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BlacKKKlansman

Filme, die auf wahren Begebenheiten basieren, stehen in Hollywood weiterhin hoch im Kurs. Manche Geschichten sind jedoch derart skurril, dass man kaum glauben kann, dass sie sich tatsächlich so zugetragen haben. Ein aktuelles Beispiel dazu ist "BlacKKKlansman", dem neuen Streifen von Spike Lee, der nun auf BluRay und DVD vorliegt.

Zu Beginn der 1970er Jahre bewirbt sich der Afroamerikaner Ron Stallworth bei der Polizei in Colorado Springs, nachdem explizit Minderheiten dazu ermutigt wurden. Dort erfährt er durch seine Kollegen viele Formen der Diskriminierung, zudem fühlt er sich im Aktenarchiv deutlich unterfordert. So bittet er seine Vorgesetzten, undercover eingesetzt zu werden. Sein erster Einsatz führt ihn zu einem Treffen der Black Student Union. Dabei lernt er die Vorsitzende der örtlichen Vereinigung, Patrice, kennen und lieben.
Zufällig stößt Ron in der Tageszeitung auf eine Anzeige des Ku-Klux-Klan, bei dessem örtlichen Vorsitzenden er anruft und sich als Rassisten der übelsten Sorte ausgibt. Dieser schlägt ihm ein Treffen vor. Da Ron als Afroamerikaner nicht hingehen kann, überzeugt er seinen weißen, jüdischen Kollegen Flip, sich bei diesem Treffen für ihn auszugeben. Flip ist verkabelt und zeichnet alle Gespräche auf. Beide Polizisten dringen immer tiefer in die Verbindung des KKK ein, Ron telefonisch und Flip persönlich. So treffen sie bald auf den Vorsitzenden des Ku-Klux-Klans, der eigens zur Initiation nach Colorado Springs kommt, um "Ron" zu treffen. Bei einem gemeinsamen Einsatz erfahren die beiden Polizisten von einem bevorstehenden Anschlag auf die Black Student Union und insbesondere auf Patrice. Aber wie soll das verhindert werden, ohne dass der Einsatz undercover gefährdet wird?

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Atmos) vor. An Extras finden sich lediglich die Featurette "Ein Spike-Lee-Film: Ron Stallworth, Jordan Peele and die Besetzung sprechen über ihre Zusammenarbeit mit dem Kultregisseur" sowie ein erweiterter Trailer zu "BLACKKKLANSMAN" mit "Mary Don't You Weep" von Prince.

Der US-amerikanische Regisseur und wichtigster Vertreter des "New Black Cinema" Spike Lee ist bekannt für seine Filme, in denen er insbesondere Rassismus behandelt. So verwundert es auch nicht, dass er gerade in diesen unruhigen politischen Zeiten, in denen ein weltweiter Rechtsruck und damit verbunden ein immer offener gezeigter und tolerierter Rassismus, diesen Film gedreht hat. Den echten Ron Stallworth, der als afroamerikanischer Polizist Kontakt zum Ku-Klux-Klan aufgenommen hat, gibt es wirklich und er hat die Geschichte genau so erlebt. Als Buch erschienen ist sie 2014, und darauf basiert auch das Drehbuch zum Film, das Spike Lee mitgeschrieben hat.

Der Stil der 1970er Jahre wird bestens aufgezeigt, das Feeling der Zeit, in der sich jeder in der afro-amerikanischen Gemeinde Bruder oder Schwester nannte, wird hervorragend transportiert. Die beiden Hauptrollen werden von John David Washington und Adam Driver übernommen, die ihre Figuren mit einem besonderen Groove spielen, dass es eine wahre Freude ist, in diese bizarre Geschichte einzutauchen. Spannend ist dabei zu beobachten, dass die Ermittlungsgruppe der Polizei vollkommen harmonisch und frei von Rassismus gezeigt wird, während sich außerhalb des Großraumbüros Gut und Böse direkt gegenüberstehen und klar voneinander getrennt dargestellt werden. Diskriminierung wird an jeder Stelle deutlich gezeigt, sei es durch Taten oder Einschätzung, wie die des KKK-Chefs David Duke, er würde am Telefon erkennen, ob er mit einem Afro-Amerikaner reden würde.

Es wäre kein Spike Lee-Film, wenn er nicht auch die Verbindung zur Gegenwart schaffen und somit klar aufzeigen würde, dass Rassismus keinesfalls ein historisch belegtes Thema darstellt. Am Ende des Films zeigt er Originalaufnahmen der Unite The Right-Kundgebungen in Charlottesville im August 2017. Dazu zeigt er auch Aussagen des amtierenden US-Präsidenten, in denen er klar aussagt, dass auch anständige Leute unter den Demonstranten gegeben hätte.

So wird klar, warum der Film, der aktueller nicht sein könnte, während der Filmfestspiele von Cannes 2018 mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Einmal mehr ist diese Auszeichnung aus Cannes als politisches Signal zu verstehen, dass Alltagsrassismus und das unkontrollierte Erstarken rechter Gesinnungen nicht zu tolerieren sind. Bei zahlreichen anderen Nominierungen für die verschiedensten Filmpreise ging der Film jedoch leer aus.

"BlacKKKlansman" hat alles, was man in einen Film nur packen kann: eine herrlich skurrile Geschichte mit fein ausgearbeiteten Figuren bis in die kleinste Nebenrolle, hervorragende Darsteller, tolle Musik, und bei aller Ernsthaftigkeit des Themas witzige Dialoge, die den Film richtig rund machen. Dazu kommen Gastauftritte von Alec Baldwin und ein bewegender Auftritt von Harry Belafonte.

Bei aller Bewegung ist dieser Film sehr dialoglastig, ebenso sollte man hier leichte Unterhaltung vermuten. Wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt und gut gemachtes Kino schätzt, wird mit diesem Film seine Freude haben!

Pascal May
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