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Mylène Farmer - Interstellaires

Mylène Farmer ist ein Phänomen, eine Naturgewalt. Trotz ihrer zierlichen Körpermaße versetzt sie regelmäßig die "Grande Nation" in einen Rausch, aber auch in Hysterie und Ungeduld. Und das alles mit ihrer Musik und ihrer bloßen Erscheinung.
Sei ist scheu, und daher nehmen ihre Fans ihre seltenen öffentlichen Auftritte wie Offenbarungen an. Kündigt sie eine Konzert-Reihe, zumeist in ihrer Heimatstadt Paris, an, bilden sich an den Vorverkaufsschaltern sofort Schlangen, Online-Ticket-Systeme fallen unmittelbar nach Verkaufsstart wegen Überlastung aus und die Konzerte sind innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Tourneen sind aufgrund der riesigen Bühnenbauten logistisch schlichtweg nicht zu realisieren und deswegen auf einen Ort begrenzt. Macht Mylène Farmer eine neue Platte, geht die auf direktem Weg auf Platz eins der Charts, meist damit verbunden, einen neuen Verkaufsrekord gebrochen zu haben. So hat die zeitlose Sanges-Göttin mit ihren 54 Jahren bereits rund 25 Millionen Tonträger verkauft und ist damit eine der erfolgreichsten französisch sprachigen Künstlerinnen aller Zeiten. Nun hat sie mit "Interstellaires" ihr zehntes Studioalbum vorgelegt.

Bereits die erste Singleauskopplung, "Stolen Car", aus dem neuen Album, geschrieben von Mylène Farmer und Sting, schaffte den sofortigen Sprung auf Platz eins der französischen Charts, nachdem das Erscheinen der Single durch kurze Video-Clips angekündigt wurde, um die ohnehin schon riesige Vorfreude bei ihren Fans noch zusätzlich anzuheizen. Für die Musikerin war es bereits die zehnte Nummer eins-Single, für den Briten Sting die lang ersehnte erste Platzierung an der Chart-Spitze überhaupt. Dieses Duett startet sehr geheimnisvoll, die zarte Melodie wird später fast von den mächtigen Bässen zerquetscht, dazu gibt es das zarte Stimmchen von Mylène und den heiseren Gesang von Sting.
Bereits 2001 feierte sie große Erfolge mit einem Duett mit Seal, 2006 wieder mit einer Platzierung an der Spitze der Charts gemeinsam mit Moby.

Dass Mylène dem Schwermut und der Melancholie frönt, hat sie schon 1991 mit dem Song "Je t'aime mélancholie" deutlich gemacht, im selben Jahr, in dem sie mit "Désenchantée" ihren weltweiten Durchbruch schaffte. So genießen ihre Fans mit den Songs "À Rebours", "Insondables", "Love Song" oder "Voie Lactée" wiederum neues melancholisches Futter, das direkt unter die Haut geht. Hübsch und melodisch geht es in "C'est pas moi", "Pas d'access", "City Of Love" oder im Titeltrack "Interstellaires" zu. Richtig hymnisch wird es bei "Un jour ou l'autre", einem wunderschönen Song, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht.
"I Want You To Want Me" ist ein Cover der US-amerikanischen Rockformation Cheap Trick, die damit im Jahre 1979 einen weltweiten Hit feierten. Farmer singt diesen Song in ihrer Version spärlich instrumentiert, sehr langsam und vorsichtig, so dass ihr zerbrechliches Stimmchen noch deutlicher zur Geltung kommt. Echtes Gänsehaut-Feeling stellt sich dabei ein.

Die vierzehn neuen Songs begeistern die Kritiker wie auch ihre Fans wieder in höchstem Maße, da sie genau das bekommen, was sie an ihrer mit Preisen und Auszeichnungen überhäuften Pop-Göttin Mylène Farmer lieben. Mancher Song klingt daher wie schon einmal da gewesen oder einfach nur fortentwickelt, macht aber ebenso süchtig wie die Lieder zuvor. "Interstellaires" ist einmal mehr eine Ansammlung hypnotischer, wunderschöner Songs, ein wahres Erlebnis, wie es nur die zierliche rothaarige Künstlerin schaffen kann.

Ihr langjähriger Partner in der Produktion, Laurent Boutonnat, ist nach "Bleu noir" erneut nicht mit von der Partie, produziert wurde "Interstellaires" daher von Paul Van Parys.

Wer die Musik und die Shows von Mylène Farmer bereits kennt, wird sich bestimmt schon zum Erstverkaufstag mit dem neuen Album eingedeckt haben. Musik-Freunde, die sie noch nicht kennen, sollten ihr eine Chance geben und sich mit den neuen Songs von "Interstellaires" vertraut machen, denn es lohnt sich wirklich. Beides, Musik und Shows, sind auf allerhöchstem Niveau, regelmäßige neue Erfahrungen und stets rekordverdächtig, kurzum einmalig! Eben typisch Mylène Farmer.

Pascal May