Die Remakes in Hollywood kennen kaum mehr Grenzen. Meist sind es europäische Filme, die mit US-Besetzung neu aufgelegt werden, um die oftmals fein erzählten Geschichten für ein Publikum westlich des Atlantiks dafür begeistern zu können. Auch vor Fernsehserien machen die Produzenten der Mehrteiler nicht Halt, und so kommt es, dass die angeblich "besten Serien der Welt", "House Of Cards" und "Homeland", einen britischen bzw. israelischen Ursprung haben. Die hervorragenden Krimis aus Skandinavien werden ebenso von großen und kleinen TV-Stationen oder inzwischen auch Streaming-Diensten neu verarbeitet und in die USA umgesetzt. Eines der jüngsten Beispiele dafür ist "The Killing", inzwischen in der dritten Staffel, dessen Geschichten auf der Krimi-Serie "Das Verbrechen" um die dänische Kommissarin Lund basieren. Dass auch hier die Produzenten des Originals mitmischen, lässt sich deutlich an deren Handschrift erkennen und machen die Serie zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Ein Jahr, nachdem der Mord an Rosie Larsen aufgeklärt wurde, hat Sarah Linden der Polizei den Rücken gekehrt. Ihr Sohn ist nach Chicago gegangen, Linden lebt nun mit ihrem neuen, deutlich jüngeren Partner zusammen und arbeitet für einen Fährbetrieb. Ihr Ex-Partner bei der Polizei, Stephen Holder, bearbeitet als Detective einen neuen Fall, in dem er ein Mädchen sucht, das von zuhause ausgerissen ist. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf die Verbrechen eines Serien-Mörders, der es auf junge Mädchen abgesehen hat, die am sozialen Ende der Gesellschaft stehen. Die Morde könnten im Zusammenhang mit Ermittlungen stehen, die Linden damals geführt hat, doch die hatte damals den mutmaßlichen Mörder überführt, der nun im Gefängnis kurz vor seiner Hinrichtung durch den Strang steht. Sarah Linden kehrt zurück, um zusammen mit Stephen Holder diesen Fall neu aufzurollen und endgültig aufzuklären.
Die zwölfteilige dritte Staffel von "The Killing" liegt auf vier DVDs in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras bietet die DVD-Box lediglich einen gedruckten Episodenguide.
Mireille Enos und Joel Kinnaman kehren auch in der dritten Staffel in ihren Rollen der beiden Polizisten Linden und Holder zurück, ermitteln erneut im regnerisch-kalten Seattle, und halten auch in diesem neuen Fall die Spannung bis zur letzten Minute der zwölften Folge aufrecht. In einer Parallel-Geschichte zu den Ermittlungen geht es um die anstehende Hinrichtung von Ray Seward, der von Sarah Linden als Mörder seiner Frau überführt zu sein schien und von einem Gericht zum Tode verurteilt wurde. Nachdem die neuen Morde in das Muster von damals passen, Seward aber im Gefängnis sitzt, scheint der wahre Mörder bislang nicht gefasst worden zu sein. Da sich Seward aber in immer neue Ausflüchte verstrickt, wird ein Wiederaufnahmeverfahren sehr erschwert.
In "The Killing" geht es nicht einfach nur um die Aufklärung eines Falles, es geht um viel mehr, daneben auch um das verkorkste Leben der beiden Polizisten, ihre Kollegen, die Kriminalität im Allgemeinen und die Folgen falscher Spuren und Verdächtigungen sowie das Elend von Jugendlichen in einer der reichsten Nationen der Welt.
Das intelligente Drehbuch, das unter anderem von Produzentin Veena Sud mit verfasst wurde, garantiert spannende Unterhaltung mit immer neuen, teilweise richtig irren Wendungen, und macht auch die dritte Staffel zu einem kriminalen Hochgenuss. Die Darsteller spielen ihre Rollen auf den Punkt, mit viel Fingerspitzengefühl und zu jeder Zeit überzeugend, und so ist es fast schon eine Wohltat, diese zerbrochenen und angeknacksten Polizisten bei ihrer Arbeit zu beobachten. Einzig das sehr abrupte Ende ohne jede Erklärung schmälert etwas die Begeisterung für diese dritte Staffel, denn der Zuschauer wird mit einem Schock alleine zurück gelassen. Bleibt also nur abzuwarten, bis hoffentlich sehr bald die vierte und letzte Staffel von "The Killing" auf DVD und BluRay erscheint, um endlich alle Hintergründe und Erklärungen zu bekommen, die dem Zuschauer bisher verborgen blieben. Bis dahin laden die Staffeln eins bis drei zum wiederholten Ansehen ein.
USA 2013, 516 Minuten
mit Mireille Enos, Joel Kinnaman, Peter Sarsgaard