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The Founder

Jeden Tag verköstigt der Burger-Konzern McDonald's ein Prozent der Weltbevölkerung. Insgesamt arbeiten über 420.000 Menschen weltweit direkt für das Unternehmen, zusammen mit allen Franchisenehmern liegt die Zahl bei rund 1,8 Millionen. Das goldene M findet sich aktuell in 119 Ländern der Erde, in manchen Regionen wird sogar nach religiösen Richtlinien das Essen halal oder koscher angeboten. Doch wie und wann hat das alles begonnen, seit wann gibt es die Kette und wie kam es zu der schnellen internationalen Expansion? Antworten auf diese Fragen gibt der Film "The Founder", in dem die Gründungsgeschichte des umsatzstärksten Fast-Food-Konzerns der Welt erzählt wird, der nun für deutsche Heimkinos verfügbar ist.

Maurice "Mac" und Richard "Dick" McDonald haben unternehmerisch einiges erlebt, bevor sie mit ihrer Burger-Bude im kalifornischen San Bernardino erfolgreiche Gastronomen wurden. Mit ihrem Speedy-System haben sie die Welt der Drive-Ins in den USA revolutioniert, denn der Kunde soll innerhalb von nur 30 Sekunden sein Essen bekommen. Ray Kroc hingegen verdient seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht mit dem Verkauf von Milchshake-Maschinen; zuvor hat er es schon mit dem Verkauf von Klapptischen und Pappbechern versucht. Als er eine Bestellung über acht seiner Milchshake-Mixer-Maschinen erhält, geht er von einem Versehen aus und besucht die Besteller, die Brüder McDonald, in ihrem Laden in Kalifornien. Ray ist begeistert von diesem neuen und bis ins Detail durchdachten System und erkennt sofort die Möglichkeiten, die ein Franchise dieser Idee bietet. Doch die beiden sturen Brüder wollen die totale Kontrolle über ihre Produkte und sind eher an Qualität denn an Profit interessiert. So macht sich Ray mit einigen nicht ganz fairen Tricks selbständig, um McDonald's-Restaurants national statt nur lokal zu eröffnen, bis er den beiden Brüdern alles nimmt, und sie mit einer vergleichsweise geringen Abfindung abspeist.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD 5.1 MA) vor. An Extras finden sich Interviews und Featurettes, darunter über das Speedy-System.

Wer befürchtet, mit "The Founder" einen Werbefilm der größten Fast-Food-Kette der Welt zu sehen, irrt gewaltig. Durchaus kritisch nähern sich Regisseur John Lee Hancock und Drehbuchautor Robert D. Siegel der Gründungsgeschichte dieses Weltkonzerns, und offenbart, mit welchen Tricks die beiden Brüder um en gewaltiges Vermögen gebracht wurden. Weil sie Vertragsverhandlungen gutgläubig auf einen Handschlag vertraut haben, würden ihnen und ihren Familien inzwischen jährlich 100 Millionen Dollar entgehen. Gleichzeitig wird dargestelt, wie der bislang eher mäßig erfolgreiche Handelsvertreter Ray Krok zur richtigen Zeit den richtigen Riecher hatte und Beharrlichkeit zeigte, um aus einem kleinen Burger-Laden ein weltumspannendes Unternehmen zu machen.

Der inzwischen schauspielerisch wieder erstarkte Michael Keaton spielt die Rolle des Ray Kroc grandios böse und hinterhältig, dass man mit den beiden sturen und über den Tisch gezogenen McDonald-Brüdern (bestens mit Nick Offerman und John Carroll Lynch besetzt) nur noch Mitleid haben kann. Auch die Nebenrollen sind mit Laura Dern, B. J. Novak oder Linda Cardellini bestens besetzt.

Hat man die knapp zweistündige Geschichte um den Aufbau eines Fast Food-Imperiums gesehen, stellt sich nicht unbedingt der Wunsch ein, sofort einen Burger essen zu wollen. Vielmehr bleibt der Zuschauer vor lauter Verwunderung über die dreisten Methoden eines Handlungsreisenden mit gemischten Gefühlen zurück, die ihn und nur ihn zu größtem Erfolg und die eigentlichen Gründer zur Geschäftsaufgabe geführt haben, dass man sich wundert, wieso diese Geschichte bisher unbekannt und auch heute wenig beachtet bleibt. Selbst im Gründungsland des Big Mac blieb der Erfolg an den Kinokassen eher zurückhaltend.

"The Founder" ist ein hervorragend geschriebenes Drama, das auf wahren Begebenheiten, unter anderem auf Ray Kroks Biographie, basiert und sehr erfrischend und kurzweilig inszeniert wurde. Die großartigen Schauspieler machen den Film sogar noch sehenswerter.

Wer sich an verfilmten Biographien begeistern kann oder schon immer wissen wollte, woher seine Burger kommen, wird an "The Founder" viel Freude haben und bestens unterhalten sein. Freunde der Haute Cuisine werden mit diesem Streifen eher weniger anfangen können.

Pascal May