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Herbert Grönemeyer - dauernd jetzt

Jahrelang wurde er von mehr oder weniger erfolgreichen Comedians wegen seines Sanges-Duktus auf den Arm genommen, doch seinem Erfolg mit bisher über 19 Millionen verkauften Tonträgern hat dies keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Seit Erscheinen seiner CD "Mensch" im Jahre 2002, die sich bisher über 3,7 Millionen Mal verkaufte und damit das meistverkaufte Album in der deutschen Musikgeschichte ist, ist er einfach Kult und gehört zu Deutschland wie das oft besungene Ruhrgebiet: Herbert Grönemeyer, Sänger, Musiker, Produzent, Komponist und Schauspieler.
Nun legt er mit "dauernd jetzt" sein 14. Studioalbum vor.

Eröffnet wird das Album "dauernd jetzt" mit der ersten Singleauskopplung, "Morgen", das sich bereits die letzten Wochen und Monate durch den Äther dudelte. Für den Track "Uniform" holte er sich in Finnland Unterstützung von den Cellisten der Combo "Apocalyptica". Seiner deutschen Heimat huldigt er in "Unser Land", "Roter Mond" weckt Erinnerungen an seinen 80er Hit "Vollmond". Besonders düster und rockig geht es in "Unter Tage" zu, richtig kuschelig wird es dagegen in "Ich lieb mich durch" wie auch in "Feuerlicht". Die in diesem Sommer errungene Fußball-Weltmeister bedenkt er mit dem Song "Der Löw" im Stil von Fangesängen voller Fußballstadien. Eine solche Hommage an einen Bundestrainer hatte zuletzt Helmut Schön durch das Lied "Der Mann mit der Mütze" von Udo Jürgens im Jahr 1978 erfahren.

Wiederum sind alle Lieder von Herbert Grönemeyer komponiert und getextet worden, mit der Ausnahme von "Einverstanden", das Annette Humpe geschrieben hat.

Neben der Standard-CD gibt es "dauernd jetzt" auch in einer gebundenen Deluxe-Version mit ausführlichem Booklet, einem Aufkleber und den zusätzlichen Tracks "Pilot", "Neuer Tag (live)" sowie das Instrumental-Stück "Annäherung". Der Bonus-Track "Fang mich an (Hoopieshnoopie Remix" macht beim Hören richtig Spaß.

Der 58 jährige Grönemeyer, der schon im Alter von acht Jahren Klavierunterricht erhielt, klingt auf seinem neuesten Album sehr zornig, vorwurfsvoll und recht aggressiv, und das selbst bei seinen Balladen, wie in dem minimalistisch instrumentierten "Fang mich an" oder im fast schon anklagenden "Verloren".

"dauernd jetzt" ist anders als seine Vorgänger und dabei bei Weitem nicht so eingängig wie sein Album "Mensch". Schon die erste Single-Auskopplung, "Morgen", klingt so sperrig, dass man es zunächst öfter hören muss, bis man diesem Lied wirklich etwas abgewinnen kann.

Eines lässt sich jedoch ganz sicher sagen, nämlich dass Grönemeyers 14. Studioalbum nur so vor Kraft strotzt, und das von der ersten bis zur letzten Note.

Da Herbert Grönemeyer inzwischen Kult ist und seine CDs in den meisten bundesdeutschen Haushalten zum Inventar gehören, wird "dauernd jetzt" sicherlich auch wieder ein großer Verkaufs-Erfolg werden. Ob man die neue Scheibe aber so lieben wird, wie seine kultigen Vorgänger, steht auf einem anderen Blatt.

Pascal May