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Die Eishexe

In Fjällbacka herrscht großer Aufruhr. Die kleine Linnea Berg wird von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Die Familie ist bekannt und natürlich ist das Interesse im Dorf groß, das Mädchen schnell und unbeschadet zu finden. Es wird eine Suchaktion gestartet bei der sich viele Helfer beteiligen, sogar junge Asylanten, die gerade selbst versuchen, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen.

Vor dreißig Jahren verschwand schon einmal ein kleines Mädchen vom selben Hof. Damals wurden zwei Mädchen im Teenageralter verdächtigt, die Kleine getötet zu haben. Die Zwei bekannten sich wirklich schuldig, die Tat begangen zu haben, aber so richtig glauben konnte man das im Ort nicht. Sie wurden vom Gericht verurteilt, mussten aber die Haftstrafe nicht antreten, da sie noch minderjährig waren. Eines der beiden Mädchen, Helen, blieb in Fjällbacka wohnen, hat einen viel älteren Mann geheiratet und mit ihm einen Sohn, lebt aber mit ihrer Familie sehr zurückgezogen. Die Andere, Marie, ist inzwischen eine gefeierte Schauspielerin. Sie hat eine uneheliche Tochter und ist zurzeit mal wieder in die alte Heimat zurückgekehrt, aber nur aus beruflichen Gründen. Sie dreht gerade einen Film über Ingrid Bergmann, in dem sie natürlich eine Hauptrolle spielen wird.
Aus der Vergangenheit liegt irgendwie ein düsterer Schatten über all diesen Geschehen. Vielleicht hat das Verschwinden der Mädchen mit der Hexenverfolgung aus damaliger Zeit zu tun, die in jener Zeit keine Seltenheit darstellten.

Die Frau von Hauptkommissar Patrick Hedström, Erica Falk, ist Schriftstellerin und recherchiert schon länger in diesem alten Fall. Sie stößt auf eine alte Geschichte über eine Hexe, welche im siebzehnten Jahrhundert hingerichtet wurde. Was hat eine alte Legende mit den Fällen der verschwundenen Mädchen zu tun? Vielleicht bringt sie ja etwas Klarheit in das Dickicht von Gerüchten und Geschichten, die eben bis zur Hexenverbrennung zurückführen.

Aber wieso verschwindet nach 30 Jahren wieder ein kleines Mädchen vom gleichen Hof? Sind vielleicht noch andere Kinder in Gefahr? Ist es ein Fluch aus der Vergangenheit? Patrick und sein Team setzen alle Hebel in Bewegung, um die Entführungen schnellsten aufzuklären und die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Die Autorin, Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, stammt aus Flällbacka. Der kleine Ort und seine Umgebung ist gerne gewählter Schauplatz ihrer Kriminalromane. Weltweit hat sie inzwischen über zwanzig Millionen Bücher verkauft und ist damit Schwedens erfolgreichste Autorin. Heute lebt sie in einer großen Patchworkfamilie in Stockholm.

Auch dieses Buch von Camilla Läckberg hat mir sehr gut gefallen. Obwohl der Kriminalroman opulente 752 Seiten umfasst, war mir auf keiner einzigen Seite langweilig. Ich finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, einerseits die Geschehnisse um die Suche nach der kleinen Linnea, und auf der anderen Seite die historischen Ereignisse über die Hexenverfolgung aus dem 17. Jahrhundert zu verknüpfen. Weiterhin hat mir gefallen, dass ebenfalls auch aktuelle Aspekte und die damit verbundenen Problemzonen eingeflossen sind, wie z.B. der Umgang der Bevölkerung mit Asylbewerbern, und wie sich diese selbst in einem fremden Land fühlen.
Die Geschichte ist in bewährter Manier sehr packend mit hohem Gänsehautfaktor geschrieben. Knisternde Spannung, aber auch alltägliche Begebenheiten im privaten Bereich bewegen sich auf drei unterschiedlichen Erzählsträngen, die dann in einen fulminanten Schluss münden und ans Herz gehen.

Ein brisantes Thema, mit viel Gefühl und Spannung perfekt erzählt und bestens gelungen. Ein Muss für die Liebhaber skandinavischer Kriminalliteratur und allemal ein angenehmer Zeitvertreib. Spannende Urlaubslektüre!

Andrea Müller
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