Aber interessant. Es ist schon wieder etwas passiert.
Simon Brenner hat eine Freundin, die Herta, eine ehemalige Lehrerin. Sie leben in getrennten Wohnungen, aber meistens sind sie ohnehin bei der Herta. Daneben ist er im Internet auf Dating-Seiten unterwegs. Aus Neugierde, wie er sagt. Doch die Nadeshda, die ihn anschreibt, hat es ihm angetan, denn sie ist ganz anders als man sich für gewöhnlich eine russische Frau vorstellt. Daher schreibt er ihr zurück und sie korrespondieren eine zeitlang. Als seine Herta auf Reisen geht, packt auch der Brenner seine Taschen und reist über Moskau nach Nishni Nowgorod. Unterwegs wird er ausgeraubt und zusammen geschlagen, ramponiert trifft er am Ziel die bildhübsche Nadeshda, die aber weniger an ihm als an seinem Können als Ermittler interessiert ist, nachdem sie ihre Schwester entführt glaubt. Wieder zurück in der Heimat will er den ganzen Russland-Trip schnell wieder vergessen, bis Nadeshda nach Österreich kommt. Der Brenner kümmert sich um die verschwundene Schwester, legt sich dabei mit der Halbwelt an, ist öfter im Krankenhaus, heiratet, verliert seine Herta, erfährt, dass Hände vertauscht wurden, bekommt Ärger mit der Fremdenpolizei, freundet sich mit dem Infra an, macht Bekanntschaft mit der Mongolei und hat etwas gegen Ochsen.
Der Autor Wolf Haas, 1960 geboren im Salzburger Land, studierte Psychologie, Germanistik und Linguistik und arbeitete nach Studienabschluss als Universitätslektor in Wales. Zurück in Österreich arbeitete er für eine Werbeagentur und fürs Radio, bevor er schließlich Schriftsteller wurde. Bisher sind acht Krimis mit der Hauptfigur Simon Brenner erschienen, daneben hat er noch weitere preisgekrönte Romane, Sachbücher und ein Kinderbuch geschrieben. Für drei seine Bücher ist er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet worden. Daneben hat er die erfolgreiche TV-Serie "4 Frauen und ein Todesfall" konzipiert und die Drehbücher zu den Brenner-Filmen geschrieben. Er lebt in Wien.
Wolf Haas schenkt seinen Fans mit "Brennerova" den bereits achten Fall für Simon Brenner, nach 19 Jahren Dienst gewesener Polizist und heutiger Privatermittler, teilweise gegen dessen eigenen Willen. Und wieder berichtet der allmächtige Erzähler von diesem Fall. Spätestens seit der Verfilmung von vier Brenner-Krimis mit Josef Hader in der Titelrolle ist seine Figur im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Sein Schreibtstil ist mitunter als minimalistisch zu bezeichnen, teilweise schreibt er einfach so, wie er spricht, was die Lektüre anfangs zu einer Herausforderung werden lässt. Witzig, pointiert, detailreich, mit eigenen irren Wortschöpfungen versehen und vor allem spannend geschrieben, verschlingt man die Seiten geradezu und möchte den gesamten Roman am liebsten am Stück durchlesen. Die 240 Seiten des Taschenbuchs, das Hardcover ist bereits Ende 2014 erschienen, sind ein einziges Vergnügen, wenn die Leser mit dem Brenner mitleiden und sich freuen, wenn ihm ausnahmsweise etwas gelingt. Neben der Freude am Lesen macht auch das Hörbuch, gelesen vom Autor Wolf Haas selbst, zusätzlichen Spaß.
"Brennerova" ist rundum eine erfrischende, launige, spritzige, spannende, kurzum eine sehr gelungene Unterhaltung, die auch hartgesottene Krimi-Fans begeistert.
240 Seiten, Heyne Verlag, 9,99 Euro.