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The Green Knight

Nach unzähligen dystopischen Erzählungen scheint in Hollywood ein Umdenken stattzufinden, denn derzeit entsteht der Eindruck, dass man sich dort wieder an andere Genres erinnert, die man viel zu lange vernachlässigt hat. So gibt es plötzlich zahlreiche Westerngeschichten zu sehen, und auch die Ritterzeit darf wieder gezeigt werden. Neuestes Werk aus dieser Reihe ist "The Green Knight", der nun für deutsche Heimkinos verfügbar ist.

Der tollkühne Sir Gawain, Ritter der Tafelrunde, hat bisher noch nicht viel erlebt, er verbrachte sein Leben vor allem am Hofe seines Onkels König Artus. Um sich vor seiner Familie, seinem Volk und letztlich auch sich selbst zu beweisen, dass er mehr als nur ein Lebemann ist, begibt er sich auf die Reise seines Lebens mit dem Ziel, sich der ultimativen Herausforderung zu stellen: dem sagenhaften Grünen Ritter, einem gigantischen, smaragdgrünhäutigen Fremden und Prüfer der Menschen. Nachdem der Grüne Ritter in Arturs Schloss auftaucht, und von Gawain einen Schlag versetzt bekommt, muss der sich dem Grünen Ritter nach Ablauf eines Jahres erneut stellen, um seinen Schlag entgegenzunehmen. Doch schon die Reise zur Grünen Kapelle, wo ihn der Grüne Ritter erwartet, erweist sich schon als ein echtes Abenteuer für den jungen Ritter, auf der er überfallen, gedemütigt und belohnt wird.

Die BluRay liegt in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras finden sich neben Interviews auch Featurettes zu den Visual Effects, zum Lichtdesign sowie ein Making-of.

Was tun, wenn man sich auf die Suche nach neuen Erzählstoffen begibt, aber in einem Ritterfilm nicht immer wieder die altbekannten Geschichten um Robin Hood oder Richard Löwenherz neu zu erzählen? David Lowery, der neben Regie, Produktion und Schnitt auch gleich noch das Drehbuch zu "The Green Knight" übernommen hat, bedient sich einem alten, mittelenglischen Gedicht, und baut daraus eine Abenteuer-Romanze. Viel gibt das Gedicht her, so dass sich das Drehbuch vor allem auf die sehr langwierige Reise des jungen Ritters beschränkt. Begleitet werden die meist sehr farbigen Bilder von Kameramann Andrew Droz Palermo von schrägen Titeleinblendungen und der melodiebefreiten und mit der Zeit sehr enervierenden Musik von Daniel Hart, die die zähe Erzählung noch mehr zu einer echten Herausforderung macht.

Die Darstellerriege wird angeführt von Dev Patel, der seinen Durchbruch in Danny Boyles "Slumdog Millionaire" hatte, und die mit dem Oscar für ihre Rolle in "The Danish Girl" ausgezeichnete Schauspielerin Alicia Vikander. Daneben spielen Joel Edgerton, Sean Harris, Kate Dickie und Sarita Choudhury.

Trotz herausragender Darsteller und poetischer Bildkomposition kommt "The Green Knight" nicht in Fahrt, und so bleibt diese fantastische Geschichte über Ehre, Liebe, Mut und Selbstfindung nur ein sehr zäher Streifen mit höchst nervigen Elementen, dass man als Zuschauer schnell an seine Grenzen kommt, selbst wenn man diesen Film gut finden möchte. Die zahlreichen Nominierungen für internationale Preise erschließen sich schlichtweg nicht, und auch, wieso dieser Film als heißer Kandidat für den nächstjährigen Oscar gehandelt wird, ist nicht nachzuvollziehen.

Da gibt es zahlreiche andere Ritterfilme, die mehr Spaß machen und deutlich besser unterhalten. Selbst eine erneute Erzählung der Abenteuer um Robin Hood empfehlen sich mehr für einen unterhaltsamen Filmabend, als diese unaufgeregt, ereignisarme Darstellung eines reitenden Jünglings auf der Suche nach sich selbst.

Pascal May
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