Sanibel Island, ein tropisches Urlaubsparadies an der Golfküste Floridas, ist gesegnet mit Sonne, Meer und endlosen Stränden. Eines Morgens aber wird diese Idylle mehr als getrübt. Am Strand werden auf einmal über hundert identische Sneaker angeschwemmt. Das grausige daran ist, dass in jedem ein menschlicher Fuß steckt. Die Küstenwache und die lokale Polizei sind im Großeinsatz, und die menschlichen Überreste werden alle in Kühlkisten verpackt an die Pathologie des Districts Twenty-One gebracht. Dort werden sie von einem Pathologieassistenten, der sich wie auf einem Fischmarkt vorkommt, ausgepackt, auf einer Trage positioniert, wo sie dann von den Technikern der Reihe nach registriert und fotografiert werden. Moira Carossley, die Chefpathologin, hat schon geglaubt, so ziemlich alles in ihrer langen Berufserfahrung gesehen zu haben. Von allen möglichen Arten von vollständigen oder teilweisen menschlichen Überresten bis hin zu reichlich bizarren Körpern, die an die Strände angespült wurden. Doch so etwas gab es noch nie! Nach vorläufiger Überprüfung waren es bereits über sechzig Füße. Heißt dies auch gleich, dass sie es mit über sechzig Morden zu tun haben? Wenn ja, dann haben sie es mit einem der schlimmsten Massenmörder in der Geschichte Floridas zu tun. Falls die Personen noch leben, wo sind sie dann? Und was ist passiert?
Von Seiten der Küstenwache gibt es die Vermutung, dass die Gliedmaßen von Insassen eines kubanischen Gefängnisses stammen könnten. Special Agent Aloysius Pendergast ist sich sicher, dass dies nicht der richtige Weg zur Lösung des Falles ist. Mit Hilfe der Ozeanografin Pamela Gladstone lässt er ein Strömungsprofil erstellen, und arbeitet sich so Stück für Stück näher an in eine ebenso unvermutete, wie auch tödliche Richtung für die Aufklärung des Falles heran.
Douglas Preston arbeitete am Naturhistorischen Museum in New York. Dort verfasste er Sachbücher. Hier lernte er auch den Lektor Lincoln Child kennen. 1995 schrieben sie gemeinsam den Wissenschaftsthriller „Relic“, mit dem sie einen internationalen Bestseller landeten. Damit war die Figur des einzigartigen wie charismatischem Special Agent Pendergast geboren. „Ocean – Insel des Grauens“ ist bereits sein 19. Fall.
19 Fälle und immer noch eine nahezu perfekte Spannungsstruktur, natürlich mit einigen, was auch sonst, unerwarteten Wendungen. Tollerweise zeigt unser Held keinerlei Ermüdungserscheinungen. Zugegeben, vieles ist mittlerweile wohlbekannt, aber das genau ist in meinen Augen auch das, was sich der Leser und auch ich wünschen wie das Salz in der Suppe. Special Agent Pendergast mit seiner herrlich ironischen, zuweilen auch arrogant wirkenden Art ist und bleibt für mich, und sicherlich auch die restliche Fangemeinde, ein absoluter Genuss. Wie er mit seiner akribischen Art und Weise, unter Einbeziehung seines Mündels Constance Green, sowie nun auch seines „Partners“ Coldmoon sich auch diesem mysteriös gruseligen Fall widmet, sucht sicherlich seinesgleichen. Ehe man sich versieht, fliegt man wieder von Kapitel zu Kapitel, ohne auch nur einmal auf die Uhr zu schauen und den Gedanken an eine Lesepause zu haben. Wer glaubt, dass dieser Kriminalfall einfach auf geradem Wege aufgelöst wird, der täuscht sich dank dieser wendungsreichen und sicherlich nichts für schwache Nerven geschriebenen Story gewaltig. Der obligatorische Showdown ist selbstverständlich garantiert und damit ist Spannung pur bis zur letzten Seite angesagt.
Erneut ein herrlicher Lesegenuss, der an keiner Stelle langweilig oder langatmig beim Lesen war. Leider beginnt nun aber wieder die hoffentlich nicht zu lange Wartezeit für den nächsten Einsatz von Special Agent Pendergast.
448 Seiten, Knaur Hardcover Verlag, 20,00 Euro