Sie hat sich Zeit gelassen, um ein neues Album auf den Markt zu bringen. Ihr vorangegangenes Album, „Gold Dust“, beinhaltete einige ihrer bislang besten Songs in orchestraler Fassung, was auch gut zum ihrem Klassik-Label passt.
Nun hat Tori Amos 14 brandneue Songs auf das Album mit dem etwas sperrigen Namen „Unrepentant Geraldines“ gepackt, die den Zuhörer beim ersten Hören verzaubern. Man könnte sagen: die alte Tori ist wieder da, und besser denn je!
Vor 50 Jahren als Myra Ellen Amos geboren, zeigte sie schon mit gerade mal drei Jahren ein erstaunliches Talent am Klavier. Bereits im Alter von vier Jahren komponierte sie erste Stücke, und mit gerade mal sechs Jahren war sie die jüngste Studentin, die jemals am Peabody Conservatory in Baltimore zugelassen wurde. Die Klassik behagte ihr nicht zu sehr, und sie wechselte zum Jazz und spielte als Jugendliche in Bars. Nach einer kurzen Episode mit der Band „Y Kant Tori Read“ konzentrierte sie sich auf ihr einmaliges Klavierspiel auf Flügeln der Marke Bösendorfer, das sie weltweit berühmt machte. 1992 erschien mit „Little Earthquakes“ ihr erstes Solo-Album, das sich über zwei Millionen Mal verkaufte. Spätestens mit der Single „Crucify“ etablierte sie sich als Ausnahme-Musikerin. Ihre Musik wurde immer experimenteller, was mitunter ihre Fans der ersten Stunde verschreckte. Sie überwarf sich mit ihrer Plattenfirma, erfüllte ihren Vertrag jedoch lediglich mit neu aufgenommenen Songs. Tori heiratete, wurde Mutter und schien auch musikalisch ruhiger zu werden. Seit ihrem Album „Scarlet’s Walk“ in 2002 hat sie ihren Stil gefunden, den sie gerne mit klassischen Elementen erweitert. So verwundert es nicht, wenn sie auch einmal mit klassischem Orchester tourt.
„Unrepentant Geraldines“ ist ein Album, das ihre Fans als typisch für Tori Amos sehen. Das Klavier bestimmt die Songs, und ihr elfenhafter Gesang verzaubert von der ersten bis zur 59. Minute ihres neuen Albums, dem inzwischen vierzehnten Solo-Album der amerikanischen Musikerin mit Wohnsitz in Cornwall/England. Nur sehr spärlich instrumentiert begeistert sie Fans der ersten Stunde ebenso wie ihre neuen Anhänger. „America“ und „Wild Way“ sind einfach nur wunderschöne Balladen, „Trouble’s Lament“, ein Southern Blues, macht einfach gute Laune und geht gut ab. In „16 Shades Of Blue“ betrachtet sie textlich das Altern, mit „Rose Dover“ schrieb sie ihrer 13jährigen Tochter ein musikalisch gewagtes Schlaflied. Ihre Tochter Tash ist sogar in „Promise“ gesanglich zu hören. „Giant’s Rolling Pin“ ist eine tänzelnde Satire auf die NSA, und „Oysters“ erinnert im klassischen Tori-Sound sehr an ihre Anfänge aus ihrem ersten Solo-Album.
Ganz einfach und ohne Übertreibung kann man behaupten, dass „Unrepentant Geraldines“ das beste und perfekteste Album ist, das Tori Amos bisher gemacht hat. Man merkt, dass sie eine Menge erlebt hat, was sie in ihre Musik und ihre Texte einfließen lässt. Ein sehr positiver Effekt des Alterns!