Nur wenige Fernsehserien schaffen es, den Spannungsbogen auch über mehrere Staffeln nicht abflachen zu lassen und garantieren für durchgehend spannende Unterhaltung. Zweifellos gehört die kanadische Erfolgsserie "Orphan Black" dazu, die, von BBC America produziert, nun in die vierte Runde geht.
Sarah Manning und ihre Klon-Schwestern sind dem Geheimprojekt von Dyad weiterhin auf den Fersen, um die Hintergründe zu den Klon-Projekten Leda und Castor herauszufinden. In ihren Recherchen dringen sie immer weiter in dem verworrenen Firmen-Geflecht vor, und stoßen auf neue Zweige, Firmen und höchst fragwürdige Machenschaften, darunter der Produktion perfekter Babys.
Sarah ist zusammen mit ihrer Tochter Kira, "Mrs. S" und deren Mutter Kendall nach Island geflüchtet, als sie einen Tipp bekommen, dass ihr Versteckt aufgeflogen ist. Einmal mehr müssen sie alles stehen und liegen lassen und begeben sich wieder einmal auf die Flucht vor Dyad, woraufhin sie in einem neuen Geheimversteck unterkommen. Cosima forscht in einem improvisierten Labor unterhalb eines Comic-Ladens weiter an ihrer DNA, wobei es ihr gesundheitlich immer schlechter geht. Die mit Zwillingen schwangere Helena lebt weiterhin bei Alison und ihrem Mann Donnie, leert regelmäßig den Kühlschrank und hat die Handarbeit für sich entdeckt, möchte den beiden aber nicht weiter zur Last fallen und verschwindet. Alison ist als perfekte Mutter und Elternvorsitzende ganz in ihrem Element, möchte nun sogar ein Musical aufführen und am liebsten nichts mehr mit den anderen Klonen zu tun haben. Rachel erholt sich nach ihren zahlreichen Verletzungen im Keller eines Hauses, wo sie von Prof. Susan Duncan, Leiterin des Klon-Projekts, gefangen gehalten wird. Krystal Goderich ermittelt auf eigene Faust, um herauszufinden, wer sie ist und was es mit den Klonen auf sich hat, wobei sie recht erfolgreich ist. Und dann ist da noch ein neuer Klon, genannt "MK", eine IT-Spezialistin, die der verstorbenen Beth bei ihren Recherchen geholfen hat und nun auch Sarah in ihren Nachforschungen weiterhilft. "Fee" zickt herum, unterstützt die Klone aber weiter, wenn sie ihn brauchen.
Zusammen mit ihrem Freund bei der Polizei, Art, erfährt Sarah mehr über Beth und wieso sie sich das Leben genommen hat, nachdem sie geheime Videoaufzeichnungen gefunden haben. Sarah muss aber auch mit eine beunruhigen Tatsache klar kommen, dass ihr ein Parasit in den Mund implantiert wurde. Alison und Donnie werden von ihrer Vergangenheit eingeholt, nachdem Donnie Gefallen daran findet, für die Klone in immer neue Rollen zu schlüpfen. In ihrer Verzweiflung lässt sich Cosima auf einen Deal mit Susan ein, von dem sie sich ihre Rettung erhofft, der aber sabotiert wird.
Die Frage bleibt, ob sich Sarah und die Klone gegen die mächtigen Strukturen hinter Dyad wehren und durchsetzen können, und letzten Endes hinter deren Geheimnis kommen.
Die zehn Folgen der vierten Staffel der TV-Serie liegen auf drei DVDs in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich auf knapp 60 Minuten die Featurettes "Back to the Beginning", "Body Horror" und "Closer Looks".
"Orphan Black" gehört ganz sicher zu den besten und spannendsten Fernsehserien, die es derzeit auf dem Markt gibt, auch wenn sie eher ein Nischendasein fristet. Die Story wird auch in der vierten Staffel nicht langweilig, weil sie sehr vielschichtig ist und hervorragend in all ihren Facetten erzählt wird. Die schauspielerische Leistung von Tatiana Maslany, die inzwischen die Serie mit produziert, ist schlichtweg umwerfend, wie sie gut 90 Prozent der Bildschirmzeit füllt, wenn sie alle Klone überragend spielt und in jeder Rolle überzeugt. Dafür wurde sie zurecht mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Prime Time Emmy für herausragende Leistungen als Hauptdarstellerin in einer Drama-Serie. Auch die Nebenrollen sind herausragend besetzt, und so macht es viel Spaß, der komplexen Geschichte mit ihren schnellen Wendungen und ihren sehr unterschiedlichen Charakteren zu folgen.
Die erste Folge der vierten Staffel ist recht verwirrend und macht es schwer, wieder in die Story von "Orphan Black" reinzukommen, weil zunächst Beths Geschichte erzählt wird, und die Serie nicht da wieder einsteigt, wo sie in der dritten Staffel geendet hat. Dafür erfährt der Zuschauer nun endlich mehr über Beth und ihre Recherchen, und auch wieso sie sich zu Beginn der Serie vor den Zug gestürzt hat. Im Verlauf der Staffel gibt es zahlreiche Rückblenden, in denen alle mehr über das geheime Leben von Beth erfahren und bisherige Wissenslücken beim Zuschauer geschlossen werden.
Alles in allem läuft die Story langsam auf ein spektakuläres Ende hin, nachdem bekannt wurde, dass die fünfte Staffel auch die letzte sein wird und die Geschichte dann abgeschlossen werden soll, doch bis dahin wird noch jede Menge passieren und erklärt werden müssen. So wird die Geschichte um Sarah und ihre Klon-Schwestern weiter rasant erzählt wie bisher auch, öffnet neue Handlungsstränge und schließt fertig erzählte.
"Orphan Black" ist auch in der vierten Auflage ein perfekter Genre-Mix aus Drama, Krimi und Science-Fiction, wie man ihn besser nicht schreiben und produzieren könnte, und der zurecht international mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Am besten also reichlich Getränke und Knabberzeug bereit stellen, auf "alle Episoden abspielen" klicken und am besten die zehn Folgen am Stück ansehen. Am Ende angekommen lässt einen die Serie zwar wieder atemlos zurück, aber man fühlt sich bestens unterhalten und freut sich auf ein furioses Finale. Besser geht's nicht!
KAN 2016, 420 Minuten
mit Tatiana Maslany, Maria Doyle Kennedy