Anna Jones ist eine erfolgreiche Herzchirurgin und alleinerziehende Mutter. Sie liebt ihren Sohn wie auch ihre Arbeit gleichermaßen und kann sich nichts Schöneres vorstellen. Als sie eines Tages abends nach Hause kommt, ist ihr Sohn verschwunden und ihre Babysitterin wird brutal ermordet vor Annas Haus aufgefunden. Kein Zweifel, ihr Sohn Zack wurde entführt. Die Entführer fordern von ihr, einen bekannten und beliebten Politiker namens Ahmed Shabir, der als nächster Premierminister gehandelt wird, bei seiner anstehenden Herzoperation sterben zu lassen. Ansonsten wird sie ihren Sohn nicht mehr lebend sehen. Anna ist gleichzeitig völlig verzweifelt und verängstigt in dieser für sie mehr als unlösbar erscheinenden Entscheidungsphase. Doch was wiegt in dieser Situation schwerer? Den Eid einer Ärztin, ihren Patienten niemals zu schaden, einzuhalten oder der Instinkt einer Mutter, ihr Kind zu jeder Tages- und Nachtzeit mit aller Kraft zu beschützen? Anna Jones droht die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren und ahnt, dass sie keine Wahl hat.
Auch die Krankenschwester Margot steht vor einem Dilemma. Im täglichen Arbeitsleben assistiert sie Dr. Jones bei den Operationen. Margot hat enorme Schulden und beklaut inzwischen schon die eigenen Kollegen. Noch ist sie nicht aufgeflogen, aber dies ist nur eine Frage der Zeit. Kurz vor ihrer Entlarvung beobachtet sie Dr. Jones genau bei einer Operation und merkt, dass sie anders ist und irgendetwas nicht mit ihr stimmt. Sie wirkt nervös und sehr angespannt und dabei macht Margot eine ungeheuerliche Beobachtung, die ihr Leben in große Gefahr bringt.
Inspector Rachel Conaty ermittelt in dem Mordfall der Babysitterin, die bei Anna Jones gegenüber gewohnt hat. Aber die Nachbarschaft liefert keinerlei Hinweise zur Tat und Conaty ist sich ziemlich sicher, dass die völlig kontrolliert wirkende Herzchirurgin sehr wohl etwas zu verbergen hat.
Der Autor, Jack Jordan, hat als Selfpublisher bereits einige Thriller veröffentlicht, die in Großbritannien, Kanada und Australien bei Amazon Nummer 1 Bestseller waren. Die Idee zu „Die Herzchirurgin“ kam dem Autor, als er sich selbst einem kleinen medizinischen Eingriff unterziehen musste. Nach der Operation fragte sich Jack Jordan, was wohl nötig wäre, um den Eid eines Arztes, seinen Patienten keinen Schaden anzutun, zu brechen.
Der Thriller ist dem Autor in meinen Augen gut gelungen. Ergreifend, spannend und in angenehmen kurzen Kapiteln wird die Story erzählt. Zu Beginn überrascht die Erzählperspektive und erscheint vielleicht auch etwas ungewohnt. Doch in Verbindung mit den drei Blickwinkeln, auf denen der Thriller basiert, hat alles wieder seine Logik. Die Story wechselt zwischen der Chirurgin, der Krankenschwester und zuletzt der Kommissarin immer wieder hin und her. Da jeder Kapitelanfang die entsprechende Person, um die es gerade geht, als Überschrift hat, ist man immer auf Ballhöhe.
Im wirklichen Leben möchte man sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn eine Ärztin zu so einer emotionalen Entscheidung gezwungen werden würde. Aber auch im Leben der anderen Hauptakteure sind genügend Probleme und Abgründe vorhanden. Daher bis zum Schluss hin spannend bleibend, wartet das Buch mit zahlreichen unerwarteten Wendungen auf und deshalb legt man es sehr ungern zur Seite.
Auch wenn die Geschichte sehr an die israelische TV-Serie "Die Geiseln" erinnert, hat dieses Buch seine ganz eigene Handschrift.
Jordan spielt hier sehr gekonnt mit den Emotionen des Lesers und zwingt einen dadurch immer wieder, sich selbst zu fragen, wie hätte ich eigentlich reagiert. Die Auflösung des Falles ist vorher mit einer Vielzahl von falschen Fährten ausgestattet, und schafft damit ein gelungenes Überraschungsmoment zum Ausgang der Geschichte. Meiner Ansicht nach versteht der Autor es auf jeden Fall, seine Leserschaft gut zu unterhalten und Spannung zu erzeugen. Bitte mehr davon, und am besten bald!
368 Seiten, Droemer Hardcover Verlag, 14,99 Euro