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7500

Die Zahlenkombination 7500 ist in der internationalen Luftfahrt der Emergency Code für eine Flugzeugentführung. Der deutsche Drehbuchautor und Regisseur Patrick Vollrath hat um diesen Code eine Geschichte gesponnen, die er mit dem gleichnamigen Film umsetzte. Nun ist "7500" für das Heimkino verfügbar.

Es sollte ein ganz normaler Flug von Berlin nach Paris sein, den Tobias Ellis als Co-PIlot eines Airbus A319 durchführt. Seine Partnerin Gökce, mit der einen zweijährigen Sohn hat, arbeitet als Stewardess und ist mit an Bord. Der Start verläuft wie immer reibungslos, alles Routine. Bis eine Gruppe junger Männer, mit Messern aus Glas bewaffnet, die Passagiere bedroht und versucht, das Cockpit zu stürmen. Die gepanzerte Tür schützt zunächst den Piloten und den Co-Piloten. Über einen Monitor müssen die Piloten mit ansehen, wie die Terroristen eine Geisel ermorden. Es beginnt ein Kampf zwischen Besatzung und Angreifern, eine Zerreißprobe zwischen dem Wunsch, einzelne Leben zu retten und das Flugzeug sicher zu landen.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und der englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras gibt es sechs Featurettes zu Regie, Drehbuch, Cast, Kamera, Szenenbild und VFX.

Die Story des ersten Langfilms von Patrick Vollrath, der für seinen Kurzfilm "Alles wird gut" für einen Oscar nominiert war, klingt bekannt. Inzwischen gibt es so viele Filme über entführte Flugzeuge, dass man sie kaum noch aufzählen kann. Doch "7500" unterscheidet sich grundlegend von bisher bekannten Filmen, weil er ausschließlich im Cockpit spielt, und so die Sorgen und Ängste der beiden Piloten direkt aufzeigt und beschreibt.

Der deutsche Film, für den Hollywood-Mime Joseph Gordon-Levitt für die Hauptrolle verpflichtet werden konnte, beginnt mit Aufnahmen verschiedener Sicherheitskameras einem fiktiven Berliner Flughafen. Die ersten dreieinhalb Minuten des Films kommen ganz ohne Ton aus, was Zuschauer verstören kann. Darüber hinaus gibt es im gesamten Film keinerlei Musik, erst zum Abspann gibt es ein Lied zu hören.
Das Kammerspiel irritiert zusätzlich, da es keine Szene außerhalb des Cockpits gibt. Selbst als zu Beginn die Passagiere einsteigen, wird dies aus der Sicht aus dem Cockpit gezeigt.

Regisseur und Drehbuchautor Patrick Vollrath hat Film an der Filmakademie Wien bei Michael Hanecke studiert, was an zahlreichen Aufnahmen auffällt. Wie Hanecke auch vermeidet es Vollrath, Morde direkt zu zeigen, um den Horror zu erhöhen, der beim Zuschauer im Kopf stattfindet. Auch die Begrenztheit des Handlungsortes und der weitgehende Verzicht auf Filmmusik erinnert an "Funny Games" und "Caché" des mehrfach ausgezeichneten Regisseurs aus Österreich.

Das Drehbuch erscheint an manchen Stellen nicht stimmig. So dauert die Alarmierung der Eurofighter viel zu lange. Ebenso wird nicht klar, wieso das gelandete Flugzeug nicht sofort von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei gestürmt wird. Dem schwerverletzten Co-Piloten gelingt mitten in einem Sturm eine problemlose manuelle Landung. Der Film endet zu abrupt, so dass noch viele Fragen offen bleiben, die die Zuschauer gerne beantwortet gesehen hätten. Auch wird den gesamten Film über nicht klar, was die Absicht der Flugzeugentführer ist, wieso sie alle das Cockpit stürmen wollen.

"7500" hält nicht, was er verspricht. Für einen Thriller reicht es nicht, echte Spannung will nicht aufkommen, und auch Überraschungen gibt es kaum. Start und Landung des Flugzeugs werden in aller Ausführlichkeit aus dem Cockpit gezeigt, dass diese Aufnahmen nur Flugenthusiasten begeistern können.
Wer einen Thriller im Flugzeug sucht, wird bei älteren Titeln reichlich fündig.

Pascal May
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