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Ein Häusle in Cornwall

Wenn zwei verschiedene Lebensformen aufeinander treffen, kann dies nur zu verrückt komischen Szenarien führen, insbesondere bei einem Zusammentreffen von schwäbischer Strebsamkeit und englischer Adelswelt. So ist es auch bei Emma Stöckle, schwäbisches Arbeitstier, und Sir Nicholas Reginald Fox-Fortescue, Engländer und Lebenskünstler.
Als Emma kurz vor einem burn-out stehend vom Betriebsarzt zu einer Auszeit verdonnert wird, lernt sie Sir Nicholas Reginald Fox-Fortescue, einen verschusselten englischen Aristokraten, kennen. Außer einem bescheuerten Namen trägt er die falschen Klamotten (ausgebeulte Cordhosen und Gummistiefel), spricht Englisch statt Schwäbisch und wohnt auch noch auf der Insel. Genau dorthin lädt er Emma auf seinen frisch geerbten Landsitz ein. Klingt toll, leider ist Fox Hall allerdings eine wacklige Bruchbude, die er schnell loswerden möchte. Bei Emma ist es seinerseits genau das Gegenteil. Sie wiederum ist eher wirtschaftlich denkend auf den Landsitz fokussiert und sieht Nicholas als absolut entbehrlich an. Das allerletzte was sie gebrauchen kann, ist das, was Nicholas „Liebe“ und sie „emotionale Komplikationen“ nennt.

Elisabeth Kabatek lebt als gebürtige Schwäbin in Stuttgart und arbeitet als Übersetzerin und Autorin. Ihre Romane „Laugenweckle zum Frühstück", "Brezeltango" und "Spätzleblues“ um die chaotische Heldin Pipeline Praetorius wurden auf Anhieb zu Bestsellern. „Ein Häusle in Cornwall“ ist ihr jüngstes Werk.

In Cornwall, wo jeder gleich an Rosamunde Pilcher denkt, prallen in überaus amüsanter Weise diese zwei Lebensstile von Emma und Nicholas aufeinander. Sie typisch schwäbisch pflichtbewusst, überaus strebsam und karrierebezogen, er ein Adliger durch und durch, gepaart mit einer schüchtern-spießig aber romantischen Ader. Wenn zwei solche Charaktere aufeinander treffen, kann es nur zu herrlich komischen Situationen führen und man erwischt sich immer wieder, wie einem nur so das Grinsen im Gesicht steht. Elisabeth Kabatek gelingt es mit dieser Mixtur der Kulturen, der wechselnden Sichtweisen von Nicholas und Emma, inklusive dem damit verbundenen schwäbischem Dialekt, den Leser über die gesamten 352 Seiten in der ihr eigenen herrlichen Art und Weise schmunzelnd kurzweilig durch die Geschichte zu führen.
Im Innencover vorne und hinten wird, wie es sich „stilvoll“ gehört, eine Anleitung zum Tee kochen sowie das Rezept einschließlich Zubereitung für ein echtes Cucumber (Gurken) Sandwich geboten. Der obligatorische Stammbaum von Nicholas Reginald Fox-Fortescue darf natürlich am Schluss ebenfalls nicht fehlen, um die Sache authentisch zu machen und gänzlich abzurunden.

In diesem Roman wird so ziemlich alles geboten was einen guten Frauenroman ausmacht, doch auch für Männer, die sich mal ohne Action einfach eine lustig lockere Entspannungslektüre gönnen wollen, ist dies genau das richtige Buch zum Schmökern und Schmunzeln.

Michael Müller
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