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Spencer

Nachdem "Spencer" 2021 während der Filmfestspiele in Venedig seine Weltpremiere feierte, war denjenigen, die den Film gesehen hatten, klar, dass Kristen Stewart für ihre Rolle der Lady Diana an einem Oscar für die beste weibliche Hauptrolle nicht vorbei kommen würde. Ein Reigen an Nominierungen und Auszeichnungen schloss sich der Uraufführung an, im Januar 2022 lief der Film weltweit in den Kinos, und nun ist er auch in Deutschland für das Heimkino auf BluRay und DVD verfügbar.

Die Briten bereiten sich auf das Weihnachtsfest vor, ebenso tut es die königliche Familie, die Weihnachten traditionell in Sandringham House in Norfolk verbringen. Der gesamte Hofstaat lässt auffahren, die Küchenbrigade ist in ihrem Element, und so langsam treffen die Royals in Sandringham ein. Nur Prinzessin Diana fehlt. Die nimmt sich die Freiheit, und fährt alleine und ohne Personenschützer in ihrem Porsche nach Norfolk. Sie verfährt sich und kommt daher erst nach der Königin an, was einen echten Affront darstellt.
In der Ehe zwischen Prinz Charles und der Prinzessin von Wales herrscht seit Langem Eiszeit. Es widerstrebt ihm, dass seiner Noch-Frau so viel Aufmerksamkeit durch die Presse zuteil wird. Um dem einen Riegel vorzusetzen, wird Sandringham abgeschottet, zusätzliche Streifen sollen Papparazzi fernhalten. Trotz der wilden Gerüchte über Affären von Charles und Diana und eine mögliche Scheidung wird für die Weihnachtsfeierlichkeiten auf dem königlichen Landsitz ein Frieden verhängt. Es wird gegessen und getrunken, geschossen und gejagt. Diana kennt das Spiel, doch spielt sie es nicht mehr mit. Dieses Mal muss sich etwas ändern.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 7.1) vor, Extras sucht man hier vergebens.

Königliche Geschichten sind immer ein willkommenes Thema in Filmen und Fernsehserien, und gerade das britische Königshaus hat es den Filmemachern besonders angetan. Nachdem das Leben und der tragische, frühe Tod der Prinzessin Diana immer wieder zu Spekulationen einlädt, ist es nicht verwunderlich, dass nun noch eine Geschichte rund um die Prinzessin der Herzen erzählt wird. Nachdem sich der Tod der Prinzessin Ende August zum 25. Mal jährt, werden noch mindestens zwei Dokumenationen zu sehen sein.
Doch "Spencer" ist keine Dokumentation, es ist reine Fiktion, weil niemand von außerhab der Königsfamilie genau weiß, wie die drei Tage in Sandringham verlaufen sind. Auch basiert der Film auf keiner literarischen Vorlage, lediglich die handelnden Personen sind bekannt.

Der chilenische Regisseur Paolo Larrain hatte bereits mit seinem Film "Jackie" eine prominente Frau des öffentlichen Lebens in einer Krise dargestellt, nun hat er sich Lady Diana vorgenommen. Das Drehbuch stammt von Steven Knight, der bisher vor allem fürs Fernsehen schrieb.
Welche Intention die beiden Filmemacher mit "Spencer" verfolgen, wird nicht ganz klar. Zu Beginn wird nicht klar, wann und wo der Film spielt. Das Wann wird im ganzen Film nicht aufgeklärt, das Wo erfährt der Zuschauer immerhin im Laufe des Films. Auch bleibt es ein Rätsel, wieso ausgerechnet die US-Amerikanerin Kristen Stewart den Part der unglücklichen Prinzessin übertragen bekam. Was an ihrem Schauspiel so sensationell oder gar Oscar-würdig sein soll, bleibt offen, denn viel Bewegung bei der Figur der Diana gibt es nicht. So wird eine teils recht apathische, verträumte und unsichere Diana gezeigt, dann wieder eine zynische, wütende und bornierte Prinzessin, die sich entweder streitet, das Personal anzickt oder sich übergibt. Kristen Stewart gelingt es einmal mehr, einen Film mit nur zwei Gesichtsausdrücken zu bestreiten, was den Film keineswegs aufregender macht. Es erschließt sich auch zu keinem Zeitpunkt, was die "Begegnungen" mit Anne Boleyn aussagen sollen oder welche Verbindung zwischen Diana und der zweiten Frau Heinrichs VIII. bestehen.
Die sonst als liebende Mutter dargestellte Diana kauft in diesem Film für ihre beiden Söhne zwei hässliche Hummer-Plüschfiguren an einer Tankstelle, als sie nach Sandringham unterwegs ist, und wickelt die notdürftig in Geschenkpapier ein. Wirklich? Die Princess of Wales hat nicht an richtige Geschenke für ihre Kinder gedacht?

Beim Casting hat man sich kaum Mühe gegeben, Schauspieler zu finden, die den handelnden Personen wenigstens etwas ähnlich sehen, Text haben lediglich Prinz Charles und die Königin, wenn auch nur sehr wenige Zeilen. Wo bleibt hier die vielbeschworene Freundschaft zu Fergie? Wieso haben alle anderen nichts zu sagen? Die längsten Unterhaltungen führt Diana in diesem Film entweder mit ihrer Kammerzofe, dem Küchenchef, der sie einfach nur Diana nennt, und mit einem übergriffigen ehemaligen Offizier, der für die Sicherheit der königlichen Familie zuständig ist.

Dazu kommt eine wahnsinnig nervige atonale Musik, die klingt, als wäre sie entweder im Drogenrausch oder eher zufällig entstanden, die aber zu keinem Zeitpunkt passend erscheint.

Der ganze Hype um "Spencer" erschließt sich absolut nicht, denn die Geschichte an Heilig Abend, dem ersten Weihnachtstag und Boxing Day (einen zweiten Weihnachtstag gibt es nur in Deutschland) wie auch die Darstellung der Diana zieht sich über die knapp zwei Stunden Laufzeit wie Kaugummi und man sehnt dem Ende des Streifens entgegen, der hoffentlich eine vernünftige Erlösung ergeben sollte. Tut er dann auch irgendwie, was dann auch die besten Minuten des Films sind. Da gibt es deutlich bessere und gefälligere Filme zum Leben der Diana Spencer im Angebot.

Pascal May
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