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Venom

Eddie Brock und Venom - zwei Namen, die den meisten noch aus „Spiderman 3“ bekannt vorkommen dürften. Zwar hat man dort schon die Verschmelzung der beiden Charaktere miterleben dürfen, aber ähnlich wie bei Spiderman gibt es auch hier eine Neuauflage, in der die Hintergrundgeschichte von Venom etwas genauer beleuchtet wird. Was hat es mit diesem Symbionten auf sich und wie kam er auf die Erde?

Die Geschichte beginnt mit einem glücklichen Eddie Brock (Tom Hardy), der als erfolgreicher investigativer Journalist eine eigene Serie im Fernsehen hat, „The Eddie Brock Show“, in der er den Finger auf die Probleme der Gesellschaft legt und diverse Missstände aufdeckt. Auch privat läuft für ihn alles bestens. Nachdem er von New York nach San Francisco kam, hat er dort die Liebe gefunden in Form von Anne Weying (Michelle Williams), mit der er in einem kleinen Appartement in der besseren Gegend von San Francisco lebt.

Aber das Blatt wendet sich, als er von seinem Boss mehr oder weniger gezwungen wird ein Interview mit Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed) zu führen. Dieser ist CEO der „Life Foundation“, die sich wohltätigen Zwecken verschrieben hat wie z.B. der Krebsforschung und ähnlichem. Ebenso hat das Unternehmen ein Raketen Programm, mit welchem man hofft, zukünftig Reisen ins All und in ferner Zukunft auch Wohnen im All anbieten zu können. Darüber soll Eddie mit ihm sprechen, doch er wäre nicht der Reporter, der er ist, wenn er nicht auch schmutzige Wäsche finden würde wie, dass die Krebsstudien nicht ganz so medizin-ethisch ablaufen wie sie sollten. Als er Dr. Drake darauf anspricht während des Interviews, ist dieses ganz schnell beendet. Die „Life Foundation“ macht ihren Einfluss geltend und innerhalb eines Tages hat Eddie nicht nur seinen Job verloren, auch Anne verlässt ihn, da ihr ebenfalls gekündigt wurde. So steht der ehemals erfolgreiche Reporter mit einem Mal vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz.

Mehrere Monate versucht er sich mit Gelegenheitsjobs und sonstigem über Wasser zu halten, was ihm mehr schlecht als recht gelingt. Doch plötzlich taucht ein Hoffnungsschimmer in Form von Dr. Dora Skirth (Jenny Slate) auf. Sie ist Mitarbeiterin der „Life Foundation“ und gehört zum engsten Kreis um Dr. Drake. Sie berichtet Eddie von Versuchen an Menschen mit Symbionten, die mit einem der Raketentestflüge auf die Erde gebracht wurden. Dr. Drake versucht mit diesen Symbionten den Menschen zu ermöglichen, im All überleben zu können. Allerdings müssen Wirt und Symbiont genau zusammenpassen, was bisher nicht wirklich der Fall war, so dass schon mehrere Wirte ihr Leben lassen mussten. Sie bittet Eddie mitzukommen und diesen Wahnsinn publik zu machen. Gemeinsam schleichen sie sich ins Labor und es kommt, wie es kommen muss. Natürlich geht es schief und Eddie muss fliehen, ohne zu wissen, dass er aus Versehen mit einem Symbionten in Kontakt gekommen ist, der sich nun als eine Art Parasit in seinem Körper befindet - Venom. Der Verrat durch Dr. Skirth bleibt nicht unbemerkt, und sie verrät, dass Eddie mit ihr im Labor war. Von nun an macht Dr. Drake Jagd auf Eddie und seinen Symbionten, da diese scheinbar perfekt zueinander passen und Eddie weiterhin am Leben ist. Doch Venom hat andere Pläne und so zieht sich die Hetzjagd bis zum großen Showdown dahin, bei dem man sich selbst fragen muss, ob Venom wirklich so böse ist, wie man ihn eigentlich in Erinnerung hat…

