchen am folgenden Tag direkt da anknüpfen kann, wo der Tag der anderen geendet hat. So verbringen die Schwestern sechs Tage die Woche zuhause, und teilen sich eine Identität, und zwar die ihrer verstorbenen Mutter.
Dreißig Jahre lang geht das gut, bis eines Tages Monday nicht von der Arbeit zurückkehrt. Doch was ist mit ihr geschehen? Die im Versteckspiel geübten Frauen versuchen zunächst, die fehlende Schwester zu ersetzen, doch die Situation ist deutlich schwieriger und dramatischer, als sie zunächst angenommen haben. Sollte am Ende jemand die Schwestern verraten haben?
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1) vor. An Extras finden sich ein paar Featurettes, darunter ein B-Roll und ein Behind the Scenes sowie der Trailer.
Der sowohl action- als auch temporeiche Film wurde von Tommy Wirkola inszeniert, der auch schon für "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" verantwortlich zeichnete, und damit gezeigt hat, dass er weiß, wie man Action richtig in Szene setzt. Nur hat er sich dieses Mal eines ernsteren Themas angenommen, das sehr kritisch dargestellt wird. Das von Max Botkin sehr intelligent geschriebene Drehbuch hält zahlreiche Überraschungen bereit und beschäftigt sich nicht nur am Rande mit der eigentlichen Problematik einer Überbevölkerung und den Schwierigkeiten, die solche Maßnahmen einer Regierung mit sich bringen würden. Auch ethische Fragen innerhalb der Familie werden hier beleuchtet, als zum Beispiel eine der Schwestern bei einem Unfall einen Finger verliert, und dadurch die anderen entsprechend "angepasst" werden müssen.
Herausragend verkörpert Noomi Rapace die Siebenlinge mit all ihren unterschiedlichen Charakteren, vor allem, wenn sie alle zusammen in einem Bild interagieren dürfen. Das alleine ist schon eine reife Leistung und erfordert höchstes Maß an Timing und Disziplin, wie man sie bisher nur aus der Science-Fiction-Serie "Orphan Black" kannte, als Tatiana Maslany alle ihre Klon-Schwestern spielte. Dazu kommen noch die Herausforderungen eines Action-Films im Umgang mit Waffen, Explosionen und rasanten Verfolgungen. Ihr zur Seite gestellt wurden die Filmlegenden Willem Dafoe, der Großvater Terrence darstellt, sowie Glenn Close, die mit einer thatcherhaften Frisur eine gnadenlose Leiterin des Kinder-Zuteilungsbüros gibt.
Diese One-Woman-Show nur einen rasanten Action-Thriller zu nennen, wäre zu wenig, auch wenn Fans des Genres ihre helle Freude an diesem Streifen haben und bestens bedient werden. Mit dem intelligenten Plot wird ein mögliches Szenario dargestellt, dem sich womöglich in naher Zukunft tatsächlich die Regierungen der Welt stellen werden müssen, und erzählt dabei eine Geschichte, ohne mahnend den Finger zu heben. Diese Mischung, ergänzt durch ein herausragendes Spiel insbesondere von Noomi Rapace, macht diesen international produzierten und in weiten Teilen in Rumänien gedrehten Film zu einem besonderen Filmjuwel, das bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Aber das kann ja nun alles im Heimkino nachgeholt werden, denn an "What Happened to Monday?" sollte niemand achtlos vorüber gehen!
USA/UK/F/B 2017, 124 Minuten
mit Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe