Nachdem die letzten Eisschollen des Winters geschmolzen sind, werden wieder Tauchgänge im Angerman-Fluss durchgeführt. In den 1960er Jahren ist dort eine Brücke eingestürzt und es wird immer wieder nach verschollenen Resten oder auch nach Schiffswracks getaucht, denn auf dem Fluss war früher viel Schiffsverkehr. Bei einem Tauchgang finden Taucher einen Schädel bzw. ein menschliches Skelett an einem Anker und sie denken sich dabei nichts, denn es könnte ein seit langem verschollenes Unglücksopfer sein. Jedoch stellt sich dann bei genauerer Untersuchung heraus, dass der Leichnam erst seit cirka zwanzig Jahren dort liegt und dieser erschossen wurde. Aufgeklärt wurde der Fall nie. Also ein Cold-Case.
Für die schwangere Polizistin Eira Sjödin ist dieser Fall die ideale Aufgabe, denn seit dem Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft wurde sie in den Innendienst versetzt und die Aufarbeitung eines Cold-Case ist für gewöhnlich auch nicht sehr gefährlich.
Dazu befindet sich Eira in einer Zwickmühle, da sie nicht weiß, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Es könnte ihr Kollege, aber auch ihr Ex-Freund sein. Der Grund, warum sie in ihre Heimat Andalen zurückgekehrt ist, ist ihre Mutter, die sie aber jetzt in einem Altenheim aufgrund ihrer Demenz untergebracht hat. Eira plagt aber noch ein weiteres Problem, denn ihr Bruder sitzt immer noch unschuldig im Gefängnis, aber sie kann ihn nicht gegen seinen Willen entlasten.
Als die Leiche im Fluss gefunden wurde, dachten viele, dass es die seit langem verschwundene Lina war. Es stellt sich jedoch heraus, dass es ein Mann ist, dazu noch Südeuropäer. Der Anker, an dem der Tote gefunden wurde, wird genau untersucht und Eiras ehemaliger Kollege gibt ihr den Hinweis, dass sie mal bei einem alten Mann nachfragen soll, dem der Anker bekannt vorkommt. Dieser wohnt in den ehemaligen Arbeiterkasernen und bei genauerem Betrachten des Fotos des Ankers kann er den Schlepper bestimmen, zu dem der Anker gehört haben könnte. Der Mann kann sich noch daran erinnern, dass es damals einen ziemlichen Aufruhr gab, als der Anker plötzlich nicht mehr da war.
Eira belastet noch ein anderes Problem und zwar das ihres Bruders, der ja unschuldig im Gefängnis sitzt. Es werden immer wieder Stimmen laut, dass die damals verschwundene Lina noch am Leben sei, es aber niemand beweisen kann. Eira glaubt auch fest daran.
Bei den Recherchen nach dem möglichen Mordfall des Unbekannten und dessen Hintergründe, wird auch ihre eigene Vergangenheit durchleuchtet. Sie kommt auf so manches Geheimnis ihrer Mutter, die sie wegen ihrer Demenz nicht mehr fragen kann, als diese noch sehr jung war und damals Bekanntschaft mit den Arbeitern aus Südeuropa machte.
Jedoch bei all ihren Ermittlungen kommt Eira allen Geheimnissen, die sie und ihre Familie belasten, auf die Spur und kann damit für sich und ihr ungeborenes Kind ihr Fazit ziehen.
Nach „Sturmrot“ und „Erdschwarz“ ist „Nebelblau“ der dritte und letzte Fall der Trilogie um die Stockholmer Polizistin Eira Sjödin. Die Autorin Tove Alsterdal fasst meiner Meinung nach die beiden vorherigen Kriminalromane zusammen und gibt einen Rückblick auf die bisherigen Ereignisse aus Teil eins und zwei, bis es dann letztendlich zur Auflösung kommen kann. Doch hier wird noch einmal alles sehr gründlich aufgearbeitet und recherchiert, um einen guten Abschluss zu finden, doch zieht sich damit die Erzählung mitunter etwas, da man viel Bekanntes noch einmal beschrieben bekommt. Ich war beim Lesen zwar sehr neugierig, wie alles zusammenhängt, aber auch etwas verwirrt wegen der großen Menge an Informationen. Es sind dann so viele Fälle auf einmal, die die Leser verarbeiten und verstehen müssen, dass man zwischendurch schon manches Mal kurz den Überblick verlieren kann.
Dennoch bin ich ein großer Fan der Kriminalromane von Tove Altsterdal, und bin froh, sie für mich entdeckt zu haben. Von dieser Trilogie bin ich sehr begeistert, so dass ich mich schon jetzt auf weitere Bücher von ihr freue!
400 Seiten, Paperback, Rowohlt Polaris, 17 Euro.