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Die Unverbesserlichen

Guillaume Lipaire ist ein Gelegenheitsgauner und sieht endlich seine Chance gekommen, schnell an viel Geld zu kommen. In seinem früheren Leben hieß Guillaume noch Wilhelm Liebherr und war Apotheker. Aber nach seiner Scheidung hat er im südfranzösischen Port Grimaud nahe St. Tropez eine neue Heimat gefunden und sein altes Leben in Deutschland aufgegeben. Sein neuer Name passt einfach besser zu Frankreich, zumal er sich zugutehält, dass er wie der berühmte Alain Delon in seinen späten Jahren aussieht. Sein Geld verdient er nun als Hausmeister für die Inhaber von Zweitwohnsitzen und Villen, die er hin und wieder zweckentfremdet zu seinen Gunsten an Touristen vermietet. Doch eines Tages findet er in einem der Häuser einen Toten, einen Mann, der offenbar eine große Summe Geld erwartete. Lipaire ist sofort davon überzeugt, dass eine alteingesessene Adelsfamilie dahintersteckt, und dass es um ein Rätsel geht, dessen Lösung ihn zu einem reichen Mann machen könnte. So weiht er seinen guten Freund Karim ein, denn die beiden verbindet fast eine Vater–Sohn–Beziehung. Karim ist als Wassertaxifahrer unterwegs und nutzt sein Gefährt hin und wieder ebenfalls für private Zwecke. Doch es bleibt nicht nur bei Karim, so langsam erfahren immer mehr gute Freunde, die sich mit kleinen Gaunereien über Wasser halten, von Guillaumes angeblicher Schatzsuche. Da ist die Eisverkäuferin Jacqueline, Ex-Fremdenlegionär Paul, Delphine, die einen Handyladen betreibt und zuletzt die 84jährige Lebedame Lizzy. Ein jeder dieser schrägen Truppe schlägt sich auf seine eigene Art und Weise mit den einen oder anderen legalen oder nicht so ganz legalen Möglichkeiten durch sein Leben. Guillaume versucht mit seinen Freunden, den Adeligen zuvorzukommen, aber die versnobten und zerstrittenen Mitglieder der Unternehmerfamilie, Besitzer der größten Villa vor Ort, sind leider nicht so naiv, wie Lipaire und Konsorten gerne glauben würden. Somit beginnt ein witziges und turbulentes Wettrennen um ein Rätsel, das sich nicht so einfach lösen lässt.

Volker Klüpfel und Michael Kobr kennen sich schon länger, als sie sich nicht kennen: seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im Allgäu-Gymnasium in Kempten. Nach dem Studium wurde Klüpfel Journalist, Kobr Realschullehrer. Inzwischen sind sie beide Vollzeit-Autoren und vor allem durch die Krimis mit Kommissar Kluftinger bekannt.

Nun hat sich das Allgäuer Autoren-Duo also ganz was Neues einfallen lassen. Sie sind ja inzwischen im deutschsprachigen Raum bekannt durch ihre Kluftinger-Krimis. Mit Monsieur Lipaire haben sie einen ganz neuen Charakter geschaffen. Die Handlung dieses Romans spielt an der schönen Côte d’Azur, wie schon der Einband, der meiner Meinung nach sehr gelungen ist, verrät und nicht im Allgäu, wie man es aus bisherigen Werken kennt. Das Buch ist durchwegs unterhaltsam, aber zwischendurch hat der Lesende ab und an doch etwas Mühe, den ganzen Verwicklungen zu folgen. Liegt vielleicht auch daran, dass es gilt, eine doch recht große Anzahl von Mitwirkenden vorzustellen. Die buntgewürfelten Charaktere sind sehr amüsant beschrieben und einzelne Episoden geben immer wieder Anlass zum Schmunzeln. Die Handlung selbst ist mit vielen Gags bestückt, manchmal hätten es nach meinem Geschmack vielleicht sogar ein paar weniger sein dürfen. Es bleiben am Ende natürlich einige Rätsel ungelöst, denn es soll mit Lipaire und seinen Freunden ja noch weitere Geschichten geben. Wer sich schon jetzt auf die Fortsetzung an der Côte d’Azur vorbereiten und sein Französisch wieder etwas aufpolieren möchte, der findet im Anhang einen Glossar mit den wichtigsten französischen Ausdrücken und der deutschen Übersetzung.

Alles in allem ist "Die Unverbesserlichen" ein netter, schräger und witziger Roman, der vor allem die Liebhaber von Cozy Krimi-Romanen begeistern wird. Also bitte nicht den Fehler machen und das Buch mit den Allgäu Romanen vergleichen. Da ich persönlich ein leidenschaftlicher Kluftinger-Fan bin, der dessen Abenteuer absolut liebt, muss ich mich ebenfalls an die neuen Gestalten wie auch die Location erst noch etwas gewöhnen. Mal sehen, was der zweite Band so bringen wird und ob dann der Funke endgültig auch auf mich überspringt.

Andrea Müller
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