Die amerikanische und wohlhabende Familie Thomas liebt es, auf der schönen Insel Saint X in den kleinen Antillen ihren alljährlichen Urlaub zu verbringen. Natürlich sind die beiden Töchter Alison und Claire mit dabei. Alison ist bereits 17 Jahre und Claire dagegen erst 7 Jahre alt. Alison ist der Liebling ihrer Eltern, sie ist sehr hübsch und flirtet gerne mit allen Männern auf der Insel. Gern wäre Claire so beliebt wie ihre große Schwester, auch wenn sie ja noch wesentlich jünger ist als sie. Abends schleicht sich Alison häufig davon und trifft sich gerne mit einheimischen, schwarzen Jungs, die meist im Hotelservice arbeiten. Außerdem ist sie mit Freude immer auf der Suche nach Abenteuern. Doch am letzten Urlaubstag ereignet sich eine Tragödie für die Familie Thomas: Alison ist am Abend auf einmal verschwunden und niemand weiß, wo sie ist!
Später wird sie tot im Wasser gefunden. Keiner weiß genau, was passiert ist, und niemand kann für den Tod verantwortlich gemacht werden.
Viele Jahre später lebt Claire alleine in New York. Ihre Eltern sind damals nach dem Unglück an die Westküste gezogen, um dort ein neues Leben anzufangen. Zu ihren Eltern pflegt sie keinen Kontakt mehr. Sie war sich immer bewusst, dass sie nie mit ihrer Schwester mithalten konnte, aber dieser Vorfall scheint das einzig Wichtige in ihrem Leben zu sein, und es lässt sie bis heute nicht los. Eines Tages steigt sie in New York in ein Taxi und durch puren Zufall meint sie den Fahrer wiederzuerkennen. Sein Name ist Clive Richardson, einer der damals Verdächtigen auf der Insel. Er musste seine Heimat verlassen und lebt nun alleine in New York. Dies lässt Claire nicht mehr los, und sie versucht in Kontakt zu ihm zu kommen. Mit der Zeit gewinnt Claire tatsächlich immer mehr das Vertrauen von Clive. Sie will unbedingt wissen, wie es damals zu dem Unglück mit Alison kam. Doch wird ihr das gelingen, und vor allem was bringt ihr das am Ende? Erkenntnisse, neue Schmerzen und Trauer oder gar die Wahrheit? Egal, was kommt, denkt sich Claire, und lässt nicht locker, denn sie will endlich die Wahrheit über den Verlust ihrer großen Schwester erfahren.
Alexis Schaitkin studierte in Princeton und in Virginia. Ihre Erzählungen und Essays sind unter anderem in der “The New York Times“, „The Southern Review“, „Ecotone“ und „The Best American Nonrequired Reading“ erschienen. Sie lebt in Williamstown, Massachusetts.
"Saint X" ist ein sehr bewegender Roman, der viele Themen aufgreift. Er entpuppt sich als vielschichtige Studie über den Umgang mit dem Tod, mit Verbrechen sowie Rassismus und bestimmte Privilegien von Menschen. Sehr interessante Themen, die schon beim Lesen nachdenklich stimmen und berühren. Immer wieder kommt es zu Szenenwechseln und Rückblenden innerhalb der Familie, aus denen sich dann zunehmend ein Mosaik zusammensetzt, wie und warum diese Familie so schwer zu leiden hat. Aber auch das tägliche Leben auf der Karibikinsel Saint X wird beschrieben, und deren Perspektiven werden ebenso beleuchtet. Zum Ende hin werden all diese einzelnen Fäden zu einem Konstrukt versponnen, welches letztendlich zu einem wendungsreichen Ergebnis führt. Eine rundum, trotz all dieser schwierigeren Themen, gelungene Mischung aus Gesellschaftsroman und Krimi, mit einer unterhaltsamen, fesselnden und beeindruckenden Story, perfekt mit viel Gefühl erzählt und in meinen Augen bestens gelungen. Ich schaue schon mit Spannung auf das nächste Werk der Autorin, und lasse mich gerne überraschen, wohin der Weg dann führen wird.
480 Seiten, Ullstein Hardcover Verlag, 24,00 Euro