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Girls Trip

Buddie-Komödien gibt es immer wieder, doch sind diese nicht nur männlichen Darstellern vorbehalten. Für weibliche Parts gibt es inzwischen zahlreiche Beispiele, die mehr oder weniger erfolgreich gelaufen sind. Nun sind in "Girls Trip" vier Frauen unterwegs, um mal wieder richtig Party zu machen. Geglückt ist dieser Versuch einer erfolgreichen Komödie nur bedingt.

Seit rund 20 Jahren kennen sich die vier Freundinnen schon, die sich "Flossy Posse" nennen. Als die höchst erfolgreiche Stil- und Lifestyle-Ikone Ryan Pierce, die bereits als nächste Oprah Winfrey gehandelt wird, das Essence Music Festival in New Orleans eröffnen soll, macht sie aus dieser Geschäftsreise kurzerhand ein Wiedersehen mit ihren Freundinnen, die sie schon jahrelang nicht mehr gesehen hat. Sasha hält sich als Klatsch-Bloggerin über Wasser, Lisa ist Krankenschwester und alleinerziehende Mutter, Tiffany wurde wegen ungebührlichen Verhaltens frisch von ihrem Job gefeuert, ist aber der stets fröhliche Motor dieser Mädels-Truppe. Die Hotelauswahl wird zum Disaster und der Vorsatz, wenig Alkohol zu trinken und früh ins Bett zu gehen, um für das Festival fit zu sein, geht schon bald unter. Mit Hilfe von Absinth, das sich als bewußtseinserweiternd herausstellt, drehen die Frauen richtig aus und lassen es in New Orleans mächtig krachen. Überschattet wird die Reise von einem Gerücht, dass Ryans Ehemann eine Affäre mit einem Instagram Model haben soll. Da stellt sich die Frage, ob die Frauen zu ihrer Freundin halten und sie in dieser schweren Zeit unterstützen oder ob sie beim Feiern erst recht Gas geben sollen.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen, französischen (DTS Digital Surround 5.1) und englischen (DTS-HD Master Audio 5.1) Sprachfassung vor. An Bonus-Material findet sich neben einem Kommentar mit Regisseur Malcolm D. Lee noch unveröffentlichte Szenen, verpatzte Szenen, die Featurettes "Den Trip planen", "Empörende Momente" und "Das Essence Musikfestival in New Orleans, Louisiana" sowie ein erweiterter Auftritt "Because of You" von Ne-Yo.

Was zunächst gut klingt, wird nicht wirklich gut. Mit Queen Latifah, Jada Pinkett Smith, Regina Hall und Tiffany Haddish sind die Hauptrollen mit routinierten und komödienerfahrenen Darstellerinnen besetzt. Doch anstatt die Rollen der Freundinnen anzunehmen, scheinen sich die Schauspielerinnen nur selbst zu spielen, und so kommt mit der übersichtlichen Handlung keine echte Party-Stimmung auf. Den beiden Drehbuchautoren Tracy Oliver und Kenya Barris scheinen mitten im Schreiben die Ideen ausgegangen zu sein, denn wenn andere Komödien versuchen, einen Gag an den nächsten zu setzen, begnügen sich die Autoren mit dem ausführlichen Auslutschen eines Gags, bevor der nächste überhaupt erst vorbereitet wird. So behilft man sich mit der Darstellung nackter, alter Männer, der Sonderbehandlung eines Mannes mit Pampelmusen oder dem ausgiebigen Urinieren auf Festivalbesucher und lässt dabei möglichst die Frauen hysterisch durch die Gegend kreischen, um diesen eher zweifelhaften Gag genau zu markieren, um ganz sicher zu gehen, dass auch jeder versteht, dass es sich dabei um einen Gag gehandelt haben muss.
Einziges Highlight in diesem eher drögen, vor allem aber ordinären Werk ist Kate Walsh, die Ryans Agentin spielt, doch dabei lediglich rudimentäre Auftritte im Film hat.

Wo andere und zumindest an den Kinokassen erfolgreichere Buddie-Komödien wie "Hangover" noch mit Witz, Charme und einem überraschenden Ende aufwarten konnten, ist die Handlung von "Girls Trip" sehr vorhersehbar und birgt daher keine unerwarteten Wendungen oder echte Überraschungen. So wird das Ende sehr schnulzig, denn gegen Girl Power kommt niemand, nicht einmal eine reiche Investorin, an. Das gibt "Girls Trip" zu sehr den Anspruch, dass er gewollt komisch und moralisch daher kommen wollte, was aber mächtig schief gegangen ist.

Gedreht wurde der Streifen übrigens während des tatsächlichen Essence Music Festivals 2016, was auch die zahlreiche Werbung und überbordendes Product Placement in fast jeder Einstellung des Films erklärt.

So bleibt am Ende bei "Girls Trip" nur sehr leichte Unterhaltung mit Fäkalhumor, der es in den USA zurecht zu einer Jugendbeschränkung gebracht hat. Eine wirklich lustige Komödie geht anders. Da hilft es dem Film auch nicht, wenn weite Teile der Black Music-Gemeinde, allen voran Mariah Carey, Ne-Yo, Babyface, Terry McMillan und Sean "Puff Daddy" Combs, sich bei Gastauftritten die Klinke in die Hand gibt.

Pascal May