PopKomm, was ist nur aus Dir geworden?
Es sollte ein glanzvoller Abschluß in Köln werden, bevor die größte Popmusik-Messe der Welt ab dem kommenden Jahr in Berlin stattfinden soll.
In diesem Jahr hatte gar das gemeine Volk die Möglichkeit, ein Stück vom PopKomm-Messe-Kuchen abzubekommen, nämlich bei der "PopKomm-Public".
Die Verleihung des Medienpreises von VIVA und VIVAplus, "Comet", sollte erstmals in der Kölnarena vergeben werden, Promis ohne Ende sollten dabei sein.
Doch von all dem angekündigten Glanz war in diesem Jahr nicht viel zu spüren. Auf der PopKomm-Messe fehlten die großen Plattenfirmen gänzlich, so war der Name BMG ausschließlich auf einem Wegweiser zu lesen, einen Stand suchte man vergeblich. Ähnlich verhielt es sich bei SONY Music, die zwar noch einen Stand aufgebaut hatten, doch persönliche Gespräche konnten nur mit ausgewählten Repräsentanten des Plattenlabels mittels bereitgestellter Handies erfolgen.EMI begnügte sich mit einem großen Sofa, einzig Polydor/Island und edel music waren mit einem echten Stand vertreten. Sollte damit das Leid der gebeutelten Platten-Industrie aufgezeigt werden, das durch die Internet-Downloads verursacht wurde?
Die viel gepriesene PopKomm-Public war nicht mehr als eine Halle in Größe einer Sporthalle, in der sich Stände von AOL, Polydor/Island, VIVA BamS, ZYX und kleinerer Anbieter sowie eine kleine Bühne von EinsLive versammelten.
Etwas befremdlich war die große Präsenz eines großen orangefarbenen Kräuterlikör-Lieferanten auf dieser Jugendmesse, der kostenlos Getränke ausschenkte.
Und der Promi-Faktor? AOL bemühte sich mit Kurz-Auftritten und Autogramm-Stunden kleiner und mittlerer Sternchen, die live im Internet gestreamt wurden, ähnlich verhielt es sich bei Polydor/Island und EinsLive. VIVA BamS beschränkte sich auf Autogrammstunden mehr oder weniger bekannter Künstler.Die Jugendzeitschrift "BRAVO" führte sehr unauffällig in einem Nebenraum ein Pre-Listening mit einem lustlosen Patrick Nuo durch, viel mehr gab es nicht zu erleben. Und dafür 10 Euro Eintritt ausgeben?
Das Ringfest war auch mehr eine traurige Veranstaltung denn das Glanzlicht der vergangenen Jahre. Las sich das Line-Up der "Comet"-Verleihung wie das who-is-who der nationalen und internationalen Musik-Branche war davon auf den verbliebenen drei Ringfestbühnen kaum etwas zu spüren. Das Hauptaugenmerk der RTL-Bühne lag auf der weiteren Vermarktung von "Deutschland sucht den Superstar", doch irgendwann ist auch damit mal die Schmerzgrenze erreicht. Die "Mixery"-Bühne bot in der Hauptsache Indie-Rock, beim WDR gab es auch keine großen Überraschungen oder wirklich bekannte Namen.
Und sonst? Sonst tummelten sich auf den Ringen vornehmlich Stände mit diverser Alkoholika, die allesamt mit Ghettoblastern bestückt waren, an denen alle Knöpfe aufgedreht waren und dazu leicht bekleidete Mädels in mehr oder weniger rhythmischen Bewegungen darboten. Der internationale Musik-Flair des Ringfestes kam beim besten Willen nicht auf, deutlich war zu spüren, dass es die letzte PopKomm in Köln war.
Bevor aus dem einst glanzvollen Musik-Festival und der weltgrößten Popmusik-Messe wieder eine solch traurige Veranstaltung wird, soll sie besser nach Berlin ziehen. Vielleicht kann der neue Standort wieder Leben in die PopKomm einhauchen. Es wäre ihr zu wünschen.