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Lindenberg! Mach Dein Ding

Das verfilmte Leben berühmter Persönlichkeiten, sogenannte Biopics, liegen derzeit voll im Trend, vor allem bei Musikern. Nachdem The Queen und Elton John in ihren Filmen genauer unter die Lupe genommen wurden, war es an der Zeit, dem deutschen Musiker, der die Kultur in Deutschland am meisten geprägt hat, ein Denkmal zu setzen. Kurz vor seinem 75. Geburtstag hat Udo Lindenberg seine Hommage bekommen, die nun für das Heimkino vorliegt.

Udo Lindenberg wächst mit drei Geschwistern im westfälischen Gronau auf. Schon früh begeistert er sich für das Trommeln, und nachdem er zum Geburtstag ein Schlagzeug geschenkt bekommen hat, ist für ihn sein Weg klar. Er will als Musiker reich und berühmt werden. Sein alkoholkranker Vater macht ihm aber schon früh klar, dass sein Weg vorgegeben war, denn ein Lindenberg wird Klempner. Lindenberg macht eine Lehre als Kellner, um auf See anheuern zu können, geht aber bald nach Hamburg. Dort trifft er den Bassisten Steffi Stephan, mit dem er in Bands auftritt, kleine Studiojobs annimmt und sonst das Leben in der Großstadt genießt. Sein Ziel, als Musiker reich und berühmt zu werden, lässt er nie aus den Augen. Sein englischsprachiges Album floppt, doch mit der deutschen Single-B-Seite "Hoch im Norden" landet er einen Überraschungshit. Er schreibt weitere Lieder auf deutsch, und erhält die Möglichkeit, sein erstes Konzert in Hamburg geben zu können. Obwohl er dabei betrunken die Treppen hinunterstürzt, wird das Konzert ein voller Erfolg.

Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1 und DTS 2.0) vor. An Bonusmaterial bietet die BluRay eine Featurette, Interviews, den Audiokommentar mit Regisseurin Hermine Huntgeburth und Produzent Michael Lehmann sowie das Musikvideo "Niemals dran gezweifelt" von Udo Lindenberg.

Bereits 1980 verewigte sich Udo Lindenberg auf Film, als er in "Panische Zeiten" Bundeskanzler werden wollte. Nach seinem erfolgreichen Musical "Hinterm Horizont" war es nun wirklich an der Zeit, sein Leben und Frühwerk filmisch zu ehren. Die deutsche Regisseurin Hermine Huntgeburth nahm sich Lindenbergs Geschichte an, und inszenierte "Lindenberg! Mach Dein Ding". Die Hauptrolle übernahm Jan Bülow, der bisher vor allem in Theaterrollen bekannt war, und den Lindenberg als "Geschenk der Panik-Götter" nennt, an seiner Seite spielt Max von der Groeben den Bassisten Steffi Stephan. Die Nebenrollen sind mit hochkarätigen deutschen Schauspielern besetzt, darunter Charly Hübner, Julia Jentsch, Detlev Buck, Martin Brambach, Jeanette Hain und Tim Seyfi.
Die Lindenberg-Songs intoniert Bülow selbst.

Drehbuch und Ausstattung stimmen bis ins kleinste Detail, und so ist es eine Freude für Lindenberg-Fans, immer wieder Referenzen auf des Musikers späteren Lebens zu entdecken, wie das Leben im Hotel oder den Eierlikör, den er während einer Limousine mit seiner Mutter Hermine hervor holt.

"Lindenberg! Mach Dein Ding" klärt zahlreiche Mythen um seine größten Hits auf, unter anderem, was es mit dem "Mädchen aus Ost-Berlin" auf sich hat, oder wer denn nun hinter "Cello" steckt. Wer seine frühen Songs noch nicht kannte, wird sich spätestens in diesem Film darin verlieben. Und ja, der Film bestätigt, dass Udo Lindenberg wirklich das Schlagzeug im Titellied des "Tatort" spielt.

Die Rückblenden auf sein schwieriges Leben mit dem alkoholkranken Vater zuhause machen deutlich, wieso Udo immer schon von zuhause raus wollte, und wieso er seine Mutter so sehr liebte.

Trotz seiner offensichtlichen starken Auftretens und in den Verhandlungen um einen Plattenvertrag, steckt in Lindenberg ein unsicherer Mensch, der an sich selbst zweifelt, und auch dafür nimmt sich der Film die Zeit, das aufzuzeigen.

Der Film spiegelt ganz hervorragend den Zeitgeist der musikalischen Anfänge von Udo Lindenberg wider, die herrlichen Bauten und Ausstattungen von St. Pauli wie auch die Haltung der jungen Menschen, die politischen Ansichten, und die Musik dieser Zeit werden stimmig dargestellt. Auch wird geraucht und Alkohol getrunken, als gäbe es kein Morgen, wie es in dieser Zeit so üblich war.

Es hätte noch so Vieles gegeben, was man über Udo Lindenberg und sein Panik-Orchester hätte erzählen können, doch der Film beschränkt sich bewusst auf die Zeit bis zu seinem ersten großen Auftritt. Die 134 Minuten bieten eine sehr unterhaltsame Zeitreise und einen detaillierten Einblick in Udo Lindenbergs Leben bevor er der deutsche Superstar wurde.

Kein anderer deutschsprachiger Künstler hat die Musik und Kultur so sehr beeinflusst und geprägt wie Udo Lindenberg. Einige seiner kreativen Wortschöpfungen haben es in den täglichen Sprachgebrauch geschafft, und seine Klassiker sind hinlänglich bekannt.
Nach zahlreichen Auszeichnungen, darunter zwei Mal das Bundesverdienstkreuz, war es an der Zeit, diesem großartigen Musiker auch ein filmisches Denkmal zu setzen, was mit "Lindenberg! Mach Dein Ding" ganz hervorragend gelungen ist. Lindenberg-Fans werden jedes Detail dieses Films genießen, alle anderen werden danach ganz sicher Fans seiner Musik werden. Darauf einen Eierlikör!

Pascal May
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