Venom kann man schon fast als klassischen Antihelden betiteln. Hat man als Zuschauer die ganzen Comichelden der letzten Jahre vor Augen wie Spiderman, Captain America und Co., so passt Venom definitiv nicht ins Bild. Venom ist eigentlich böse. Er nimmt es in Kauf, wenn Menschen sterben und beißt ihnen auch mal den Kopf ab, nur, um seinen Hunger zu stillen. Und doch… dieser Film beleuchtet eine andere Seite des „Helden“. Es wird erklärt, woher Venom kommt. Dass es noch viele weitere Symbionten im All gibt, die es auf die Erde abgesehen haben. Venom selbst war und ist kein Anführer, sondern nur einer unter vielen, der durch sein Zusammenleben mit Eddie festgestellt hat, dass die Menschen und die Erde ja gar nicht so schlimm sind. Und vielleicht sogar wert, dass man sie (wenn auch auf eine verquere Weise) beschützen muss. Und genau auf diesen Gedanken zielt der Film ab - die andere Seite von Venom zu beleuchten.

Schnell wird bei der Erzählweise des Films und der Geschichte an sich aber klar, dass es sich eigentlich um keinen klassischen Marvel-Film handelt, auch wenn Venom aus dem Marvel-Universum stammt. Federführend ist bei diesem Film Sony und irgendwie merkt man auch, dass dieser Film anders als die bisher bekannten Filme ist. Dies ist jetzt allerdings nicht negativ zu sehen, denn anders ist ja nicht automatisch schlechter.

Besonders auf speziellen Charakteristika bezogen, die man aus den bisherigen Marvel-Filmen kennt wie Humor, Musik etc., merkt man hier die andere Herangehensweise. Der Humor ist spärlicher gesät und nur an wenigen Stellen, an denen er passt, platziert. Die Musik ist rockiger, weniger episch wie bei „Thor-Ragnarök“ oder auch „Avengers - Infinity War“. Vielleicht sind diese Abweichungen und Veränderungen auch gewählt worden, um noch einmal mehr die „Antihelden-Theorie“ zu unterstreichen, dass Venom eben nicht in das Bild des bisher Bekannten passt und passen soll.

Der Film selbst dreht sich nur um wenige Hauptakteure und der Fokus liegt ganz auf ihnen, ihrer Geschichte und ihren Beziehungen zu- und ihren Aktionen miteinander. Man wird als Zuschauer nicht durch zu viele Handlungsstränge und Charaktere abgelenkt und kann sich auf die eigentliche Geschichte konzentrieren.

Die Wahl von Tom Hardy als Eddie Brock stellt sich als absolut richtig heraus. Es gelingt ihm, den Zwiespalt zwischen Eddie und Venom wiederzugeben, dass Venom für sich selbst handelt und Eddie hierbei oft nur Mittel zum Zweck ist. Michelle Williams als Eddies ehemalige Verlobte wirkt hingegen ein wenig blass. Ihr Charakter ist eigentlich eine ziemlich toughe Frau, die noch immer zu Eddie hält, auch nachdem sie erkannt hat, dass dieser von einem Symbionten besessen ist, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt. Anne will ihm helfen und unterstützen, was durch die Darstellung von Michelle Williams nicht ganz authentisch herüberkommt. Diverse Emotionen kauft man ihr leider nicht zu Hundertprozent ab.

Unglücklicherweise zieht sich dies auch durch einen großen Teil der Besetzung, was ein wenig den Wermutstropfen darstellt. Denn eigentlich ist das Konzept mit nur wenigen Hauptcharakteren nicht verkehrt, um so den Zuschauer besser mit einbinden zu können. Aber hier hat man leider z.T. auch etwas klischeebehaftet Rollen besetzt mit Personen, die den Rollen nicht ganz gerecht werden konnten. So wirken manche Charaktere leider doch sehr flach, was durch ihre Charakterisierung anhand des Filmes noch zusätzlich unterstrichen wird.

Alles in allem handelt es sich bei „Venom“ um einen Actionfilm, der ein wenig Anlaufschwierigkeiten hat, dessen Story dann aber rasant an Fahrt aufnimmt, unterstützt von Special Effects wie die Animationen der Symbionten und Kämpfe Venoms. Die Charaktere hingegen bleiben z.T. etwas blass und flach, so dass der Film sich in der Gesamteinschätzung bei „sehenswert“ (oder in Schulnoten gesprochen zwischen zwei und drei) einpendelt.

Denise Kollmann