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Scherbenseele

Es geschehen seltsame, mysteriöse Selbstmorde in Stockholm. Es sind vorwiegend junge Leute, die meistens mit einem Kopfhörer aufgefunden werden und im Walkman steckt eine Kassette bespielt mit ziemlich düsterer Musik. Die Musik soll aus der Feder von „Hunger“ stammen. Gleichzeitig werden auch einflussreiche, angesehene Männer ermordet. Jens Hurtig, der zuständige Kommissar, befindet sich gerade auf Urlaub mit seinem Freund Isaak, als er davon erfährt und sogleich die Ermittlungen aufnehmen muss. Er hat also zwei Fälle zu bearbeiten, die Selbstmorde und die Morde, da seine Kollegin Jeanette Kihlberg aufgrund eines Burn Outs noch krank geschrieben ist. Isaak bekommt zur gleichen Zeit einen Anruf von Maria, einer jungen Frau, um die er sich während seiner Malstunden kümmert. Maria ist irgendwie verzweifelt, aber er kann ihr nicht helfen. Es stellt sich später heraus, dass auch Maria unter den Selbstmordopfern ist. Aiman, die sich ebenfalls freiwillig um die Jugendlichen kümmert, hat wie die auch keine leichte Kindheit gehabt. Jens Hurtig muss sich daher zur Aufklärung des Falls auch in die düstere Untergrundszene begeben, wo Drogen, Hoffnungslosigkeit und Selbstzerstörung eine große Rolle spielen. Jens Hurtigs Kontakt mit Isaak ermöglicht ihn auch diese Personen, die oft an Selbstzweifeln leiden, näher kennenzulernen. Es wird ihm aber lange nicht klar, dass sich der Mörder in seinem näheren Umfeld befindet. Er kommt erst nach langen, intensiven Gesprächen den verschiedenen Charakteren näher und schließlich auf die Spur, aber dann doch mit einem tragischen Ende.

Hinter dem Namen Erik Axl Sund verbergen sich der Künstler und Musiker Håkan Axlander Sundquist und Jerker Eriksson, der gleichzeitig auch der Produzent von Håkans Elektropunkband „iloveyoubaby“ und Bibliothekar in einem Gefängnis ist. Gemeinsam haben sie die Victoria-Bergman-Trilogie verfasst, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden.
Mit dem Schreiben begonnen haben sie, weil sie der Meinung waren, was Stieg Larsson kann, könnten sie auch. Sie schreiben aber auch, weil sie wütend sind. Wütend über den Zustand ihres Landes und wie mit Kindern und Jugendlichen umgegangen wird.

Nach der Psycho-Trilogie um Viktoria Bergmann war die Erwartungshaltung zu „Scherbenseele“ recht hoch, ob der große Erfolg des Autoren-Duos mit diesem neuen Buch weiter gehen würde. Letztendlich bleibt festzustellen, dass das hohe Niveau der Erstlingswerke nicht gehalten werden konnte, denn dazu ist „Scherbenseele“ zu verwirrend geschrieben, dass ein roter Faden nicht erkennbar wird, um der Story folgen zu können. Zu viele Personen tauchen auf, die Handlungsstränge sind selten logisch und so stellt sich aufgrund der anstrengenden Lektüre kaum Lesefreude ein. Vielleicht hätte sich Erik Axl Sund mehr Zeit für das neue Werk lassen sollen, denn mit „Scherbenseele“ wird eher seine neue Gefolgschaft verschreckt, und so bleibt fraglich, was aus der neuen Kronoberg-Reihe werden soll.

Wer mit diesem Autoren-Duo warm werden möchte, sollte lieber zu „Krähenmädchen“ und den beiden Folgewerken greifen.

Gudrun Loher
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