Herausragende Krimis kommen aus Skandinavien, Belgien oder Großbritannien. Aber auch Frankreich steht den Krimis in nichts nach, denn auch da entstehen hochkarätige und ausgezeichnete Kriminalfilme und -serien. "In der Nacht des 12.", der nun auf BluRay und DVD für das deutsche Heimkino vorliegt, wurde gleich mit sechs französischen Filmpreisen, dem "César", darunter auch als bester Film, ausgezeichnet
Eine Kleinstadt am Fusse der französischen Alpen, es ist die Nacht des 12. Oktober. Nachdem sich Clara von ihren Freundinnen verabschiedet hat, möchte sie den kurzen Fußweg nach Hause gehen. Unterwegs begegnet ihr ein Mann, der sie kurz anspricht, sie dann mit Benzin übergießt und anzündet. Clara verbrennt bei lebendigem Leib.
Diese schreckliche Tat erschüttert den ganzen Ort, und auch die Kriminalpolizei von Grenoble möchte so schnell wie möglich den Täter dingfest machen, doch so einfach ist das nicht. Clara scheint sich mit seltsamen Männern eingelassen zu haben, angeblich soll sie kein Kind von Traurigkeit gewesen sein.
Die Polizei-Kollegen Yohan und Marceau ermitteln in diesem sehr undurchsichtigen Fall, und stoßen auf verschiedene junge und ältere Männer, die mit Clara ein Verhältnis gehabt haben sollen. Sie alle könnten sie getötet haben. Es waren Beziehungen voller Missgunst, Besitzdenken oder Gleichgültigkeit. Den beiden Kommissaren eröffnet sich ein Panorama der Abgründe, aber können die zu einem solch grausamen Mord geführt haben? Für Yohan wird die Ermittlung zu einer Obsession, aus der er nicht mehr hinaus findet. Claras Tod hat etwas in ihm berührt, das ihn zweifeln lässt an der Welt, in der wir leben. Jahre vergehen, immer mehr Verdächtige geraten in den Fokus, zu Verhaftungen kommt es nicht. Yohan muss einen Weg finden, mit dem Rätsel zu leben und dennoch nicht aufzugeben in seiner Suche nach dem Täter.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und französischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.
Das packende Krimidrama um einen ungelösten Mordfall an einer jungen Frau setzt sich mit dem Thema „Femizid“ auseinander und beruht auf einer wahren Geschichte. Das Drehbuch wurde zudem vom Sachbuch "18.3: une année à la PJ" von Pauline Guéna inspiriert.
Der deutsch-französische Regisseur Dominik Moll erzählt die Geschichte chronologisch und verzichtet auf Rückblenden. Er konzentriert sich auf die teils sehr frustrierende Arbeit der Ermittler der Kriminalpolizei, die Vernehmungen, die Gespräche mit der Richterin, die schlaflosen Nächte, die neuen Verdachtsmomente, die sich wieder in Luft auflösen. Die Zuschauer haben den Eindruck, direkt in die Polizeiarbeit einzutauchen und mit zu ermitteln und mit zu verzweifeln. Die Bilder in diesem Film sind eher dunkel und rauh gehalten, wie die Erzählweise auch.
Die Hauptrollen der beiden Ermittler Yohan und Marceau sind mit Bastien Bouillon und Bouli Lanners herausragend besetzt. Keine aalglatten Schönlinge, die in besseren Gegenden leben und schöne Autos fahren, sondern waschechte Polizisten aus dem richtigen Leben, die auch Mal fluchen und Fünfe gerade sein lassen. Dass die meisten Rollen mit eher unbekannten Darstellern besetzt wurden, macht den Film nur noch sehenswerter.
"In der Nacht des 12.", der seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Cannes 2022 hatte, ist kein typischer Krimi, vielmehr handelt es sich hier um eine Milieustudie mitten aus der Polizeiarbeit, die eben nicht glatt läuft, sehr frustrierend sein kann und die Ermittler auch nach Dienst nicht loslässt.
Wer sich dadurch nicht abschrecken lässt, erlebt knapp zwei Stunden Spannung, die einen so schnell nicht mehr los lässt. Eine klare Empfehlung für Fans etwas ruppiger Thriller, die Erzählungen aus dem echten Leben schätzen.
F/B 2022, 114 Minuten
mit Bastien Bouillon, Bouli Lanners