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Saboteure im Eis - Operation schweres Wasser

Es ist immer eine ganz besondere Herausforderung, Filme oder Fernsehserien zu produzieren, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen. Politisch kann man sich schnell mal in die Nesseln setzen, außerdem muss die Ausstattung mehr als sonst aufpassen, alle Details richtig zu setzen, da es sonst Ärger mit anerkannten und selbsternannten Historikern geben kann. Am Beispiel der TV-Serie "Saboteure im Eis - Operation schweres Wasser" kann man sehen, dass sich der Aufwand auch lohnen kann, denn diese Reihe ist preisgekrönt und hoch gelobt gelaufen und anerkannt worden. Außerdem hat das norwegische Fernsehen damit gezeigt, dass es mehr kann, als immer nur Skandinaven-Krimis zu inszenieren.

Europa versinkt im Zweiten Weltkrieg, und so suchen die Deutschen nach der ultimativen Waffe. So werden die führenden Physiker zum sogenannten Uranverein zusammen gerufen, um die 1938 entdeckte Kernspaltung fortgeführt und technisch nutzbar gemacht werden sollte. Mit dabei ist der renommierte deutsche Physiker Werner Heisenberg, den vor allem die weitreichenden Möglichkeiten der Forschung interessieren. Im Heereswaffenamt, dem Heisenberg unterstellt wird, interessiert man sich aber nur am Bau einer Atombombe. Das dazu benötigte schwere Wasser kommt aus Norwegen. Als der norwegische Wissenschaftler Leif Tronstad davon erfährt, warnt er die Alliierten. Die Antwort der Alliierten lässt nicht lange auf sich warten: Während die USA Angriffe aus der Luft planen, bilden die britischen Streitkräfte Spezialkommandos aus, die die Fabrik, in der das schwere Wasser hergestellt wird, von innen sprengen sollen und damit die wichtigste Ressource den Deutschen nicht mehr zur Verfügung steht. Die Fabrik wird jedoch von deutschen Soldaten streng bewacht. Damit beginnt ein erbitterter Kampf.

Die preisgekrönte Fernsehserie liegt auf drei DVDs in der deutschen (Dolby Digital 5.1 und dts) und norwegischen (Dolby Digital 5.1) Sprachfassung vor. Extras, abgesehen von einem gedruckten Episodenguide, sucht man auf dieser DVD-Box vergeblich.

Die von der Kritik hochgelobte und mit Mitteln der Europäischen Union unterstützte Fernsehserie wurde mit sechs norwegischen Fernsehpreisen ausgezeichnet, sorgte während ihrer Ausstrahlung für Quotenrekorde und begeistert nun auch ein internationales Publikum. Bereits 1948 hatte sich die norwegische Filmindustrie mit diesem Thema beschäftigt und einen Kinofilm gedreht, doch naturgemäß kann sich eine TV-Serie deutlich mehr Zeit zum Erzählen nehmen, was der vielschichtigen Geschichte gut tut.

Neben dem kaum bekannten Kapitel des Zweiten Weltkriegs werden gleich mehrere Geschichten in dieser Serie erzählt. Da ist zum einen Werner Heisenberg mit seiner Familie, der sich aus rein wissenschaftlichen Aspekten der Kernforschung widmet. Gleichzeitig wird die Ausbildung und der Einsatz des Spezialkommandos unter Leif Tronstad und Captain Julie Smith gezeigt. Die Erlebnisse von Fabrikdirektor Henriksen und dessen Frau Ellen in der Einöde Norwegens werden ebenso beleuchtet wie auch die innere Zerrissenheit der Protagonisten. Da geht es um Macht, Profit, Erfolg und vor allem um Moral, die in Zeiten des Krieges gerne mal - bewusst oder unbewusst - anderen Zielen untergeordnet wird.

Die internationale Besetzung mit Pip Torrens, Christoph Bach, Peri Baumeister, Anna Friel und Maibritt Saerens spielt zu jeder Zeit ihre Rolle sehr überzeugend. Das Drehbuch lässt keine Längen zu und erzählt dieses wenig bekannte Kapitel europäischer Kriegs-Geschichte rasant und fesselnd.

Mit eindrucksvollen Bildern, spannenden Ereignissen, die alles auf den Kopf stellen, und einer perfekten Besetzung wird "Saboteure im Eis - Operation schweres Wasser" zu einem echten TV-Ereignis, das sich niemand entgehen lassen sollte, der sich für Geschichte interessiert. Alle anderen werden zumindest ein äußerst spannendes Drama erleben.

Pascal May
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