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Und Äktschn!

Man kann über ihn denken, was man will, man kann ihn mögen oder auch nicht, doch eines ist sicher: Gerhard Polt ist der größte lebende bayerische Kabarettist. Seine Fernsehproduktionen, zumeist zusammen mit Gisela Schneeberger, wie auch seine Auftritte zusammen mit der oberbayerischen Combo "Biermösl Blos'n" sind legendär und waren für zahlreiche seiner jüngeren Kabarett-Kollegen wegweisend.
Inzwischen ist Polt 71 Jahre alt und bringt nach neun Jahren wieder einen neuen Kinofilm in die Kinos.

"Und Äktschn!" ist die Geschichte des Amateur-Filmers Hans A. Pospiech, der nach der Trennung seiner Frau sein Filmstudio in der heimischen Garage untergebracht hat und mittels Moped seine Film-Sets und den Amateur-Filmclub erreicht. Pospiech ist ein Verlierer, der einen finanziellen Engpass nach dem anderen durch das Verscherberln von Weltkriegs-Memorabilien seines Vaters überbrückt. Den örtlichen Sparkassen-Direktor plagt seine finanzschwache Klientel, bis ihm eine geniale Idee kommt, um seine Statistik aufzuhübschen: dem bayerischen Provinz-Kaff fehlt die Kultur-Förderung! Kurzerhand lobt er einen Filmpreis für die beste heimische Filmproduktion aus. Hobby-Regisseur Pospiech sieht seine Chance gekommen, endlich Filmgeschichte schreiben zu können, denn "Zum Genie fehlt mir das Geld!", wie er selbst sagt. Und so dreht er einen Film über Adolf als Privatmensch. Wenn auch mit eher unkonventionellen Mitteln und einer Horde von Zufalls-Schauspielern.

Die bayerischen Schauspiel-Größen wie Gisela Schneeberger und Maximilian Brückner sind ebenso neben Hauptdarsteller Gerhard Polt zu sehen, wie die österreichischen Schauspieler Michael Ostrowski, Robert Meyer und Robert Palfrader. Frederick Baker, bisher eher als Dokumentar-Filmer zu Ehren und Preisen gekommen, hat das Buch geschrieben, Regie geführt und den Film produziert. Er war es, der Gerhard Polt gefragt hat, ob er nicht wieder einen Kinofilm machen wollte, und der hat spontan zugesagt. So einfach kann ein Film entstehen.

Die herausragende Schauspieler-Riege um Gerhard Polt kann den Film nicht retten, einzig Gisela Schneeberger spielt einmal mehr alle anderen Akteure an die Wand. Die Handlung bleibt leider in der Melancholie stecken und zieht sich, Highlights finden sich zu selten. So ist "Und Äktschn!" kein genialer Wurf, über den man noch lange reden wird, wie es einst "Kehraus" oder "Man spricht deutsh" waren. Eingefleischte Polt-Fans werden den Film allein schon deswegen ansehen, weil sie ihren kabarettistischen Meister nach fast zehnjähriger Abstinenz endlich wieder auf der großen Leinwand sehen können. Anderen seien eher die frühen Werke Gerhard Polts ans Herz gelegt.

Pascal May
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