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Soundtrack - Star Trek: Nemesis

Wie kann man das nur einem „Star Trek“-Fan antun? Die Deutschland-Premiere des Films verschoben und trotzdem ist der Soundtrack jetzt schon zu haben! Schlimmer könnte Folter nicht sein. Vor lauter Vorfreude auf den Soundtrack zu „Star Trek: Nemesis“ hatte ich schon eine Gänsehaut, so war es wahrscheinlich gut, dass mich keiner nach den ersten Minuten dieses Hörvergnügens gesehen hat: Vollkommen verzückt und wie vom Donner gerührt.
Nachdem Jerry Goldsmith bei „The Sum of All Fears“ wohl einen schlechteren Tag erwischt hatte, war ich gespannt, ob er wieder zu alter Höchstform auflaufen würde. Mit seinen 73 Jahren zählt er ja nicht mehr zu den Jüngsten. Natürlich ist wieder die gute alte „Star Trek“-Fanfare zu hören, diesmal aber nicht so exzessiv wie bei „Star Trek: Der Aufstand“; dafür mischt er abwechslungsreich explosive und überraschende Momente in die Filmmusik ein.
Düstere Momente wechseln sich mit erfrischenden und lebendigen Passagen ab. Jedes der 14 Stücke bringt was Neues, dennoch behutsam mit Bekanntem vermischt. Der Wiedererkennungseffekt ist immer da und genau das macht den Soundtrack so sympathisch. Dieses Muster macht Jerry Goldsmith’s Musik, der bereits seinen fünften „Star Trek“-Film unterlegt, familiär: man identifiziert sich sofort damit und lechzt nach mehr. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass man nach 48 Minuten wieder in das reale Leben zurückgeholt wird, aber dafür gibt es ja die Repeat-Taste am CD-Player.
1979 wurde Goldsmith bereits für „Star Trek: Der Film“ für einen Oscar nominiert und es ist bestimmt nicht vermessen zu orakeln, dass er mit „Star Trek: Nemesis“ gute Chancen hat, zum 19. Mal für den Goldjungen nominiert zu werden und vielleicht sogar seinen zweiten Oscar abzuräumen. Aber warten wir es ab. So wie auf den Film, den ich spätestens nach dem Hören dieser CD in die Kategorie „absolutes Muss“ einstufe.
Was Jerry Goldsmith da zustande gebracht hat, ist ganz große Filmmusik. Wenn man dem Booklet glauben darf, applaudierten sogar die Musiker während der Aufnahmen und nach Abschluss gab es stehende Ovationen für Goldsmith. Und nach dem Hörgenuss war auch ich einen Moment versucht, in die Hände zu klatschen.

Pascal May