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Sein letztes Rennen

Dieter Hallervorden, vor allem bekannt aus seiner Parade-Rolle "Didi" aus der 1970er Jahre Klamauk-Serie "Nonstop Nonsens", ist oft unterschätzt worden, obwohl er schon früh als Charakter-Schauspieler tätig war. Von früh auf war er politisch aktiv, war Begründer der Berliner Kabarettbühne "Die Wühlmäuse", und wurde dennoch erst mit seiner Kabarett-Serie "Hallervorderns Spott-Light" ernst genommen. Nun ist er, inzwischen Intendant des Berliner Schlossparktheaters, zurück, hat einen Kinofilm gedreht und überzeugt einmal mehr als großartiger Schauspieler.

Paul Averhoff und seine Frau Margot leben in Berlin, sind alt und gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe. Nachdem Margot immer wieder Zusammenbrüche erleidet, entscheiden die Averhoffs, zusammen mit deren Tochter Birgit, in ein Altenheim zu gehen, wo sie umsorgt und gepflegt werden sollen. Die Hoffnung auf einen ruhigen und schönen Lebensabend wird erstmals während der Ergotherapie im Keim erstickt, als Paul Angst bekommt, sich an Kastanienmännchen tot zu basteln. Um sich wieder sinnvoll beschäftigen zu können, packt er seine Laufschuhe aus, und beginnt zu trainieren, schließlich war er bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne Sieger im Marathon-Lauf. Und genau da möchte er wieder hin: sein Ziel ist der Berlin-Marathon, um es sich und allen anderen noch einmal zu zeigen. Seine Frau Margot trainiert ihn, wie damals, doch die Heimleitung sieht in Paul einen Revolutionär, der das beschauliche Leben im Heim durcheinander bringen will. Die Heimbewohner erinnern sich an Paul's Olympia-Sieg 1956, und begleiten ihn in seinen Trainingseinheiten. Obwohl sich nun auch die Medien für das unglaubliche Sport-Comeback interessieren, wollen die Ärzte und Pfleger aus dem Heim den Start beim Marathon verhindern, worauf hin Paul und Margot zur Tochter fliehen, nicht ahnend, was sie damit auslösen. Doch Paul ist nicht aufzuhalten, er will seinen letzten Marathon laufen.

Die DVD liegt in der deutschen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) inklusive einer Hörfilmfassung vor. An Extras finden sich Interviews mit den Filmemachern und der Besetzung, ein Audio-Kommentar mit Dieter Hallervorden und Regisseur Kilian Riedhof, ein Audiokommentar mit Regisseur Kilian Riedhof, Drehbuchautor Marc Blömbaum und Komponist Peter Hinderthür sowie die Hörfilmfassung.

Dieter Hallervorden spielt in "Sein letztes Rennen" seine erste Hauptrolle nach über zwei Jahrzehnten, und stellt dabei die fiktive Marathon-Legende Paul Averhoff charmant, authentisch, einfach nur überragend dar. Auch körperlich stellt sich der knapp 79jährige den Herausforderungen an seine Rolle, und überzeugt dabei in jeder Hinsicht. An seiner Seite glänzen Tajta Seibt als seine Frau Margot und Heike Makatsch als deren Tochter Birgit sowie Frederick Lau, Katrin Sass, Katharina Lorenz und zahlreiche ins hohe Alter gekommene Schauspiel-Kollegen.

Was als sportliche Herausforderung einer fast vergessenen Sport-Legende beginnt, wird schnell zu einem rührenden Stück über das Altern, den Verlust der gewohnten Umgebung, eine Auseinandersetzung der Generationen, aber auch ein Fingerzeig auf die Zustände in deutschen Altenpflegeheimen.

Der Regisseur Kilian Riedhof zeichnet in seinem ersten Kinofilm "Sein letztes Rennen" eine bezaubernde Geschichte um und mit alten Leuten, die so behutsam erzählt wird, dass sie niemals droht, rührselig zu werden und ins Seichte abzudriften. Zusammen mit seinem Hauptdarsteller Dieter Hallervorden liefert er einen absolut sehenswerten und unterhaltsamen Film ab, der deutlich mehr Kinobesucher verdient gehabt hätte.

Wer "Sein letztes Rennen" noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt zu DVD und BluRay greifen!

Pascal May
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