In Zeiten von Corona sind viele Menschen verunsichert. Je mehr sie über dieses Virus, umso mehr wollen sie wissen, wie es in ihren eingeschränkten Leben weitergehen könnte. Filme, die mögliche Szenarien aufzeigen, wie „Outbreak“ oder „Contagion“, sind derzeit sehr beliebt. Eine Serie, die sich mit einem sehr ähnlichen Phänomen beschäftigt, liegt nach ihrer Fernsehausstrahlung im ZDF nun auf DVD vor: die erste deutsch-finnische Co-Produktion „Arctic Circle - Der unsichtbare Tod“.
Nina Kautsalo, Polizistin und alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter mit Down-Syndrom, lebt in einem Städtchen im finnischen Lappland. Auf der Suche nach Wilderern findet sie eine in einem Verschlag auf einem Hof gefangen gehaltene russische Prostituierte. Noch in derselben Nacht entdeckt die Polizei zwei Leichen, die in der Nähe der Hütte verscharrt wurden.
Während der ärztlichen Untersuchungen stellt sich heraus, dass die tote Russin mit einem unbekannten Erreger infiziert wurde. Der deutsche Virologe Dr. Thomas Lorenz beim Europäischen Zentrum für die Kontrolle von Krankheiten in Helsinki findet heraus, dass es sich um das seltene Jemen-Virus handelt, das zu Fehlgeburten, fötalen Missbildungen und zum Tode führt. Außerhalb des Landes im Nahen Osten wurde es noch nicht beobachtet. Dr. Lorenz soll diskret die Situation vor Ort beurteilen und reist allein nach Lappland. Da dieses Virus zusammen mit einer harmlosen Herpes-9-Infektion übertragen wird, beginnt Dr. Lorenz damit, alle Herpes-Patienten auf das Jemen-Virus zu untersuchen. Währenddessen zerbricht Lorenz’ Ehe. Nina soll Dr. Lorenz bei seinen geheimen Ermittlungen unterstützen. Je weiter sie ermitteln, desto tiefer führen sie die Untersuchungen in ein undurchsichtiges Netz aus kriminellen Machenschaften nahe der russischen Grenze. Nina und Thomas müssen immer wieder kreativ ermitteln, um an Ergebnisse zu kommen, denn es geht um nichts weniger als um Leben und Tod, und die Zeit wird knapp.
Die zehnteilige Serie liegt auf drei DVDs in der deutschen und englischen Sprachfassung vor. Extras gibt es keine zu entdecken.
Denkt man an Krimis aus dem Scandic-Noir-Spektrum, waren da bisher regelmäßig Produktionen aus Schweden, Norwegen oder Dänemark vertreten. Nun mischt auch Finnland mit, und auch dieses Land im hohen Norden braucht sich vor den anderen serienerfahrenen Nachbarn nicht zu verstecken. Erfrischend neue Gesichter in einem herausragenden, durchgehend spannenden Plot machen „Arctic Circle - Der unsichtbare Tod“ zu einem besonderen Krimi-Erlebnis.
Das Thema könnte aktueller nicht sein: Da wird ein Virus gefunden, mit dem sich jeder anstecken kann, das zunächst nur unter besonderen Umständen ausbricht. Die Infizierten müssen isoliert werden, wobei dringend nach dem Patienten Null gesucht wird.
Als die Story 2018 verfilmt wurde, war es nicht mehr als ein Gedankenspiel, ein Plot, der nur schwer vorstellbar war. Nun ist diese Fiktion in weiten Teilen in der Wirklichkeit angekommen.
Erstmals wurde eine Serie im spärlich bewohnten Lappland gedreht, was allein schon eine große Herausforderung darstellte: Die Produktion fand bei minus 35 Grad statt, was Material und Personal einiges abverlangte.
Insbesondere das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller Iina Kuustonen und Maximilian Brückner funktioniert ganz hervorragend, und so bilden beide den Lichtblick in der sonst sehr düster gehaltenen Serie, die darüber hinaus mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen aufwartet. Trotz aller Professionalität, die die beiden Hauptcharaktere ausstrahlen, nimmt man ihnen ihre innere Zerrissenheit zu jeder Zeit ab, wenn es um ihre Familien geht.
Die Drehbücher sind in bester Weise ausgefeilt, trotz der Dramen bleibt dennoch Zeit für Herzensthemen, die Spannung wird über die gesamte Serie hoch gehalten und auch Action-Fans kommen bei „Arctic Circle - Der unsichtbare Tod“ auf ihre Kosten. Alles, was man von einer großartigen Serie erwarten kann, wird hier erfüllt.
„Arctic Circle - Der unsichtbare Tod“ hätte passender nicht erscheinen können, und so sollten sich Fans hervorragender Krimi-Unterhaltung in Zeiten der Isolation und des Zuhausebleibens dieses meisterlichen Serien-Werkes annehmen. Außerdem lässt das offene Ende die Hoffnung aufkeimen, dass es bald mehr herausragende TV-Unterhaltung aus Finnland zu sehen geben wird.
D/SF 2018, 450 Minuten
mit Iina Kuustonen, Maximilian Brückner