Manche Filmjuwelen, die deutlich mehr Zuspruch verdient gehabt hätten, fallen an den Kinokassen wegen unkluger Starttermine oder anderer Faktoren einfach durch. Da verwundert es, wenn Filmtitel bei Preisverleihungen genannt werden, die es unbemerkt am Publikum vorbei geschafft haben. Zum Glück kann diesen herausragenden Filmen auf dem Heimkinomarkt eine zweite Chance gegeben werden. Ein solches Beispiel wäre der Film "Die Erfindung der Wahrheit", der nun auf BluRay und DVD vorliegt.
Lobbyisten sind Menschen, die die Interessen einer Gruppierung insbesondere in der Politik unterbringen wollen. Ein besonderes Beispiel dieser Spezies ist Elizabeth Sloane, der jedes Mittel recht ist, um beruflichen Erfolg zu haben. Dabei bedient sie sich auch ungefragt ihres Teams, führt diese öffentlich vor, lässt sie beschatten.
Nun muss sie sich vor einem Anhörung des US Senats verantworten, weil sie offenbar gegen die Ethikregeln des Senats verstoßen hat. Dazu geführt hat ihr Engagement, um die Verabschiedung eines Bundesgesetzes, dem sogenannten Heaton-Harris-Bill, zu erwirken, das künftigen Waffenkäufern den Kauf zu erschweren, indem sie unter anderem ein Führungszeugnis vorlegen sollen. Dabei arbeitet sie nicht nur gegen die in den USA übermächtige Waffenlobby sondern auch gegen ihren bisherigen Arbeitgeber, die Washingtoner Lobby-Firma Cole Karvitz & Waterman, der namhafte Waffenhersteller berät.
In ihrem Vorgehen ist Sloane nicht einzuschätzen, und dabei überrascht sie immer wieder selbst ihr engstes Umfeld und zeigt jedes Mal auf, wozu sie fähig ist und was sie für die Zielerreichung bereit ist zu tun.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1 MA) vor. An Extras finden sich lediglich Interviews mit Cast und Crew.
Man muss schon sehr politisch interessiert sein, um diesen überaus dialoglastigen Film goutieren zu können. Ferner sollte man sich zumindest etwas im US-Rechtssystem auskennen, um der Handlung folgen zu können. Erfüllt man diese Voraussetzung, kann man einen herausragendes Stück Polit-Thriller genießen, wie man es nur selten findet. Die Darsteller, allen voran die Hauptdarstellerin Jessica Chastain, liefern ein beeindruckendes Werk ab, weshalb sich gerade Chastain für den Golden Globe empfohlen hatte, ihn letztendlich aber nicht erhalten durfte. Sie spielt die Lobbyistin eiskalt, berechnend und in höchstem Maße skrupellos, so dass man als Zuschauer gar nicht erst in Versuchung kommen kann, dieser Figur irgendeine Empathie entgegen zu bringen. Die anderen Darsteller verkommen da schnell zu Stichwortgebern, was der Handlung aber keinerlei Abbruch tut, denn so kann man sich auf die Machenschaften der Miss Sloane konzentrieren, die bei allem, was sie tut, die Zuschauer ob ihrer Entscheidungen in Erstaunen versetzt.
Mit diesem Film wird einmal mehr klar, wer die Politik in den USA formt und entscheidet. Es sind eben nicht die Politiker, die werden im besten Fall als Erfüllungsgehilfen der Lobbyisten genutzt. Die Gefahren, die dabei entstehen, werden den Zuschauern in "Die Erfindung der Wahrheit" drastisch und schonungslos vor Augen geführt, und lassen sie mitunter erschaudern. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass dieser Thriller in Kanada und mit französischem Geld produziert wurde.
Wer sich für Polit-Thriller erwärmen kann, der wird an "Die Erfindung der Wahrheit" wie auch an einem großartigen Schauspieler toller Schauspieler seine helle Freude haben!
USA 2016, 133 Minuten
mit Jessica Chastain, Mark Strong